(c) Markus Roider - Pixabay
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Warum wir über dieses Thema schreiben:

Volla Phone ist datenschutzkonform und löst damit ein großes Problem unserer Informationsgesellschaft. Das Start-up gewährleistet, dass sensible Daten nicht in fremde Hände geraten und sicher den von diesen beabsichtigten Verwendungszwecken zugeführt werden können.

Flugtickets, Covid-Testergebnisse, Messengerdienste – das Smartphone vereint viele Funktionen in einem mobilen Gerät. Kaum jemand will oder kann mehr darauf verzichten. Dass mit Cloud, Apps und den überwiegend amerikanischen Diensteanbietern der Datenschutz jedoch zur Farce wird, löst Unbehagen aus – besonders wenn es um sensible Daten geht. Denn US-Software unterliegt nicht der europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) und ist deshalb nicht datenschutzkonform.

Unabhängig von Cloud und App

Etwas, mit dem sich der deutsche Philosoph, Journalist und Unternehmer Dr. Jörg Wurzer nicht abfinden wollte. Er entwickelte mit Volla Phone eine Alternative zum datengetriebenen Geschäftsmodell des Smartphones. Es basiert auf einem freien (quelloffenen) Android und ist unabhängig von Google, Cloud sowie Google Apps und Playdiensten. Dadurch ermöglicht es Nutzern ihre Daten zu schützen. Darüber hinaus löst Wurzer mit Volla Phone auch noch andere Probleme, die mit dem Smartphone einhergehen: die zunehmend komplexe Anwendung und die akkubedingte Kurzlebigkeit.

Quelloffene Alternativen

„Aus Sicherheitsgründen haben wir Google Apps durch Alternativen ersetzt und Google Dienste entfernt. Viele Android-Apps benötigen keine Google Dienste. Um aber auch die Apps zu unterstützen, die Google Dienste benötigen, haben wir jüngst die Software microG zum Volla OS hinzugefügt. microG ist eine alternative Umsetzung der Schnittstellen der Google Dienste, um zum Beispiel die Benachrichtigungen durch diese Dienste zu ermöglichen. Anwender können sie optional aktivieren“, erklärt Wurzer.

Die erste Serie des Volla OS wurde 2020 gelauncht und seither hat der Entrepreneur schon tausende Smartphones in über 55 Länder verkauft. Dabei scheint das alternative Gerät auch eine Art Zugehörigkeit zu erzeugen: Seine Fangemeinde versammelt sich regelmäßig zu den Volla Community Days, an denen unter anderem neue Features vorgestellt werden. 

Das Produkt-Portfolio wird laufend erweitert und 2021 erschien das robustere Volla Phone X, das vor allem Naturliebhaber, Handwerker und Rettungskräfte adressiert. 2022 erschien mit Volla Phone 22 die zweite Generation. 

Open Source

Das System Volla ist open source und Wurzer arbeitete von Anfang an in Kooperationen. So war es nur eine Frage der Zeit, bis die Möglichkeit des Datenschutzes auch das Interesse von Organisationen aus dem Gesundheits- und Notfallwesen weckte. Stehen diese doch vor der Notwendigkeit datenschutzkonform zu kommunizieren.

Zusätzlich bietet ihnen Volla Phone die Möglichkeit, das Betriebssystem an das jeweilige Einsatzgebiet anzupassen. „Patientendaten sind sehr sensibel und unterliegen einem besonderen Schutz. Dieser ist aber nicht möglich, wenn ein Smartphone mit Systeme von Apple- oder Google verbunden ist. Darüberhinaus haben Organisationen aus dem Gesundheitswesen hohe Hygiene-Anforderungen an ein Gerät, das wasserfest sein muss, um desinfiziert werden zu können“, erklärt Wurzer.

