Überschwemmungen und Hochwasser sind für Ersthelfer nicht nur eine technische Herausforderung, sie können auch erste gesundheitliche Gefahren darstellen. Bakterien, bestimmte Einzeller und Mehrzeller, Viren, Sporen und Pilze können die Menschen infizieren. Die Erreger können selbst bei niedrigen Temperaturen infektiös bleiben und sich vermehren.
Echtzeiterkennung von Erregern
Schutzkleidung ist eine Möglichkeit, sich vor Infektionen zu schützen, die man sich im Wasser einfangen kann. Noch besser wäre es aber, schon vorher zu wissen, welche Erreger im Wasser lauern, um diese gezielt abwehren zu können. Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO entwickelt dazu gemeinsam mit 23 Partnern aus der Europäischen Union sowie Südkorea Lösungen, um mit Hilfe neuer Technologien Erreger im Wasser schnell und zuverlässig zu erkennen. Durch eine Verknüpfung aller relevanten Informationen sollen dann „Maßnahmen zur Bewältigung der Gefahren” ermöglicht werden.
Als mögliche Lösungen nennen die Forscher unter anderem sensorgestützte Handschuhe, die zum Beispiel Erreger in Echtzeit erkennen und diese Informationen direkt zur Auswertung an eine entsprechende Stelle weiterleiten können. Weitere Möglichkeiten seien auch eine Smartwatch, eine haptische Weste oder andere so genannte Wearables, „die Einsatzkräften durch visuelle oder haptische Rückmeldungen wichtige Informationen übermitteln zu können, ohne sie zu sehr abzulenken“.
Technologien nur nützlich, wenn sie einfach nutzbar sind
Um sicherzustellen, dass sich die PathoCERT-Technologien „im Feldeinsatz“ bewähren, würden die am Projekt beteiligten Ersthelfer während des gesamten Entwicklungsprozesses aktiv miteinbezogen, heißt es in Stuttgart. Ihr Feedback fließe in Form von Interviews, Persona, Context of Use-Analysen, Coginitive Walktroughs, Fokusgruppen und Usability Tests in die Entwicklung ein.
Darüber hinaus werden die PathoCERT-Technologien im Rahmen von fünf Pilotstudien in Spanien, den Niederlanden, Zypern, Griechenland und Bulgarien in der Praxis erprobt. „Mit dem PathoCERT-Projekt haben wir die großartige Chance, neue und innovative Instrumente zu schaffen, die Einsatzkräften bei ihrem Kampf gegen Wasserverunreinigungen wertvolle Hilfe und zugleich Schutz bieten können“, betont Projektkoordinator Prof. Christos Panayiotou des KIOS Research and Innovation Center of Excellence der Universität von Zypern.
Beim Fraunhofer IAO steht der „User Centered“-Ansatz des Projekts im Vordergrund. Das heißt, die Nutzer, welche die Technologien einsetzen werden. „Welche Anforderungen haben diese? Wie muss eine intelligente, einfach zu bedienende Nutzungsschnittstelle für Smartphones, Smartwatches, tragbaren Textilien aussehen? Wie kann man anhand von Virtual oder Augmented Reality anschauliche Schritt-für-Schritt-Anweisungen umsetzen?“
Alle Informationen zentral per KI auswertbar
Das Projektkonsortium möchte im Rahmen von PathoCERT verschiedene Ziele umsetzen. In erster Linie die Entwicklung von neuartigen Sensortechnologien, die Wasserverunreinigungen innerhalb von wenigen Minuten erkennen können. Zusätzlich soll es tragbare Sensoren geben – wie die genannten Wearables – die bei Berührung vor verunreinigtem Wasser warnen. So soll es dann auch möglich werden, die Wasserqualität anhand von Satellitenbildern und mit autonomen Drohnen zu analysieren, die Wasserproben entnehmen können.
Weiterhin sollen Instrumente entwickelt werden, die über soziale Medien Informationen von „menschlichen Sensoren“ erhalten, um die Ersthelfer „im Falle von Kontaminationsereignissen in einer städtischen Umgebung zu unterstützen“. Zudem sollen KI-basierte Technologien dabei helfen, Risiken anhand von Daten zu bewerten und Entwicklungen vorherzusagen. „Übergeordnetes Ziel ist es, ein integriertes System zu schaffen, welches das Kontrollzentrum und die Ersthelfer*innen vor Ort verbindet und alle relevanten Informationen zusammenbringt.“
Das dreijährige Projekt „Pathogen Contamination Emergency Response Technologies“ (PathoCERT) wird im Rahmen des Programms „Horizont 2020“ von der Europäischen Union gefördert.
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