Digitale start-ups Europa: een wereld te winnen © Pixabay
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Die heute vom Europäischen Patentamt (EPA) veröffentlichten Patentstatistiken zeigen, dass zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt digitale Technologien bei den Patentanmeldungen die Führung übernommen haben. Nach dem EPA-Patentindex 2019 treibt der Anstieg in den Bereichen digitale Kommunikation (+19,6%) und Computertechnik (+10,2%) das anhaltende Wachstum der Patentanmeldungen an: Im Jahr 2019 gingen beim EPA insgesamt weit über 181.000 Anmeldungen ein, 4% mehr als im Jahr 2018. Das bedeutet ein neues Allzeithoch.

„Der rasante Anstieg der digitalen Technologien ist der auffälligste Trend unseres Indexes für 2019″, sagte EPA-Präsident António Campinos. „Die digitale Transformation der Wirtschaft spiegelt sich nun in den Patentanmeldungen, die beim EPA eingehen, voll und ganz wider.“

Unter den technischen Spitzenbereichen beim EPA verzeichneten die digitale Kommunikations- und Computertechnologie das stärkste Wachstum. Das unterstreicht ihre Schlüsselrolle bei der Förderung der digitalen Transformation in allen Sektoren und Branchen. Die Patentanmeldungen in der digitalen Kommunikation wuchsen 2019 um +19,6% und überholten damit die Medizintechnik (+0,9%), die seit 2006 die patentaktivste Technologie war. (Grafik: Führende technische Bereiche) Dieser Bereich, der im Schnittpunkt von Telekommunikation und Computern liegt, umfasst Technologien, die für die Implementierung von drahtlosen 5G-Netzwerken entscheidend sind.

Die meisten Bewerbungen von chinesischen Unternehmen

Mit einem Anstieg von 64,6% trugen chinesische Unternehmen am meisten zum Wachstum der Patentanmeldungen im Bereich der digitalen Kommunikation bei, gefolgt von US-amerikanischen (+14,6%) und südkoreanischen Firmen (+36,1%, wenn auch von einer kleineren Basis). Im Vergleich dazu stiegen die Anmeldungen aus Europa moderat an (+3,1%). Was den Anteil betrifft, so sind China, die USA und Europa nun gemeinsam führend und machen jeweils etwa ein Viertel aller beim EPA eingereichten Patentanmeldungen in diesem Bereich aus. Die drei wichtigsten Anmelder im Jahr 2019 waren Huawei, Ericsson und Qualcomm.

Das Feld mit dem zweitstärksten Wachstum beim EPA im Jahr 2019 war die Computertechnik (+10,2%). Hier war der treibende Faktor für das Wachstum die Zunahme der Patentanmeldungen im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz, insbesondere in den Bereichen maschinelles Lernen und Mustererkennung, Bilddatenverarbeitung und -generierung sowie Datenabfrage.

Fast 40% aller Patentanmeldungen in der Computertechnik kamen von US-Unternehmen (+13,6% gegenüber 2018), gefolgt von den EPA-Mitgliedsstaaten (+9,3%) mit fast 30% der Gesamtanmeldungen. Auf Anmeldungen aus China (+18,7%) entfielen etwas mehr als 10%. Die führenden Anmelder im Jahr 2019 waren Alphabet (Google), Microsoft, Samsung, Huawei, Intel und Siemens. (Link zur Grafik: Führende Bewerber, Computertechnik). Ein erheblicher Anteil des Wachstums im Jahr 2019 kam auch von kleineren Bewerbern und von neuen Akteuren.

Weitere technische Bereiche mit einem soliden Wachstum beim EPA im Jahr 2019 waren: Verkehr (+6,6% gegenüber 2018), wozu auch der Automobilsektor gehört; elektrische Maschinen, Apparate und Energie (+5,5%) – hier werden viele Erfindungen für saubere Energietechnologien angemeldet – und Arzneimittel (+4,4%). Den größten Anteil an Patentanmeldungen gab es bei europäischen Unternehmen in den Bereichen Transport, Messtechnik, organische Feinchemie und „andere Spezialmaschinen” – ein Bereich, der eine Reihe von Technologien wie Werkzeugmaschinen für verschiedene Industriezweige und 3D-Druck umfasst. Das EPA plant, im nächsten Monat einen Bericht über Patentanmeldungen im Bereich des 3D-Drucks zu veröffentlichen.

Patentanmeldungen aus China fast versechsfacht

Der Gesamtanstieg der Anmeldungen beim EPA im Jahr 2019 wurde hauptsächlich durch den starken Anstieg der Anmeldezahlen aus China (+29,2% gegenüber 2018), den USA (+5,5%) und Südkorea (+14,1%) verursacht. In den letzten zehn Jahren haben sich die Patentanmeldungen aus China beim EPA fast versechsfacht (12.247 Anmeldungen im Jahr 2019 gegenüber 2.061 im Jahr 2010). Im Jahr 2019 setzte sich der allgemeine Aufwärtstrend bei den Anmeldungen aus fast allen wichtigen Industrieregionen fort, wobei nur Japan nach zwei Jahren des Wachstums einen leichten Rückgang (-2,3%) zu verzeichnen hatte.

