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Ich träume gerade davon, dass Jürgen Trittin, der Grünen Politiker, im Jahr 2004 nicht über die Kosten einer Kugel Eis, die der Verbraucherhaushalt pro Monat mehr für die Energiewende bezahlen muss, gesprochen hätte, weil er 1998 nicht Bundesumweltminister geworden wäre. Der Atomausstieg wäre nicht vollzogen worden, wie er 2000 von der rot-grünen Bundesregierung initial beschlossen wurde, Angela Merkel wäre in der alternativen Realität NICHT Bundeskanzlerin geworden.

Und der alternative Bundeskanzler (wer auch immer) hätte durch die Fukushima-Katastrophe nicht den zunächst ausgesetzten Atomausstieg auch noch hysterisch beschleunigt. Und dann wären die Kosten für die Energiewende, geschätzte 520 Mrd. Euro bislang, die immerhin von der deutschen Bevölkerung und Industrie finanziert wurden, auch noch anders verteilt worden. Nämlich nicht 100 Prozent Wind & Solar, sondern auch für Erneuerung der Netze und weiteren Ausbau der Kernenergie. Die Deutschen würden heute im Energie-Schlaraffenland leben.

Alles nur Science-Fiction?

Die derzeitige Energiepolitik Deutschlands läuft immer weiter nach dem Motto „Wasch mich, aber mach mich nicht nass!“. Man kauft Flüssiggas in den USA, und anderswo, lässt es CO2-intensiv über weite Strecken liefern, statt es selbst günstiger in Deutschland zu fördern. Man schaltete 37 Kern-Reaktoren ab, die zusammen rund 300 TWh elektrischen Strom jährlich lieferten. Der Jahresverbrauch Deutschland liegt derzeit (2022) bei 484,2 TWh. Für die Hälfte der 520 Mrd. Euro, also 260 Mrd. Euro hätte man theoretisch 21 weitere AKW bauen können, die, hätte man im Jahr 2000 damit begonnen, heute schon lange fertig gestellt wären. 21 weitere AKW hätten dann nochmals rund 190 TWh CO2-armen Strom jährlich produziert. Den Rest hätte man in die Erneuerbaren investieren können um spätestens 2020 eine nahezu 100-Prozentige Abkehr von fossilen Brennstoffen in der Energieerzeugung zu erreichen.

Elektroautos, Wasserstoff & Wärmepumpen

Der Effekt wäre ein Strompreis gewesen, der im internationalen Wettbewerb vermutlich mehr als konkurrenzfähig gewesen wäre. Bei einem kWh-Preis von weniger als 20 Cent und einem daraus resultierenden Industriestrompreis von weniger als 8 Cent pro kWh. Die von Russland initiierte „Gaskrise“ wäre spurlos an Deutschland vorübergegangen. Was würde sich daraus ergeben?

Elektromobilität

Kein normal denkender Mensch würde weiterhin Verbrenner fahren wollen, wenn 100 km mehr als 10 Euro Kraftstoffkosten verursachen würden – Tendenz steigend. Selbst ein Audi Q8 e-tron, der als Energie-Schluckspecht deutlich über 25 kWh pro 100 Kilometer verbraucht, wäre mit 5 Euro nur halb so teuer. Ein sparsamer Ministromer würde bei 15 kWh Verbrauch nur 3 Euro pro 100 Kilometer kosten.

Wasserstoff

Mit geringen Strompreisen würden sich die Kosten für Herstellung von grünem Wasserstoff auf einen Sitz halbieren, volatile Energieversorger wie Windkraftanlagen und Solar könnten bei Überkapazitäten Wasserstoff produzieren – auch AKW könnten, statt heruntergeregelt werden zu müssen, große Mengen von Strom in die Elektrolyseure leiten. E-Fuels würden günstiger (gut für die installierte Verbrennerbasis und andere Transportmittel, die noch mit fossilen Kraftstoffen fahren müssen), aber auch die Schwerindustrie, die mit grünem Wasserstoff weniger CO2-emittieren würde, würde zur Klimaverbesserung beitragen.

Wärmepumpen

Das Heizen mit Wärmepumpen ist nur bei entsprechend isolierten und darauf ausgelegten modernen Gebäuden clever. Bei Altbauten sieht das anders aus. Die Kosten für den Stromverbrauch liegen weit über den Kosten von Erdgas. In Norwegen und anderen skandinavischen Ländern ist die Wärmepumpe aber auch dort beliebt – unter anderem wegen des niedrigen Strompreises. Zwischen 20:00 und 21:00 liegt der in Norwegen gerade mal bei 10 Cent/kWh. Da ist der Einsatz einer Wärmepumpe in jedem Fall günstiger. Auch hier gilt: wäre der Strompreis in Deutschland billiger, würden die Verbraucher ganz von selbst und ohne Zwang auf diese Heizart umsteigen. Die Abhängigkeit von Gaslieferungen würde schnell schwinden. Da die Nachfage den Preis bestimmt, würden auch die Gaspreise fallen. Zudem könnte man die Abwärme der AKW bestens für Fernwärmenetze nutzen.

Industrie

Für die Industrie gäbe es keinen Grund, das Land wegen steigender Kosten zu verlassen. Im Gegenteil. Bei einem international vergleichbaren Industriestrompreis würde die deutsche stromintensive Industrie dank bestens ausgebildeter Fachkräfte kaum an einen Standortwechsel denken. Gut für die Steuereinnahmen und gut für die Beschäftigung. Die Batterieindustrie würde in Deutschland florieren, weil alle Rahmenbedingungen exzellent wären.

Der Radio-Wecker klingelt

Ich wache auf, vollgepumpt mit Glückshormonen. Ich höre die Früh-Nachrichten des Tages. Ich höre die Maßnahmen einer Regierung, die nur planlos „reagiert“ und wie in einem untergehenden Schiff ein Loch nach dem anderen stopft, während neue Löcher entstehen. Man schöpft das eindringende Wasser von links nach rechts, aber nicht aus dem Boot. Und dann bin ich wieder in der Realität angekommen. Wie naiv von mir.

Alles nur geträumt.