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In München und anderen Großstädten sind Probleme rund um ein schnelles Internet nur selten Thema. Sobald man sich aber aus dem Einzugsgebiet der Metropolen wegbewegt und in ländliche Gebiete vordringt, gibt es immer noch jede Menge weiße Flecke auf der Landkarte der Versorger. Und das in Deutschland.

In Regionen wie der südamerikanischen Pampa, dem afrikanischen Busch oder Inseln im Pazifik ist zum großen Teil überhaupt nicht an irgendeine Internetverbindung zu denken, geschweige denn eine schnelle. Insgesamt sollen weltweit sage und schreibe drei Milliarden Menschen ganz ohne Internetanbindung sein. Für alle leidgeplagten Bewohner solcher mehr oder weniger abgeschiedenen Orte gibt es aber eine Lösung – und die kommt aus Gilching bei München, von Mynaric.

Das 2009 von ehemaligen Mitarbeitern des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) gegründete Unternehmen ist ein Hersteller von Laserkommunikationstechnologien zum Aufbau von dynamischen Kommunikationsnetzwerken in der Luft und im Weltall. Zu den Produkten für die kabellose Datenübertragung gehören Bodenstationen und Laserterminals, die es ermöglichen, sehr umfangreiche Datenmengen mit hoher Geschwindigkeit über lange Strecken kabellos zu übermitteln.

Die Technik von Mynaric „kommt da zum Einsatz, wo Glasfaser nicht möglich ist“, heißt es. „Ganz allgemein liegen Anwendungsfelder überall dort, wo große Datenmengen zwischen Flugzeugen oder Satelliten oder von diesen Plattformen zum Boden übertragen werden müssen. Im speziellen arbeiten eine ganze Reihe von internationalen Unternehmen an einem Internet über den Wolken, für das die Laserkommunikation eine Schlüsseltechnologie darstellt. Hier sollen viele hundert bis tausend Flugzeuge, Drohnen, Höhenballons oder Satelliten untereinander vernetzt werden, um dort Zugang zum Internet zur Verfügung zu stellen, wo Glasfaserkabel im Boden nicht praktikabel oder schlicht zu teuer sind.“

Das träfe einerseits auf diese wirtschaftlich schwächeren Gegenden mit geringerer Besiedelung zu, aber auch auf Schiffe oder Flugzeuge. In den Städten werde man sicher auch in Zukunft auf im Boden verlegte Glasfaserkabel bauen, da diese Technologie sehr hohe Datenraten zulässt, glaubt man bei Mynaric. In dünner besiedelten Gebieten werden sich aber auf Dauer Netzwerke in der Luft oder im Weltall wegen der besseren Wirtschaftlichkeit durchsetzen.

„Der Endnutzer wird sich am Ende sowieso keine Gedanken mehr machen, über welches Netzwerk seine Daten abgewickelt werden. Wir sprechen von einer Zukunft in der eine Verbindung zum Internet von wirklich jedem Ort der Welt so selbstverständlich ist, wie die Luft zum Atmen. Mehr noch: Selbst im luftleeren Weltall werden wir omnipräsente Internetanbindung haben.“

Erster Schritt bereits 2011

Im Jahr 2011 konnte zum ersten Mal eine stabile Verbindung von einem Flugzeug zum Boden hergestellt werden. „1 Gigabit pro Sekunde über 60 Kilometer Distanz von einem Flugzeug, das sich mit 750 Stundenkilometern bewegt, stark vibriert, Kurven fliegt usw. Viele haben es für aussichtslos gehalten, eine so präzise Technologie wie Laserkommunikation in einem so harschen Szenario zu verwenden“, erläutert Sven Meyer-Brunswick, Director Communications & Corporate Growth.

