(c) BOKU Öffentlichkeitsarbeit/Jakob Vegh
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Die Nordmanntanne steht bei Österreichern und Deutschen auf Platz 1 bei den beliebtesten Christbäumen. Diese Tannenart punktet nämlich mit ihren dichten Nadeln und dem satten Grün. In den vergangenen Jahren gab es allerdings zunehmend Probleme mit Pilzbefall, der bei den Christbaumproduzenten für bis zu 20 Prozent Ausfall sorgte.

Forscher der Universität für Bodenkultur in Wien stellen dem Abies nordmanniana seit 2010 nun aber den Pilz Trichoderma harzianum zur Seite. Dieser gehört zur Familie der Schlauchpilze und soll im Rahmen eines Forschungsprojekts als „biologischer Body Guard“ nicht nur die schädlichen Pilze in Schach halten, sondern auch zu einem höheren Anteil an Premium-Bäumen beitragen. „Wir setzen also brave Pilze ein, die Schadpilze darin hindern, in die Wurzeln einzudringen“, erläutert Raphael Klumpp vom Institut für Waldbau der BOKU. Die Pilze der Trichoderma-Gruppe seien schließlich in der Landwirtschaft bereits als „positive Unterstützer“ von Nutzpflanzen bekannt.

Body Guards für Nordmanntannen

Die Wissenschaftler erforschen bereits seit 10 Jahren den positiven Einfluss von Trichoderma auf Nordmanntannen. Von 2010 bis 2013 wurde in einem Forschungsprojekt im Auftrag der ARGE NÖ Christbaumproduzenten in Kooperation mit der TU Wien/KPlus untersucht, „ob man die Schädlinge mithilfe von ,braven‘ Pilzen nicht nur bekämpfen kann, sondern ob Trichoderma harzianum auch die Vitalität der Bäume steigern kann“. Ein Schädling ist beispielsweise der als schmackhafter Speisepilz bekannte Hallimasch (Armillaria mellea). Ebenso wie auch der Gemeine Wurzelschwamm (Heterobasidium annosum) und Kabatina abietis. Die Pilze dringen über die Wurzeln in den Baum ein. Das hat zu Folge, dass der Baum erst seine Nadeln verliert und dann abstirbt.

„Für den Versuch kamen in zwei Testanlagen – im Forstlichen Versuchsgarten Knödelhütte der BOKU im 14. Bezirk in Wien und in einem Produktionsfeld am Jauerling – zwei biologische Mittel mit Trichoderma harzianum zum Einsatz: ein herkömmliches Präparat (Präparat 1) und ein neu entwickelter Stamm des Pilzes (Präparat 2)“, schreiben die Forscher.

Erneute Messungen nach zehn Jahren

In den ersten drei Jahren habe man keine signifikanten Unterschiede zur Kontrollgruppe beobachten können. Weder im Labor, noch bei der waldbaulichen Analyse, bei der die Trieblänge und die Zahl der Knospen untersucht werden, erklären die Wissenschaftler. Daher gebe es nun, nach zehn Jahren Versuchsdauer, erneute Messungen, um zu prüfen, welches Präparat die Ausbildung von Premium-Christbäumen unterstützt.

„Eine vorläufige Auswertung zeigt bei beiden Präparaten teilweise geringe Unterschiede bei mehreren messbaren Qualitätskriterien“, lautet das Resümee von Klumpp. Allerdings zeige das herkömmliche Präparat ein sichtbar besseres Verhältnis von Gesamthöhe zu Gesamtbreite (Kronenbreite). Das liege im Durchschnitt bei 73%, während es bei der Kontrollgruppe bei 63% bzw. bei 69% für das Präparat 2 liege.

Bei einer Höhe von zum Beispiel 2,83 Meter und einem Kronendurchmesser von 2,12 Meter sei das Verhältnismaß „Kronenbreite zu Höhe“ 75%. Auch der Abstand der letzten 3 Jahrtriebe sei bei Präparat 1 im Vergleich zu Präparat 2 und der Kontrollgruppe gleichmäßiger . „Schließlich ist der Anteil der Bäume mit 8 oder 7 sichtbaren Ast-Etagen in der Gruppe von Präparat 1 deutlich höher (44%) als in Präparat 2 (32%).“

Der Trend, dass Trichoderma harzianum die Nordmanntanne in ihrer Vitalität unterstütze, werde in der aktuellen Zwischenauswertung des Experiments bestätigt, so Klumpp. „Das herkömmliche Präparat schneidet allerdings besser ab, als die Neuentwicklung und weist den höchsten Anteil an ,Premium-Bäumen‘ auf.“