© Tesla (still from video)
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Als Elon Musk den Cybertruck 2019 vorstellte und sein Designstar Franz von Holzhausen eine Stahlkugel auf die Seitenscheiben warf, um zu zeigen, wie „Kugelsicher“ die sind, passierte das Malheur. Die Scheiben splitterten.

Mainstream vs Community

Während sich der Mainstream an den zerstörten Seitenscheiben delektierte, nahm das die Community als Kriegserklärung gegen den in ihren Augen fortschrittlichsten Pickup Truck weltweit auf. Auf meinem Portal e-engine.de schrieben wir ebenfalls über die mißglückte Demonstration. Das Ergebnis war, dass sich die Tesla-Fanbois düpiert fühlten und uns in großer Zahl die Gefolgschaft kündigten.

Damit muss man leben

Kritik an der Musk-Company oder deren Produkte ist nicht gerne gesehen in der Community. (Selten) Brennende Tesla-Stromer werden als Schmähung durch die Mainstreampresse gesehen, die Beurteilung des Verzichts auf Ultraschall und Radar bei den Fahrzeugen als dumme Gerede von Nichtwissenden abgetan. 

Andere Teilnehmer im Elektroauto-Markt wie Lucid oder Rivian werden gerne mit Hohn und Spott überzogen.

Überhaupt: wer es wagt, Musks Versprechungen, die zwar in irgendeiner Form eintreten, aber meistens sehr viel später und anders als gedacht, anzuzweifeln, der ist ein Feind des Fortschritts und hat nichts verstanden. 

Er hat Jehova gesagt*

Jüngst erschien der Cyberthriller (?) „Leave the World Behind“ von Sam Esmail auf Netflix. Eine Szene zeigt hunderte von Teslas, die auf dem Freeway ineinandergeknallt sind. Die „Selfdriving“ Software war wohl gekapert worden. Auf X laufen derzeit die Kritiker (aka Tesla-Fans) deswegen Amok. Und die Tatsache, dass die Obamas unter den Produzenten sind, scheint zu beweisen, dass hier gegen Musk und das Unternehmen gemobbt werde.

Cybertruck Hysterie

Seit der Cybertruck in seiner Serienversion vorgestellt wurde, sind die Teslarati wieder obenauf. Die Company, der Meister Musk, haben bewiesen, dass sie das Gefährt, das äußerst umstritten ist (man liebt es oder hasst es), auf die Räder stellen können. Dass das Ganze zwei Jahre später kam, als gedacht und zigtausend US-Dollar teurer geworden ist, was soll’s.

Dystopie in Reinkultur

Der Cybertruck setzt Technologien ein, die kein anderer Hersteller so hingekriegt hätte. Da sind die Tesla-Fans sicher. Steer-by-Wire? Das zeigte zwar Canoo schon vor Jahren, aber bei Tesla ist es eine Offenbarung. 48-Volt-Technologie? Es wurde Zeit, dass jemand diese überlegene Sache in Serie einsetzte (der Audi SQ7 hat es schon länger). Mitlenkende Hinterachse? Kein Auto kann da mithalten (außer Porsche oder Mercedes-Benz, um nur zwei zu nennen). Und dann die Geländegängigkeit. Die konnte zwar bislang kaum echt überzeugende Ergebnisse im Gegensatz zum Mitbewerb liefern, aber vermutlich liegt das am Unvermögen der Piloten.

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(from instagram)

Sektenähnliche Regungen

Niemand will in Frage stellen, dass die Autos des Unternehmens hoch-effizient sind. Niemand will in Frage stellen, dass die Technologie dahinter, auch hinter dem Cybertruck, unglaublich zukunftsweisend ist – aber. Es hat einen üblen Nachgeschmack, wenn Menschen mit Tesla-Sendungsbewußtsein erklären, dass alle anderen Trucks für die „ewig Gestrigen“ sind und nur dieses kantige Monster die Zukunft sei.

Welche Zukunft?

Eine Zukunft für Prepper und Anhänger von Dystopien? Immerhin ist das Auto weitgehend kugelsicher und könnte auch als Truppentransporter nach der großen Katastrophe fungieren. 

Oder als Unterstützung eines minimierten Selbstbewußtseins? Immerhin ist das Auto so schnell von 0 auf 100 km/h, dass selbst Porsches ihre liebe Not haben, von anderen Trucks ganz zu schweigen.

Keine Ahnung. Fakt ist aber auch, das all die tolle und ausgeklügelte Technik es mir nicht leicht macht, das Auto zu mögen. Denn ich finde es mit seinen 3,5 Tonnen Gewicht auch als „ökologische Ansage“ einfach nur überflüssig , häßlich und ästhetisch fragwürdig. Aber das ist meine ganz private Meinung. Mehr auch nicht.

* Zitat aus „Das Leben des Brian“ der britischen Komiker-Truppe Monty Python.