Gesundheitsapp

Jetzt plant er in Kooperation mit Gnu Health, einem Unternehmen der gemeinnützigen Organisation Gnu Solidaro, eine Gesundheitsapp auf das Volla Phone zu bringen. Gnu Health ist eine quelloffene Software-Suite für Kliniken, Labore und Patienten und verfolgt einen Ansatz der verteilten Datenhaltung. Da das Smartphone datenschutzkonform ist, sind und bleiben Patienten im Besitz ihrer Gesundheitsdaten und entscheiden selbst, wer welche Daten sehen oder verwenden darf. So können sie zum Beispiel entscheiden, ob und welche Daten als Notfallinformationen sichtbar sein sollen. „Das ist nur möglich, wenn wir das Betriebssystem anpassen. Mit dem Standard von Android können Anwender nur Notfallkontakte hinterlegen“, erklärt er.

Weiters haben Patienten auf Gnu Health die Möglichkeit, ihre Daten in anonymisierter Form der Forschung zur Verfügung zu stellen – als Allgemeingut verfügbar und überprüfbar. Das heißt, die Daten gehen nicht in den Besitz eines Pharma-Unternehmens, einer Krankenkasse oder eines Staates über, sondern können von allen Forschungsinstitutionen gleichermaßen genutzt werden. 

Die Entwicklungsarbeiten sind schon fortgeschritten. Die App ist für Linux Desktop und die mobile Variante des populären Betriebssystems OpenSuse verfügbar. Für das Volla OS erfolgt gerade eine Portierung auf Android

Digitale Rettungskarte

Die Kollaboration mit Safety Brands war eine der ersten und hat sich mittlerweile schon im Einsatz bewährt. Das Notfallinformations-Service der Plattform 112-login.com stellt Fahrzeuglenkern eine digitale Rettungskarte zur Verfügung. Diese enthält unter anderem wichtige typspezifische Fahrzeuginformationen und ist mit dem Fahrzeug über dessen KFZ-Kennzeichen verknüpft. Die Feuerwehrleute können auf die Plattform zugreifen und die Informationen schon während der Anfahrt zur Unfallstelle abrufen, um sich auf den Einsatz vorbereiten.

Das hilft ihnen, wertvolle Zeit zu sparen, wenn es darum geht, die Personen aus dem Fahrzeug zu befreien. Funktionen wie Airbags und Gurtstraffer machen Autos sicherer, aber erschweren die Rettung Verletzter massiv. Für Safety Brands bedeutet die Möglichkeit der individuellen Anpassung des Volla-Betriebssystems, die eigene Plattform datenschutzkonform auszurichten.

Unmittelbare Bedienung

Darüberhinaus bereiten Wurzer und sein Team eine Sprache-zu-Text-Version vor, die sich bereits als Alpha-Version im internen Test befindet. Hierbei greift das Unternehmen auf modernste Verfahren der Künstlichen Intelligenz zurück. Anders als Alexa, Cortana, Siri oder Google Assistant findet die Übersetzung von Sprache zu Text auf dem Smartphone selbst statt. „Die Sprachdateien gehen in keine Cloud, um dort auszuwerten. Was ein Anwender zu seinem Smartphone spricht, geht niemanden etwas an. Es ist nicht nur der Schutz der Privatsphäre, der bei den genannten Diensten auf dem Markt nicht gewährleistet ist, sondern auch ein Schutz vor einem signifikanten Sicherheitsrisiko. Sprachdateien in der Cloud könnten zur nicht autorisierten Überwachung und Identifikation einer Stimme genutzt werden“, erklärt er.

Die Option mit dem Smartphone zu sprechen, sei nicht nur für Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen attraktiv ist, sondern für alle Smartphone Anwender. Die intuitive und unmittelbare Form der Bedienung werde eines der Kernelemente des neuen Bedienungskonzeptes sein – und die Ablöse des app-zentrischen Paradigma von mobilen Betriebssystemen. „Sie geben auf dem Sprungbrett etwas ein und das Smartphone erkennt, was Sie tun möchten und bietet passende Funktionen an. So schließt sich der Kreis der Innovationen und dem Grundgedanken von Volla für mehr Einfachheit und Sicherheit“, erklärt er.