Infarm ist ein in Berlin ansässiges Start-up, das für Stadtbewohner möglichst frische und nachhaltige Lebensmittel herstellt.
Das Unternehmen hat über 700 modulare Farmen in Supermärkten und Restaurants auf der ganzen Welt gebaut. Das Blattgemüse, der Salat und das Mikrogrün werden für die Verbraucher praktisch am Verkaufsort geerntet. Das verringert auch die durch Transport entstehenden Emissionen. Innovation Origins sprach mit Infarm’s Emmanuel Evita, um herauszufinden, wie die Farmen funktionieren und wie die Zukunft der Supermärkte aussehen könnte.
Wie funktioniert Infarm?
Anstatt große Bauernhöfe außerhalb der Stadt zu bauen, verteilen wir die Farmen in der Stadt. Unser modularer Ansatz ist nachhaltiger als die traditionelle Landwirtschaft. Jede In-Store-Farm verbraucht 95 Prozent weniger Wasser und 75 Prozent weniger Dünger als bodengebundene Landwirtschaft.
Wir kontrollieren unsere Farmen aus der Ferne mit Hilfe von Sensoren und einer zentralisierten, flexiblen, cloudbasierten Plattform. Unser System versorgt die Sämlinge mit einer idealen Kombination von Lichtspektren, Temperatur, pH-Wert und Nährstoffen für ein optimales Wachstum. Die Gärtner von Infarm kommen regelmäßig zu den Farmen, um reife Pflanzen zu ernten und sie am Verkaufsort zu platzieren. Unsere Kunden haben dort Zugang zu den Pflanzen, wo sie am frischesten sind.
Das klingt nach einem Kinderspiel. Welche Risiken sind mit einem modularen Betrieb vor Ort verbunden?
Wir glauben nicht, dass es irgendwelche Risiken gibt. Lebende Pflanzen, die vor Ort angebaut werden, bedeuten nahrhaftere, schmackhaftere und frischere Lebensmittel. Sobald die Farmen vor Ort installiert sind, kümmern wir uns um das Wachstum und die Pflege der Pflanzen.
Heute haben wir Partnerschaften mit mehr als 30 großen Lebensmitteleinzelhändlern, und wir haben über 700 Farmen in Geschäften und Vertriebszentren. Wir haben positives Feedback von unseren Partnern erhalten, worüber wir uns sehr freuen. Wir haben festgestellt, dass durch das Angebot unserer Produkte, der Einkauf an frischen Lebensmitteln in den beteffenden Supermärkten tendenziell gestiegen ist.
Produziert Infarm genug, um die Verbraucher in einem typischen Supermarkt zu versorgen?
Unsere Hubs bieten die Möglichkeit, uns an Änderungen der Nachfrage anzupassen. Unser modulares Wachstums- und Produktionsformat geht sehr gut auf die Bedürfnisse unserer Kunden ein. Der Gegensatz zu den Modellen, die von der traditionellen Landwirtschaft angeboten werden, könnte nicht größer sein.
Wie hoch sind die Gewinnspannen im Vergleich zur Produktion aus industriellen Betrieben?
Die Einzelhändler legen den Preis für die Produkte fest, die wir zur Verfügung stellen. Der Preis ist in der Regel nicht wesentlich höher als bei anderen Produkten.
Wie wirkt sich der Platz in einem Restaurant oder Supermarkt auf das Wachstum der Pflanzen aus?
Die Technologie von Infarm ist so konzipiert, dass die Anbau-Module überall und auf jedem verfügbaren Platz funktionieren. Von einem einzelnen Modul in einem Restaurant, über einige wenige in einem Supermarkt bis hin zu mehreren Reihen von Modulen, die in einem Vertriebszentrum miteinander verbunden sind.
Infarm erntet Kräuter, Blattgemüse und Salate – was kommt als nächstes?
Unsere Betriebe sind leicht skalierbar, aber im Moment liegt unser Schwerpunkt auf Kräutern, Blattgemüse, Salat und Mikrogrün.
Wir haben mehr als 65 Sorten in unserem Katalog – von italienischem Basilikum über Kristallsalat bis hin zu spezielleren Sorten wie Peruanischer Minze oder Wasabi Rucola.
Wie könnten Supermärkte in Zukunft aussehen?
Wir gehen davon aus, dass die Supermärkte der Zukunft ihr Angebot an frischen, lokal angebauten Produkten aufgrund der Verbrauchernachfrage erweitern werden. Die Welt muss die Unzulänglichkeiten der traditionellen Lebensmittelversorgung bekämpfen.
Wir sehen diesen Wandel bereits in vielen Supermärkten auf der ganzen Welt. Und wir glauben, dass vertikale und modulare Betriebe entscheidend dazu beitragen werden, dieses Angebot zu erweitern, insbesondere in Regionen, die für die lokale Landwirtschaft nicht so geeignet sind.
Welche anderen praktischen Schritte kann die Industrie unternehmen, um mehr lokale Produkte anzubauen und zu verkaufen? Welche Rolle können die Verbraucher spielen?
Die Coronavirus-Pandemie hat die Herausforderungen ans Licht gebracht, vor denen die traditionelle Lebensmittelversorgungskette steht. Wir glauben, dass vertikale Landwirtschaft in verschiedenen Ländern und Städten auf der ganzen Welt benötigt wird. Aber der Infarm-Ansatz ist nur eine der Möglichkeiten, den dringenden landwirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen. Lokale und ökologische Landwirtschaft wird für die Lebensmittelversorgung von Gemeinschaften überall auf der Welt auch weiterhin von entscheidender Bedeutung sein. Je mehr wir bei der Bewältigung dieser Probleme zusammenarbeiten können, desto besser für unsere Welt.
Wir glauben, dass die Verbraucher heute nahrhaftere, besser schmeckende und nachhaltigere Lebensmittel wünschen. Da die Nachfrage der Verbraucher nach lokal angebauten Produkten weiter steigt, wird sich die Landwirtschaft anpassen müssen, um Schritt zu halten.
Weitere IO-Artikel über Start-ups können Sie hier lesen.
Auch interessant:
Livin Farms arbeitet an der industriellen Zucht von Mehlwürmern
Blue Planet Ecosystems möchte die Fischzucht in ein Computer- und Containersystem verlagern