Seien wir ehrlich. Nach der Corona-Krise wird die Angst vor einer neuen Epidemie bleiben. Waschen Sie sich also gründlich die Hände. Bezahlen Sie auch weiterhin bargeldlos und desinfizieren Sie alles was Sie können. So einfach ist das jedoch nicht. Denn wie das Handy desinfizieren?
Die Forscher des Fraunhofer-Instituts wissen darauf eine Antwort. Sie haben eine innovative Lösung entwickelt, die schnell und sicher Viren vertreibt. Innerhalb von Sekunden ist das Handy von SARS-CoV-2 befreit. Teure Chemikalien sind dafür nicht nötig. UVC-Licht, der kurzwellige Bereich des UV-Lichts, reicht aus. Nach Angaben des Instituts kann die neue Technologie auch in vielen anderen Bereichen eingesetzt werden, etwa bei Veranstaltungen.
Desinfektion notwendig
Unzählige Male am Tag werden Smartphones, Tablets und ähnliches in die Hand genommen. Über die Hygiene denken dabei die wenigsten nach. In professionellen Umgebungen wie Krankenhäusern und Kliniken ist das jedoch besonders wichtig. Denn auch dort wird mit Tablets und Smartphones gearbeitet. Oft gehen Sie in allen möglichen Abteilungen von Hand zu Hand. Eine Desinfektion ist daher absolut notwendig, um die Übertragung von Krankheitserregern zu verhindern.
Chemikalien können dafür nicht verwendet werden, da sie die fettabweisende Beschichtung der Displays zerstören. Forscher des Fraunhofer-Instituts in Ilmenau haben nun eine innovative Lösung entwickelt. Von außen sieht das Gerät wie ein herkömmlicher Mikrowellenherd aus. Im Inneren werden jedoch UVC-LEDs verwendet. Die Leuchtdioden erstrahlen in ultraviolettem Licht mit einer Wellenlänge von 269 nm (Nanometer). Als Vergleich: Die Wellenlängen von UV-A und UV-B-Strahlung im Sonnenlicht liegen zwischen 280 und 350 nm.
Bakterien und Viren abtöten
In dem Handy-Desinfektions-Gerät sind zwei separate UVC-LED-Module mit je 10 UVC-LEDs für die Ober- und Unterseite des Smartphones installiert. Jede UVC-LED hat eine Ausgangsleistung von 100 Milliwatt, so dass die gesamte Strahlungsleistung zwei Watt beträgt. Somit wird innerhalb von wenigen Sekunden eine Bestrahlungsdosis von 800 J/m² (Joule pro Quadratmeter – eine Einheit für die Wärmedichte pro bestimmter Fläche) erreicht. Bakterien und Viren sterben ab.
Mit dieser Methode lassen sich nicht nur Handys desinfizieren, sondern auch identifizieren. Dafür verwenden die Forscher ein NFC-Lesegerät, das die eingesetzte Dosis mit einem Sensor aufzeichnet und speichert. Auf diese Weise kann jeder Desinfektionsvorgang validiert und dem jeweiligen Gerät eindeutig zugeordnet werden. Ein LCD-Display informiert den Benutzer über die wichtigsten Funktionen. Darüber hinaus können nachgelagerte IT-Systeme über Wifi und Web-Schnittstelle integriert werden.
Einsatz bei Veranstaltungen möglich
“Seit vielen Jahren arbeiten wir im Rahmen des BMBF-Programms ‘Advanced UV for Life’ an einer Vielzahl von Anwendungen von UVC-Technologien im Bereich der Desinfektion. LEDs bieten große Vorteile, die wir am Beispiel der Smartphone-Desinfektion hervorragend veranschaulichen können”, erklärt Fraunhofer IOSB-AST-Ingenieur, Thomas Westerhoff.
Die Anwendungsbereiche für die Desinfektion von Mobiltelefonen variieren vom klinischen Bereich über die private und gewerbliche Nutzung bis hin zum Veranstaltungssektor. Der Prototyp wird voraussichtlich im September 2020 auf der IFAT, der weltweit größten Messe für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft in München, vorgestellt.
Das Fraunhofer IOSB-AST sucht noch Industriepartner für die kommerzielle Verwertung.
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