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In Ballungsräumen sind auf engem Raum viele kritische Infrastrukturen versammelt, welche Dienste wie Strom, Wasser, Gas, Lebensmittel, Treibstoff, Kommunikation, Schiene, etcetera sicherstellen. Angriffe auf diese Systeme haben durch die Digitalisierung eine neue Dimension bekommen.

Infrastrukturen wie die Energieversorgung oder die Verkehrssteuerung basieren auf cyber-physischen Systemen. Das sind Verbünde aus Software sowie mechanischen und elektronischen Teilen, die über eine Daten-Infrastruktur wie das Internet kommunizieren.

Angriffe auf cyber-physische Systeme

Ein Beispiel für einen Angriff auf ein cyber-physisches System ist die Attacke, die 2015 in Kiew die Stromversorgung für einige Stunden ausfallen ließ. Die Angreifer hatten Schadsoftware auf Rechner eines Energieversorgers eingeschleust und die gesamte Steuerung des Kraftwerks übernommen.

Angriffe auf Soft Targets

Aber auch Angriffe auf Soft Targets würden sich auf die Infrastruktur- Netzwerke auswirken. Unter Soft Targets versteht man für Terroranschläge attraktive Ziele im öffentlichen Raum, wie dies etwa durch den Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt 2016 demonstriert wurde.

Folgen von Angriffen auf Infrastrukturen

Österreich zählt nach den Vereinigten Staaten von Amerika zu den Top Zielländern von Cyber-Angriffen. Das geht aus dem F-Secure/Attack Landscape Report 2019 hervor. Jetzt arbeitet ein Team am Institut für Angewandte Informatik an der Universität Klagenfurt, an einer Simulation, welche die Folgen von Angriffen berechnet. Der Fokus liegt auf den dynamischen Zusammenhängen zwischen den Infrastrukturen. Zum Beispiel wirkt sich der Ausfall der Energieversorgung auch auf die Warmwasserversorgung, Kühlsysteme in Supermärkten, lebenserhaltende Instrumenten in Krankenhäusern und den Betrieb der öffentlichen Verkehrsmittel aus. Diese Effekte und potenzielle Kaskadeneffekte gilt es zu simulieren.

Simulation potenzieller Bedrohungen

Das Projekt läuft unter dem Titel ODYSSEUS und bildet ein domänenübergreifendes Risikomodell der Stadt Wien ab. Der digitale Zwilling wird auf Basis vorhandener Daten konstruiert. Für eine möglichst realitätsnahe Nachbildung werden Techniken der künstlichen Intelligenz eingesetzt.

Das Modell bildet die Basis zur Simulation potenzieller Bedrohungen. Neben von Menschen verursachten Zwischenfällen, werden auch Naturkatastrophen simuliert.

Erwartbare Auswirkungen von Bedrohungen

Eines der zentralen Ergebnisse von ODYSSEUS wird eine Simulationsumgebung sein, welche eine detaillierte Bewertung der Auswirkungen von Bedrohungen unter Berücksichtigung der städtischen Bevölkerung ermöglicht. Die Ergebnisse liefern eine Beschreibung der potenziellen Kompensations- und Verdrängungsmechanismen, welche innerhalb des Netzwerks der Infrastrukturen beziehungsweise den öffentlichen Räumen zu erwarten sind. Aus den Erkenntnissen können zielgerichtete vorbeugende Sicherheitsmaßnahmen abgeleitet, dargestellt und evaluiert werden. Angestrebt wird eine detaillierte Risikoanalyse, welche zum Schutz der kritischen Infrastrukturen beiträgt.

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