Derzeit sind die Spitäler verpflichtet, Eingangskontrollen durchzuführen. So soll verhindert werden, dass das SARS-CoV-2 Virus eingeschleppt wird. Da besonders Menschen mit Vorerkrankungen gefährdet sind, an COVID-19 zu erkranken.
Im Aufnahmevorgang der Spitäler sind unter anderem Fiebermessungen vorgesehen. Der ständige und nahe Kontakt mit vielen gefährdet jedoch das Personal. Eine neue Messmethode soll nun Abhilfe leisten. Die Experten von zwei Fraunhofer Instituten und zwar vom Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) und vom Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) entwickelten innerhalb weniger Wochen den Access Checker. Dieser soll die Erkennung von COVID-19 Infizierten aus sicherer Entfernung ermöglichen.
Berührungslose Messmethode
Die Messmethode wurde am Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) entwickelt. Sie misst alle relevanten Parameter aus einem Abstand von einem Meter. Die Messung erfolgt über einen Laptop. Der Fachmann, der den Test durchführt, kann den geforderten Mindestabstand von 1,5 bis zwei Metern problemlos einhalten. Dadurch ist er nicht gefährdet und muss keine Schutzausrüstung tragen. Das ist ein großer Vorteil in der COVID-19 Krise, in der auch einfache Gesichtsmasken knapp sind.
Der Access Checker misst Körpertemperatur, erhöhten Puls und schnelle Atmung. Die Körpertemperatur wird mit einer Infrarotkamera gemessen und die Herz- und Atemfrequenz mit Hilfe von Mikrowellen. Für letzteres wird ein Radarmodul eingesetzt, das auf einem Mikro-Doppler-Verfahren basiert.
Die Forschenden haben übrigens auch den Datenschutz einbezogen: Die Daten der Patienten werden nicht gespeichert, sondern anonym mit Papier und Bleistift dokumentiert.
Das Verfahren wurde schon zum Patent angemeldet.
Tests vor Ort
Derzeit laufen Tests vor Ort. Die Forschenden befinden sich im Eingangsbereich des Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart. Dort untersuchen sie zwei Dinge: ob die Testmethode praktikabel ist und ob die Daten mit jenen vom Krankenhauspersonal erhobenen Daten deckungsgleich sind.
Die Mitarbeiter des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) analysieren die Nutzbarkeit für Klinikpersonal und Patienten. Vor allem aber untersuchen sie die Behandlungsketten und die Bewegungsmuster von Patienten mit einem berührungslosen Bewegungssensor.
Großes Interesse
Die ersten Tests waren erfolgreich. Die berührungslose Testmethode ist genauso schnell wie das herkömmliche Verfahren. Es bleibt abzuwarten, ob für die Durchführung auch weniger Personal benötigt wird. Aber schon jetzt ist das Interesse groß. Institute wie das Universitätsklinikum Tübingen und mehrere COVID-19 Screening-Kontrollstellen sind interessiert.
Der Access Checker soll möglichst schnell zur Anwendung kommen. Das Fraunhofer IPA plant den Bau von vier weiteren Systemen innerhalb von nur zwei Wochen. Dazu Urs Schneider, der als Mediziner am Fraunhofer IPA arbeitet: “Wir sind überzeugt, dass wir ein tragfähiges Konzept entwickelt haben, das auch nach der COVID-19 Krise eingesetzt werden kann.“ Über Krankenhäuser und Pflegeheime hinaus, kann der Access Checker auch auf Flughäfen und in anderen wichtigen Einrichtungen eingesetzt werden. Selbst wenn COVID-19 hoffentlich bald besiegt wird – neue Pandemien sind nicht ausgeschlossen.
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