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Kommt ein Mensch ins Krankenhaus, müssen sich die behandelnden Ärzte meist erst durch Befragungen des Patienten über Vorerkrankungen, Allergien etc. informieren. In Notfällen stellt das oft ein Problem dar und auch Informationen vom Hausarzt können nicht schnell genug eingeholt werden. All das könnte in Zukunft dank eines „digitalen Zwillings“ vereinfacht werden, an dem Wissenschaftler des Innovationszentrums für Computerassistierte Chirurgie (ICCAS) in Leipzig aktuell arbeiten.

Sie wollen erreichen, dass dieser Datenzwilling – zunächst im Falle von Krebspatienten – schon vor Ort ist, wenn ein Patient ins Krankenhaus kommt und sämtliche bisherigen Untersuchungsergebnisse, radiologischen Bilder, Informationen über Vorerkrankungen und Operationen sowie molekulargenetischen Daten bereithält. So kann sich der Arzt sofort ein vollständiges Bild über den Krankheitsverlauf machen.

All die Informationen des digitalen Zwillings werden dann während der Diagnostik und Therapie mit digitalen Modellen des Krankheitsbildes verglichen, die bereits die Ergebnisse der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse und relevanter Studien enthalten. Die Entscheidung über eine Behandlung werde natürlich weiterhin von Patienten und Ärzten gemeinsam getroffen, betonen die Wissenschaftler, der digitale Zwilling könnte die Ärzte aber bestmöglich unterstützen.

Immer up to date

„Damit ist er auf dem neuesten Stand der Wissenschaft. Nun wollen wir Wege finden, diese und andere Technologien im Bereich der personalisierten Krebsmedizin direkt in den klinischen Alltag zu integrieren“, wird der Projektleiter Thomas Neumuth vom Ärzteblatt zitiert.

Die Forscher haben dazu in mehreren Pilotanwendungen verschiedene Techno¬logien entworfen, wie einen sogenannten Patientendaten-Explorer, der die verschie¬denen Daten eines Patienten aus radiologischen Bildern und Befundtexten über Webtechno¬logien verknüpft. Darüber hinaus würden „molekulargenetische Tumorinformationen in die Entscheidungs¬findung integriert und patientenspezifische Therapieprofile für chirurgische Eingriffe und Radio-Chemo-Therapien berechnet“. So ein digitaler Zwilling wäre für die tägliche Arbeit der Ärzte eine große Unter¬stützung“, erklärt der Direktor des Universitätskrebszentrums Leipzig (UCCL), Florian Lordick.

Das Forschungsprojekt „Modelle für die personalisierte Medizin“, im Rahmen dessen die Wissenschaftler an dem digitalen Zwilling arbeiten wird, wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung „Modelle für die personalisierte Medizin“ unterstützt.