About Factinsect KG
- Founders: Romana Dorfer, Silja Kempinger
- Founded in: 2020
- Employees: 2
- Money raised: Seed Stage - offen für Investoren und Investorinnen
- Ultimate goal: Wir wollen der Gesellschaft eine gemeinsame Faktenbasis zurückgeben - für ein friedliches Miteinander
In den Jahren 2015/16 flüchteten rund zwei Millionen Menschen in die Europäische Union. Das und die damit verbundenen Probleme führten zu vielen Falschmeldungen in den Medien. Die Folge waren Rassismus und Übergriffe auf Menschen mit Migrations-Hintergrund. Romana Dorfer und Silja Kempinger beschlossen unabhängig voneinander, sich der steigenden Gefahr durch Fehlinformationen zu stellen. Die Sozioökonomin Silja begann Medienkompetenz-Trainings abzuhalten und die Software-Entwicklerin und KI-Expertin Romana nahm die Forschung an einer geeigneten Software auf. Als der Prototyp 2020 stand, fand sie in Silja eine Mitgründerin. Seither wurde das Start-up mehrfach ausgezeichnet und die Software wird auf der Innovationsplattform IÖB der österreichischen Bundesbeschaffung GmbH als verwaltungstaugliche Innovation empfohlen.
In dieser Folge der Serie Start-up of the Day spricht Silja über Factinsect und die Herausforderungen des Gründens:
Wie können wir uns die Anwendung Ihrer Software gegen Falschmeldungen vorstellen?
Factinsect vergleicht fragwürdige Textinhalte mit jenen in ausgewählten Qualitätsmedien. Die Künstliche Intelligenz erkennt, ob die Texte einander bestätigen oder widersprechen – auch dann, wenn sie unterschiedlich formuliert sind. Nutzer erhalten innerhalb weniger Sekunden einen klaren Hinweis auf die Glaubwürdigkeit der Informationen. Die Software kann über das Factinsect Browser-Plug-In oder direkt auf der Homepage www.factinsect.com genutzt werden. Wobei die Factinsect-Technologie nicht nur für den klassischen Fakten-Check genutzt werden kann, sondern auch als High-tech-Suchmaschine im Bereich des Wissensmanagements.
Welches Problem lösen Sie und warum ist das wichtig?
Manuelle Faktenprüfungen, wie wir sie zum Beispiel von Organisationen wie Correctiv oder Mimikama kennen, sind zeitaufwändig und fehleranfällig. Aber nach wie vor nutzen selbst große Konzerne wie Facebook/Meta primär menschliche Arbeitskraft, um Falschmeldungen zu identifizieren. Denn bestehende automatisierte Lösungen sind intransparent oder ungenau. Das ist das Problem, das wir mit unserem automatisierten Fakten-Check lösen. Wir liefern innerhalb weniger Sekunden ein Ergebnis, das einen klaren Hinweis auf die Glaubwürdigkeit der Informationen gibt. So wissen Nutzer, ob sie noch weitere Recherchen anstellen sollten, um sich eine Meinung zu bilden. Das System ist vollkommen transparent und zeigt an, mit welchen Qualitätsmedien die betreffende Meldung verglichen wird und welche Textabschnitte bestätigt oder widerlegt wurden. Interessierte Unternehmen wie Soziale Netzwerke oder Medien, können Factinsect via API direkt in ihre Systeme einbinden.
Unsere langfristige Vision ist es, der Gesellschaft eine gemeinsame Faktenbasis zu geben und so einen Beitrag für eine friedliche und sichere Zukunft zu leisten.
Was war das größte Hindernis, das Sie überwinden mussten?
Das Start-up-Leben ist eine aufregende Achterbahnfahrt. Wir haben schon zahlreiche Hindernisse überwunden und Factinsect so auf einen sehr guten Weg gebracht. Unsere tägliche Arbeit erfüllt uns mit Stolz und Freude! Zu unseren größten Herausforderungen zählt es, mit nur zwei Personen ein Start-up in einer Wachstumsbranche zu führen. Um diese enorme Aufgabe besser bewältigen zu können, bieten wir eine Investment Opportunity an.
Welche Leistungen haben Sie wirklich stolz gemacht?
Wir haben eine ganze Reihe an Auszeichnungen erhalten, wie etwa den ersten Platz beim Gründerinnentag 2021 der Zeitschrift Wienerin. Im selben Jahr waren wir im Finale der European Women Start-up Competition und gewannen den Mini-Accelerator Start-up Live im Talent Garden Austria. 2022 waren wir mit einigen der vielversprechendsten Start-ups der Steiermark im High-Tech Inkubator Science Park. Außerdem waren wir Teil des EU Media Futures Accelerator und haben gemeinsam mit Start-ups und Künstlern und Künstlerinnen aus ganz Europa an der großen Frage des Umgangs mit Desinformation und der Zukunft unserer Gesellschaft gearbeitet. Last but not least wurde Romana 2022 zur Steirerin des Jahres gekürt.
Wie schwer war es, eine Finanzierung zu bekommen?
Wir haben verschiedene Förderungen erhalten, die uns ermöglichten, die Software und die Künstliche Intelligenz weiterzuentwickeln. Derzeit bieten wir Investorinnen und Investoren die Möglichkeit, mit ihrem Investment bei Factinsect einzusteigen und damit nicht nur in eine technisch ausgefeilte Lösung, sondern auch in ein wichtiges Zukunftsthema zu investieren, das uns sicher noch viele Jahrzehnte beschäftigen wird. Ideal wäre ein Angel Investor mit Erfahrung in der Medien-Branche.
Wie sind die Bedingungen an Ihrem Standort Graz?
Graz bietet viele Möglichkeiten und ein inspirierendes Umfeld für Start-ups. Ein starker und wichtiger Partner ist uns die Steirische Wirtschaftsförderungsgesellschaft.
Wo möchten Sie mit Factinsect in fünf Jahren sein?
Unser wichtigstes Ziel ist es, die negativen Effekte von Falschmeldungen einzudämmen und den Menschen eine gemeinsame Basis an Fakten für ein friedliches Miteinander zurückzugeben. Dieses Ziel können wir jedoch nur mit einem entsprechenden wirtschaftlichen Erfolg erreichen. Derzeit ist Factinsect auf Deutsch für österreichische Medien erhältlich. Die englischsprachige Version mit Medien aus den USA befindet sich in der Entwicklungsphase. Aber die Skalierbarkeit des Systems erlaubt es in Zukunft ganz einfach, weitere Medien und Sprachen aufzunehmen.
Was macht Factinsect besser/anders als existierende Dinge?
Unsere Künstliche Intelligenz ist anderen Lösungsansätzen für ähnliche Anwendungen deutlich überlegen. Sie erkennt und vergleicht Textinhalte, auch wenn sie anders formuliert sind. Der deutlichste Vorteil gegenüber manuellen Fakten-Checks ist der Zeitfaktor: Das Factinsect-Ergebnis erscheint innerhalb weniger Sekunden.
Uns ist es wichtig, nur mit Geschäftspartnern zu arbeiten, die die Unabhängigkeit unserer Faktenprüfung uneingeschränkt respektieren. Darüber hinaus entspricht unsere Software den ethischen Richtlinien für vertrauenswürdige KI der Europäischen Union.
Danke für das Gespräch.
Möchten Sie mehr Beiträge über Start-ups lesen? Weitere Folgen dieser Serie finden Sie hier.