Die Patentanmeldungen aus den 38 EPA-Ländern wuchsen 2019, dem dritten Jahr des Anstiegs, nur geringfügig (+1,1%). Relativ gesehen ging der Anteil der Patentanmeldungen aus Europa jedoch weiter zurück, und zwar von 51% im Jahr 2009 auf 45% im Jahr 2019, da immer mehr Akteure von außerhalb Europas, insbesondere aus Asien, ihre Erfindungen auf dem europäischen Markt zu schützen versuchen.

Weitere Länder mit einem bemerkenswerten Anstieg der Anmeldungen beim EPA sind Kanada (+14,5%), Israel (+6,8%) und – auf einem etwas niedrigeren Niveau – Saudi-Arabien (+38,3%) und Brasilien (18,8%).

Deutschland stabil, während Schweden, das Vereinigte Königreich und Spanien ein solides Wachstum verzeichnen

Die Patentanmeldungen aus den EPO-Mitgliedstaaten entwickelten sich insgesamt stabil, wobei die meisten Firmen mehr Patentanmeldungen als 2018 einreichten. Schweden (+8,0%) war der Wachstumsmeister, begünstigt durch die Zunahme der Anmeldungen im Bereich der digitalen Kommunikation und der Computertechnik. Auch die Patentanmeldungen aus dem Vereinigten Königreich (+6,9%) und der Schweiz (+3,6%) nahmen weiterhin deutlich zu, während die Anmeldungen aus Italien um +1,2% zunahmen.

Nach zwei aufeinanderfolgenden Wachstumsjahren blieb die Zahl der Patentanmeldungen aus Europas führendem Anmeldeland Deutschland mit insgesamt 26.805 Patentanmeldungen stabil (+0,5%), während Frankreich (-2,9%) und die Niederlande (-2,6%) im vergangenen Jahr einen Rückgang verzeichneten. Der Rückgang der Patentanmeldungen aus Frankreich war auf weniger Anmeldungen in Bereichen wie digitale Kommunikation und Automobilbau zurückzuführen, während in den Niederlanden in einigen Bereichen, darunter Medizintechnik und Biotechnologie, geringere Anmeldezahlen zu verzeichnen waren.

Siemens in Deutschland weiter die Nummer 1

In Deutschland kamen die meisten Anmeldungen aus dem Transportsektor (2.138), was einem Anstieg um 0,9% entspricht. Es folgen Elektrische Maschinen, Anlagen und Apparate, und Energie (2.076). Auf Platz 3 liegt Messtechnik (1.739). Die Medizintechnik folgt mit 1.278 Anmeldungen auf Rang 4 und hatte einen Rückgang 2,7% gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Auf Seite der Unternehmen ist Siemens mit 2.619 Anmeldungen weiter die Nummer 1, gefolgt von der Robert Bosch GmbH (1.498) und BASF (1.366).

Solides Wachstum in kleineren Ländern

Unter den europäischen Volkswirtschaften mit mittlerem Patentvolumen wuchsen die Anmeldungen aus Spanien (+6,0%) solide. Belgien (+3,2%), Österreich (+2,6%) und Dänemark (+0,8%) erreichten ein ähnliches Anmeldungsniveau wie 2018, während die Patentanmeldungen aus Finnland weiter zurückgingen (-1,4%).

Deutliche Zuwächse gab es auch aus Ländern mit geringerem Patentaufkommen, wie Irland (+6,3%) und Norwegen (+3,6%). Auch Portugal (+23,1%) und Griechenland (+15,8%) verzeichneten das dritte Jahr in Folge einen Zuwachs, wenn auch auf einem niedrigeren Niveau.

Die Technologietrends spiegelten sich auch in den Länderdaten wider. Die fünf wichtigsten Herkunftsländer der Anmeldungen im Jahr 2019 waren die USA mit einem Anteil von 25% an den Gesamtanmeldungen, gefolgt von Deutschland (15%), Japan (12%), China (7%) und Frankreich (6%).

Huawei führt die Liste der Anmelder an

Das Unternehmensranking spiegelt auch die schnell wachsende Bedeutung der digitalen Technologien wider. Huawei führte die Tabelle der Patentanmelder beim EPA im Jahr 2019 mit 3.524 Anmeldungen an. Samsung rückte auf den zweiten Platz vor, und LG eroberte belegte Platz 3. Auf die beiden südkoreanischen Firmen folgten das US-Unternehmen United Technologies und der Top-Antragsteller von 2018, Siemens, auf Platz 5.

Ausführliche Statistiken finden Sie im EPA-Patentindex 2019

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