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Herr De Wit hatte kaum die Tür geöffnet, als er schon anfing zu schwärmen: „Neulich stand ein ehemaliger Schüler vor meiner Tür und brachte eine Flasche Wein mit. Ich höre gerne, was aus ihnen geworden ist. Ob sie nun Zimmerleute oder Anwälte geworden sind, ist mir egal. Alle sind gleich.”

Wenn man Herrn de Wit reden hört, sind es nur die Falten in seinem Gesicht und der Rollator neben seinem bequemen Stuhl, die verraten, dass er schon ziemlich alt ist. „Ich bin jetzt 93. Ich habe immer noch eine feste Routine jeden Tag. Auch wenn ich schon seit geraumer Zeit im Ruhestand bin.” Er zuckt mit den Schultern und erzählt die nächste Anekdote. Herr de Wit kennt immer noch jede Menge Geschichten.

Diese Geschichten bilden den Hintergrund für Lichterbij, ein Projekt der Stadtdichterin Jessica Bartels und der Designerin Elke Veltman. Bartels trank mit den Bewohnern des Seniorenheims Wilgenhof in der Schalmstraat Kaffee und verwandelte die vielen Geschichten, die sie hörte, in Gedichte. Veltman wählte eine Strophe aus und druckte sie auf Lampenschirme, die er dann im Stadtteil Rochus, im Weißen Dorf und im Sintjoriskwartier in Eindhoven, den drei Stadtteilen rund um den Wilgenhof, aufhing. Ein QR-Code auf dem Laternenpfahl leitete einen auf das ganze Gedicht auf der Aktivitätenseite des Wilgenhofs. „So wollte ich die Nachbarschaft mit den im Wilgenhof lebenden Senioren in Kontakt bringen. Ich selbst komme aus diesem Viertel und habe so viele Dinge erfahren, von denen ich noch gehört hatte. Das sind wunderbare Geschichten, die ich erzählen möchte. Außerdem möchte ich zeigen, dass an so einem Ort noch viel passiert. Ich möchte das Stigma beseitigen, das ein Altersheim typischerweise hat.“

© Elke Veltman

Lichterbij ist nur eines der vielen Projekte, die während der DDW im Wilgenhof zu sehen sind. Der Kostümbildner Joost van Wijmen wird im Vitalis Wilgenhof übernachten, um die Aussage „Mijn lichaam ist (g)een object” (Mein Körper ist (k)ein Objekt) mit den Bewohnern zu erforschen und Führungen durchzuführen. Hier ist das komplette Programm.

Stigma überwinden

Herr de Wit hat auch immer hart daran gearbeitet, Mauern zu durchbrechen. Ab 1947 lehrte er an der de Laak Grundschule in Eindhoven. Dort wurde er 1966 Direktor. Eine katholische Schule mit ausschließlich katholischen Kindern, denn so wurde es damals gemacht. Das Gebäude wurde mit einer Schule für die „Reichen” geteilt. Aber es gab keinen gegenseitigen Kontakt. „In unserer Schule gab es Kinder, die nicht aus wohlhabenden Familien kamen. Sie hatten kein Geld für einen Schulausflug. An den Philips-Schulen zückte Philips die Brieftasche. Wir hatten einen guten Priester, der dafür sorgte, dass jedes Kind mitkommen konnte. Später habe ich ein Sparprogramm eingeführt.”

Bouwjaar Blitz bedeutet wörtlich Baujahr Blitz, eine Referenz auf den Zweiten Weltkrieg. Als Herr De Wit in die Wohnanlage Wilgenhof in der Schalmstraat zog, war er nicht glücklich. Er gibt zu, dass auch er das Bild eines Pflegeheims vor Augen hatte. „Das ist nicht für mich, oder? Aber ich habe meine Meinung geändert. Ich habe hier eine tolle Zeit und es gibt viel zu tun.” Herr de Wit erinnert sich plötzlich an etwas aus seiner Jugend: „Während des Krieges bin ich den ganzen Weg von der Schalmstraat nach Leende über diese unbefestigten Straßen gefahren. Eine Bekannte der Familie hatte eine Sau, die gerade Ferkel hatte. Sie würde den Deutschen ein Ferkel weniger geben, wenn wir schnell eines abholen würden. Als wir dort ankamen, war das Ferkel in einer großen Holzkiste, die an mein Fahrrad gebunden war. Vater sagte dann zu mir: „Fahr weiter geradeaus” – er war kein solcher Held. Als ich weiter fuhr, verstand ich, warum. Das Ferkel hat den ganzen Weg nach Hause gequiekt. Zum Glück bin ich unterwegs auf keine Deutschen getroffen.”

Als der junge Herr De Wit nach Hause kam, konnte er nicht vom Fahrrad absteigen. „Die Kiste war zu groß. Ich fuhr im Kreis, bis meine Mutter mich bemerkte. Sie haben alle aus dem Schwein köstliche Dinge gemacht, auch Blutwurst.” De Wit schaut für einen Moment nach vorne. „Ich bin in der Schalmstraat geboren und jetzt wohne ich wieder hier”, greift er den Faden wieder auf. „Für mich ist der Kreis geschlossen.”

Ort: Residenz Wilgenhof, Schalmstraat 2

Die Dutch Design Week ist das größte Designfestival in Nordeuropa. Wir wählen jedes Jahr zehn Designer aus einer riesigen Auswahl aus, die wir als die diesjährigen Hidden Gems bezeichnen. Sie können ihre Geschichten hier lesen.

Diese Serie entstand in Zusammenarbeit mit Dutch Design Daily und der Kuratorin Katja Lucas der DDW. Möchten Sie die Hidden Gems der DDW selbst besuchen? Der Brandstore Eindhoven/VVV organisiert täglich eine Fahrradtour mit den ausgewählten Designern. Weitere Informationen finden Sie hier.

© Elke Veltman