Die deutsche Bürokratie und komplexe rechtliche Strukturen sind einige der Haupthindernisse für Start-ups, wenn sie sich in Deutschland niederlassen. Für ausländische Gründer, die ihr Unternehmen in Deutschland gründen wollen, werden die Komplikationen immer größer.
Earlybird, ein Risikokapitalgeber, der sich auf europäische Innovationen konzentriert, hat es geschafft, solchen zugewanderten Gründern mit einem sechsmonatigen Programm zu helfen. Durch die Einrichtung eines Pro-Bono-Inkubators und Impact Fund mit dem Namen “Vision Lab” unterstützt Earlybird Gründer mit Workshops, Netzwerkveranstaltungen, Mentoring und Finanzierung, um ihre Idee in ein lebensfähiges Produkt zu verwandeln.
Was vor zwei Jahren als Mentoring-Programm begann, hat sich inzwischen zu einem vollwertigen Start-up-Inkubator entwickelt, der Gründer aus Europa und anderen Kontinenten wie Asien, Afrika und Australien unterstützt. “Am Anfang stand die Idee, Migration als Chance zu sehen”, sagt Dr. Hendrik Brandis, Mitbegründer von Vision Lab. “Durch die Förderung von Tech-Start-ups im Frühstadium und die Unterstützung von Menschen mit Migrationshintergrund wollen wir einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft ausüben”, fügt er hinzu.
Kürzlich fand in Berlin der dritte Demotag des Programms statt, der 10 Start-ups eine Plattform bot, um ihre Prototypen und Geschäftspläne potenziellen Investoren und Risikokapitalgebern vorzustellen.
In den sechs Monaten vor dem Demotag erhielten die Gründer nicht nur Unterstützung von Earlybird-Mentoren, sondern auch von etablierten Partnern wie Bain and Company und Handelsblatt. Die Partner unterstützen die Start-ups finanziell und helfen ihnen bei ihrem Wachstum unter strategischen Gesichtspunkten.
Hindernisse für Gründer mit Migrationshintergrund
Während der Demotag für diese Start-ups die perfekte Plattform war, um der Welt ihre Innovation und ihre zukünftigen Ziele zu präsentieren, bot er ihnen auch die Möglichkeit, über ihre Hindernisse zu sprechen. Für Omkar Pimple, den aus Indien stammenden Gründer von Myracle.io, war es eine schwierige Reise. “Von der Gründung bis zum Betrieb ist die Bürokratie eine Herausforderung. Man muss mit dem Notar Vereinbarungen treffen (und ihn bezahlen), selbst für so kleine Dinge wie Adressänderungen”, sagte er. Obwohl es staatliche Zuschüsse zur Unterstützung von Start-ups gibt, ist das Antragsverfahren einschüchternd. Außerdem erfordert die Sprachbarriere einen deutschen Mitgründer, der sich mit der komplizierten Bürokratie auseinandersetzt. “Als Migrant ist es toll, in Deutschland angestellt zu sein, aber ein Start-up zu gründen, ist nicht die beste Idee”, sagt Pimple.
Pimples Idee Myracle.io bietet Teenagern eine AR-basierte Bildungsanwendung, die Interaktion und praktisches Lernen fördert.
Der Blipstream-Mitarbeiter Imants Igoven machte eine ähnliche Erfahrung. Er war ebenfalls unzufrieden mit dem zeitraubenden Ansatz der deutschen Verwaltungsstruktur. “Wir mussten drei lange Monate auf eine Genehmigung warten, bevor wir unsere computergestützten Lösungen in den Geschäften implementieren konnten”, sagte er.
Komplexe deutsche Bürokratie im Vergleich zu den Nachbarländern
“Als ich ein Unternehmen mit Sitz in Estland leitete, war das Verfahren relativ einfach”, so Pimple. Er ist der Meinung, dass sich in Ländern wie Estland und den Niederlanden das Ökosystem von Start-ups schneller entwickelt, weil es dort keine unnötigen rechtlichen Protokolle gibt. In Deutschland hingegen sei es “fast unmöglich”, ein Start-up zu gründen, ohne physisch anwesend zu sein und eine Menge Papierkram zu erledigen.
“Außerdem zahlt man eine Menge Steuern, selbst als junges Unternehmen”, beklagt Pimple. Im Vergleich dazu bieten die Niederlande neuen Unternehmen Steuererleichterungen im Rahmen des Unternehmerabzugs.
Vision Lab bietet Unterstützung
“Bürokratie, Langsamkeit und unlogische Komplexität behindern den Fortschritt junger Menschen mit großartigen Ideen”, beklagt Benjamin Wilkening, Partner von Vision Lab. Aber das Programm hat eine stetige Erfolgsrate unter den ausgewählten Start-ups. “Wir sind erst in unserer dritten Kohorte und haben bereits Start-ups, die das Wachstumsstadium überschritten haben”, fügte er hinzu.
Vision Lab bringt diese zugewanderten Gründer mit Dienstleistern und Experten in Kontakt, die mit den rechtlichen Verfahren von Start-ups vertraut sind. Darüber hinaus bringt der Inkubator die Start-ups auch mit bereits etablierten Unternehmen zusammen, die nicht nur ihre Erfahrungen weitergeben, sondern auch als ständige Quelle der Unterstützung dienen.
“Es begann als Wohltätigkeitsorganisation, hat sich aber langsam zu einem vollwertigen Inkubatorlabor entwickelt”, so Wilkening. Er ist der Meinung, dass die Gründung eines Start-ups für Unternehmer mit viel Druck und Komplikationen verbunden ist. Mit der Einrichtung eines Inkubators wie Vision Lab möchte er die Last von den Schultern der Gründer nehmen.
Da sich immer mehr internationale Start-up-Gründer in Deutschland niederlassen, könnte das Earlybirds Vision Lab eine großartige Startplattform für innovative Unternehmen im Frühstadium sein. Gleichzeitig schreit die Frustration visionärer Gründer über die komplexe Bürokratie in Deutschland nach einer dringend notwendigen Änderung des Systems.