Neben Maskenflicht, Händewaschen und Abstandhalten, ist die Nachverfolgung der Kontakte von mit SARS-CoV-2-Virus infizierter Menschen eine der Hauptwaffen, um eine unkontrollierte Ausbreitung des Virus zu verhindern. Eine wichtige Rolle könnte bei dieser Strategie das Startup Kinexon spielen, das 2012 von Absolventen der Technischen Universität München (TUM) gegründet wurde. Mittlerweile hat das Unternehmen, das unter anderem Hard- und Software entwickelt, mit der Bewegungen von Sportlern verfolgt werden, mehr als 200 Mitarbeiter und Standorte in Chicago und New York.
In seiner Produktionsstätte, die nach wie vor in Bayern angesiedelt ist, entwickelten Kinexon-Wissenschaftler schon zu Beginn der Corona-Pandemie ein System, das eine Kontaktverfolgung ermöglicht und auch vor zu geringen Sicherheitsabständen warnt. Diese „SafeZone“-Lösung besteht aus einem kleinen, weißen, mit einem Sensor versehenen Kästchen, und in Form sogenannter Wearables – als Armband, Clip oder Lanyard – am Körper getragen werden kann.
Breitband-Technologie anstatt Bluetooth
Sobald sich zwei der Sensoren für einen bestimmten Zeitraum zu nahekommen, senden sie ein optisches und akustisches Warnsignal. Dabei kann der Mindestabstand variabel eingestellt werden. Im Falle der Corona-Pandemie zum Beispiel auf die vom Robert-Koch-Institut empfohlenen 1,5 Meter, um das Risiko einer Ansteckung mit Covid-19 zu minimieren. Eine weitere, von dem Unternehmen entwickelte Contact-Tracing-Software ermöglicht es, Infektionsketten nachzuvollziehen, ohne Persönlichkeitsrechte zu verletzen.
Während die offizielle deutsche Corona-Warn-App Smartphones mittels Bluetooth miteinander kommunizieren lässt, funktioniert die Kinexon-Technologie über Ultra-Breitband. Dadurch sei eine zeitlich und räumlich genauere Erfassung von unter 10 Zentimetern möglich und es könne unter anderem auch erkannt werden, ob zwei Menschen nur Rücken an Rücken stehen oder sich ins Gesicht schauen, erklären die Erfinder. Das Produkt ist – im Gegensatz zur offiziellen Warn-App – aber nicht für Privatpersonen gedacht, sondern für Unternehmen, „die so beim Einhalten von Corona-Auflagen unterstützt werden sollen“.
Erste Produktversion in nur acht Wochen einsatzbereit
Die Idee für ein Corona-Sicherheitssystem sei schon früh entstanden, sagt Oliver Trinchera, Co-Gründer und gemeinsam mit Alexander Hüttenbrink Geschäftsführer von Kinexon: „Durch den Kontakt mit unseren Zulieferern im asiatischen Raum haben wir frühzeitig geahnt, dass erhebliche Herausforderungen auf Wirtschaft und Gesellschaft zukommen würden. Damals hatten hierzulande nur wenige das Thema so präsent auf dem Schirm.“
Ihr Vorteil sei dabei gewesen, dass sie nicht nur Einblick in die Bedürfnisse der Industrie und Erfahrung mit Wearables hatten, sondern auch über Sensoren verfügten, die bereits international zertifiziert waren. So habe das Unternehmen innerhalb von rund acht Wochen eine erste Version des Produkts entwickeln können. „Unsere besten Leute haben sich mit großem Einsatz eingebracht. Durch unsere eingespielten Lieferketten und guten Referenzen konnten wir schnell in großer Zahl Kunden gewinnen – und so Unternehmen ermöglichen, den Betrieb aufrecht zu halten und zugleich ihre Angestellten zu schützen“, sagt Trinchera.
Mittlerweile sei das System nicht nur bei großen Unternehmen in Deutschland im Einsatz, „sondern ist auch beim Neustart der US-amerikanischen Profi-Ligen für Football und Basketball unverzichtbar“.
Titelbild: Kernstück der „SafeZone“ von Kinexon ist ein kleines weißes Kästchen, das mit einem Sensor versehen ist und in Form sogenannter Wearables – als Armband, Clip oder Lanyard – am Körper getragen werden kann. © Kinexon