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Eine Rückkehr in ein „normales Leben“, ohne Einschränkungen wie „social distancing“, sei nicht möglich. Zumindest solange es keinen Impfstoff und keine Medikamente gegen COVID-19 gebe, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel vergangene Woche. Ein Impfstoff wird von Spezialisten frühestens Ende des Jahres erwartet. Mit Arzneimitteln könnte es jedoch schneller gehen. Der Präsident des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), Karl Broich, hat die Einschätzung von Experten bestätigt: Noch in diesem Jahr könnte es eine Zulassung für Medikamente zur Behandlung der Corona-Infektion geben .

„Ich gehe davon aus, dass wir bis zum Spätsommer die ersten belastbaren Ergebnisse aus den derzeit laufenden Studien bekommen“, sagte Broich dem General-Anzeiger. Aktuell gebe es allerdings noch keine Bestätigungen, das vorhandene Mittel tatsächlich wirken, betonte er. So müsse man auch bei Remdesivir, mit dem man unter anderem in einem Hospital in Kalifornien schon sehr gute Ergebnisse erzielen konnte, Vorsicht walten lassen. „Aktuell lassen sich zu keinem Arzneimittel Aussagen zu dessen Wirksamkeit bei COVID-19 treffen“, heißt es beim BfArM. Man müsse erst die Ergebnisse laufender klinischer Prüfungen abwarten.

Mehrere klinische Studien mit verschiedenen Mitteln

Zur Zeit laufen mit Remdesivir alleine in Deutschland drei solcher Studien. „Alle in diese Studien einbezogenen Patienten sind moderat bis schwer erkrankt und werden stationär behandelt“, hieß es vom Institut. Außerdem habe man Anfang April ein Arzneimittelhärtefallprogramm bestätigt. Dabei geht es um ein noch nicht zugelassenes Mittel für sehr schwer an COVID-19 erkrankte Patienten.

Remdesivir wurde ursprünglich entwickelt, um Ebola-Infektionen zu bekämpfen. Es zeigte aber keine große Wirkung. Von einer Weiterentwicklung sahen Wissenschaftler deshalb ab. Nachdem erste Laborergebnisse im Einsatz gegen Coronaviren positiv waren, wird die Substanz nun unter anderem in Deutschland in klinischen Studien getestet.

Remdesivir ist aber nicht das einzige Medikament, das getestet wird. Vier weitere klinische Studien laufen mit dem Malariamittel Hydroxychloroquin. Damit lassen sich sowohl leicht als auch schwer erkrankte Menschen behandeln. In einer weiteren Studie wird schwer erkrankten Patienten Angiotensin-Converting-Enzyms 2 (ACE2) verabreicht. Dieses Enzym könnte den Erreger SARS-CoV-2 daran hindern, in die Zellen einzudringen.

Erste klinische Studien mit Impfstoff

Neben der Suche nach wirksamen Mitteln gegen COVID-19 forschen Wissenschaftler auf der ganzen Welt nach einem Impfstoff. Ursula von der Leyen, EU-Kommissionspräsidentin, hofft, dass er schon Ende des Jahres zur Verfügung stehen könnte. Einige Menschen haben sich bereits für Versuche mit Impfstoffen gemeldet. Daneben laufen vereinzelt auch kleine Studien mit Menschen oder werden demnächst beginnen. Allerdings sind die Zulassung und die klinische Prüfung von Impfstoffen in der Regel recht langwierig.

Bisher ging man davon aus, dass die Entwicklung etwa 15 Jahre dauert. Dieser Prozess soll bei SARS-CoV-2 aber entscheidend kürzer sein. Hierfür setzt die Wissenschaft vor allem auf biotechnologische Verfahren, bei denen nur die genetische Information der Viren benötigt wird und nicht wie üblich die Viren selbst.

Klaus Cichutek, der Präsident des für Impfstoffe zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts, rechnete bereits im vergangenen Monat mit ersten klinischen Prüfungen im Sommer bis Herbst. Für 2021 geht er von größeren klinischen Prüfungen mit Tausenden oder vielleicht Zehntausenden Probanden aus.