„Schließlich muss der schmale Laserstrahl zwischen Bodenstation und Flugzeug ganz präzise ausgerichtet werden. Zum Vergleich: unsere Systeme schaffen eine Präzision, die eine aus der Hosentasche fallende Münze aus mehr als einem Kilometer Entfernung verfolgen kann. Der Test ist damals sehr erfolgreich verlaufen. Bis heute konnte uns das weltweit niemand nachmachen.“

Nach der erstmaligen Auslieferung einer optischen Bodenstation für die Satellitenkommunikation begann Mynaric im September 2018 mit der Serienproduktion von zwei Arten optischer Bodenstationen, die für die Laserkommunikation zwischen Luft- und Raumfahrzeugen und dem Boden einsetzbar sind. „Das ausgelieferte erste Gerät ist damit bereit, breitbandige bidirektionale Datenverbindungen mit Satelliten im niedrigen Erdorbit mit Geschwindigkeiten von bis zu 10 Gbps und über Distanzen von bis zu 1.400 km zu realisieren“, hieß es in der Pressemitteilung.

„Die Auslieferung dieser Bodenstation für die Satellitenkommunikation verdeutlicht die Wirksamkeit unserer internen Entwicklungs- und Produktionsprozesse – beides Schlüsselelemente für die Positionierung von Mynaric als ‚go-to‘ Zulieferer für Laserkommunikationsprodukte. In Folge fahren wir nun unsere Bestrebungen hoch, die Produktion von Bodenstationen für die Verbindung von Assets im Weltall zu skalieren”, sagte Dr. Markus Knapek, Gründer und Vorstandsmitglied von Mynaric.

Bodenstationen, Air-Terminals und Weltraumterminals

Luft-Boden-Stationen bieten Laserverbindungen von Flugzeugen und unbemannten Luftfahrzeugen zum Boden; Raum-Boden-Stationen bieten Laserverbindungen zum Boden von Satelliten. „Die Bodenstation GS-200 ist ein optisches Freiraum-Kommunikationsendgerät für terrestrische Anwendungen. Es wird für die bidirektionale Datenkommunikation eingesetzt und bietet in Verbindung mit unserem Luft-Boden-Terminal MLT-70 eine vollständige 10-Gbit/s-Verbindung zu jedem Flugzeug oder jeder stratosphärischen Plattform.“

Die Bodenstation wird typischerweise für bidirektionale Daten- und natürlich auch Mobilfunkverbindungen zu und von Flugzeugen verwendet, die in der normalen zivilen Luftfahrt oder auch Drohnen oder Ballons in der Stratosphäre eingesetzt werden. Ihr robustes Design ermöglicht den Betrieb unter rauen Umgebungsbedingungen wie Regen, starkem Wind und großen Temperaturschwankungen.

Air-Terminals ermöglichen Hochgeschwindigkeitslaserverbindungen zwischen Flugzeugen, Ballonen, Drohnen oder anderen unbemannten Luftfahrzeugen und von diesen zum Boden. „Das Laserterminal MLT-70 ist ein optisches Freiraum-Kommunikationsendgerät für Anwendungen in der Luft. Es wird für die bidirektionale Datenkommunikation eingesetzt und bietet in Verbindung mit unserer GS-200 Bodenstation eine komplette 10 Gbit/s-Verbindung zu jedem Flugzeug oder jeder stratosphärischen Plattform.“

Weltraumterminals bieten sichere, schnelle Verbindungen zwischen Satelliten über große Entfernungen hinweg. „Das Inter-Satelliten-Link-Terminal MLT-80 ist ein optisches Freiraum-Kommunikationsendgerät für Inter-Satellitenverbindungen im erdnahen Orbit (LEO).“

Die Weltraumterminals sind so konzipiert, dass sie sowohl einzelne Satelliten als auch ganze Konstellationen von Hunderten oder sogar Tausenden von Satelliten im niedrigen Erdorbit miteinander verbinden können und Breitbandverbindungen zum und vom Boden bereitzustellen.

Bei Mynaric geht man davon aus, dass auf auf Laserkommunikation basierende Netzwerke in der Luft und im Weltall in der Zukunft eine ähnliche Rolle wie das bestehende Glasfasernetzwerk im Boden spielen werden.

Foto: Pixabay