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Ein Forscherteam der Universität des Saarlandes unter Leitung von Martina Sester, Professorin für Transplantations- und Infektionsimmunologie, hat in den vergangenen Wochen die Immunreaktion von 250 Personen auf Impfungen gegen COVID-19 mit den Wirkstoffen von Astrazeneca und Biontech untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass diejenigen, die bei ihrer Erstimpfung eine Dosis Vaxzevira (Astrazeneca) und bei der Zweitimpfung eine Dosis Comirnaty (Biontech) bekommen hatten, die beste Immunreaktion zeigten. Dabei war die Abwehrreaktion des Körpers sogar noch etwas höher als nach zwei Dosen des Biontech-Impfstoffs.

Von den 250 Personen war ein Teil zwei Mal mit Astrazeneca geimpft worden, ein Teil zwei Mal mit Biontech/Pfizer und ein weiterer Teil hatte im Abstand von neun bis zwölf Wochen eine sogenannte heterologe Impfung aus beiden Impfstoffen bekommen. Ein paar waren mit dem Moderna-Impfstoff oder einer Kombination aus Astrazeneca und Moderna geimpft worden.

Beste Immunreaktion

“Vor dem Hintergrund, dass die Ständige Impfkommission die heterologe Impfung im März ohne eigentliche Zulassungsstudien empfehlen musste, werden Analysen wie unsere aus dem Labor für Transplantations- und Infektionsimmunologie dringend benötigt”, erläutert Martina Sester. “Wir haben bei den geimpften Personen nicht nur untersucht, wie viele Antikörper sie gegen das Coronavirus gebildet haben, sondern wir haben auch die Wirkstärke der sogenannten neutralisierenden Antikörper bestimmt. Diese gibt uns Auskunft darüber, wie gut die Antikörper das Virus davon abhalten, in die Zellen einzudringen.“

Bei der Analyse der Antikörper-Bildung zeigte sich, dass eine Kombination aus Astrazeneca und Biontech oder zwei Impfungen mit Biontech wesentlich wirksamer waren als eine zweifache Impfung mit Astrazeneca. Dabei war die Produktion von Antikörpern nach den ersten beiden Kombinationen etwa zehn Mal so hoch wie nach zwei Dosen Astrazeneca. Und: “Bei den neutralisierenden Antikörpern zeigte die kombinierte Impfstrategie sogar noch leicht bessere Ergebnisse als eine zweifache Biontech-Impfung“, so Martina Sester.

Auch bei T-Zellen Bildung die Nase vorne

Außerdem untersuchten die Wissenschaftler zwei Typen von so genannten T-Zellen, die dem menschlichen Körper einerseits dabei helfen, Antikörper zu bilden. Sogenannte Killer-T-Zellen spielen andererseits eine wichtige Rolle dabei, infizierte Zellen zu vernichten und somit schwerwiegende Verläufe einer Covid19-Erkrankung zu verhindern. In beiden Fällen zeigten die Impfstoff-Kombinationen von Astrazeneca und Biontech und die zweifache Biontech-Impfung die besten Ergebnisse und führten – wie auch bei den Antikörpern – zur stärksten Reaktion.

“Hier zeigt sich recht markant, dass die zweifache Astrazeneca-Impfung die Immunabwehr weniger mobilisieren kann als die beiden anderen Varianten”, erklärt die Imunologin. “Das bedeutet nicht, dass viele der so geimpften Personen keinen ausreichenden Impfschutz aufweisen, denn die Zulassungsstudie und der Erfolg der Impfkampagnen in vielen Ländern zeigen eine hohe Effektivität der Astrazeneca-Vakzine. Mit einer zweiten Dosis kann jedoch nicht mehr das volle Potential ausgeschöpft werden, das eigentlich in diesem Impfstoff liegt”, betont sie.

Weitere Analysen

Bisher sind zwar noch nicht alle Daten zur Zellbildung vollständig ausgewertet, trotzdem waren die Forscher überrascht, wie eindeutig das Ergebnis war. “Dies ist auch der Grund, warum wir diese jetzt schon mit der Öffentlichkeit teilen wollen und nicht erst das wissenschaftliche Begutachtungsverfahren abgewartet haben“, erläutert Martina Sester. Auch ist die Studie noch nicht offiziell publiziert. Dazu wollen Sester und ihre Kollegen in die Auswertung der Daten auch noch Informationen wie Geschlecht und Alter der Probenden miteinbeziehen und die Frage, bei welcher Impfstoff-Kombination die meisten Nebenwirkungen auftraten.

“Wir sind der Meinung, dass wenn noch weitere Forscherteams zu ähnlichen Ergebnissen kommen, man intensiv über eine Kombination von Vektor- und mRNA-Impfstoffen nachdenken sollte. Zudem wäre es wichtig für Menschen mit Vorerkrankungen, deren Immunabwehr zum Beispiel durch Medikamente geschwächt ist, zu überprüfen, ob diese nicht spätestens als dritte Impfung eine kombinierte Version bekommen sollten, um ein möglichste breite Immunreaktion des Körpers zu erzeugen“, so Martina Sester.

Die Arbeit der Wissenschaftler wurde von der saarländischen Landesregierung unterstützt.

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