In Hongkong hat sich anhand eines Mannes, der im April an COVID-19 erkrankt war, gerade gezeigt, dass eine überstandene Erkrankung nicht davor schützt, sich erneut mit SARS-CoV-2 zu infizieren. Deutsche Wissenschaftler des Universitätsklinikums Jena (UKJ) konnten nun ein weiteres Rätsel um das neuartige Coronavirus lösen: Bilden alle Menschen, die sich angesteckt haben und erkranken, Antikörper?
Das UKJ startete im Mai eine Studie in Neustadt in Thüringen. Der Ort mit knapp 1.000 Einwohnern stand ab 22. März 2020 für zwei Wochen unter Quarantäne. Am Ende dieses Zeitraums stelle sich heraus, dass 49 Personen infiziert waren. Zwei davon verstarben.
Mitte Mai untersuchte ein zehnköpfiges Team von Wissenschaftlern alle Bewohner auf das Virus – sowohl per Abstrich auf akute Infektionen als auch per Antikörpertests auf vergangene Infektionen. Sie nahmen Blut- und Rachenspülwasserproben, befragten sie über Einzelheiten zur Symptomatik und möglichen Exposition mit dem Virus. Die ersten Ergebnisse zeigten, dass das Virus in Neustadt nicht mehr zirkulierte.
Trotz SARS-Cov-2-Infektion negativer Antikörpertest möglich
Mittlerweile liegen den Wissenschaftlern um Prof. Mathias Pletz, Direktor des Instituts für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene am UKJ, weitere überraschende Erkenntnisse vor. Nicht alle der Anfang des Jahres nachgewiesen infizierten Personen hatte Antikörper im Blut.
„Wir waren überrascht, dass die Hälfte der Infizierten, bei denen das Virus 6 Wochen vorher nachgewiesen worden war, keine Antikörpertiter (Titer: Menge bestimmter Antikörper im Blut) aufwiesen, obwohl wir mit sechs verschiedenen Tests danach gesucht haben“, sagt Prof. Pletz. „Dieses überraschende Ergebnis wirft viele neue Fragen auf. Offenbar kann man auch bei einem negativen Antikörpertest nicht wirklich ausschließen, dass es vorher eine COVID-Infektion gab.“
Weitere Untersuchungen
Weiterhin sei auch nicht klar, „ob die fehlende Bildung von Antikörpern nach einer COVID-Infektion mit dem Fehlen einer Immunität gleichgesetzt werden kann,“ so der Infektiologe. Um dieser Frage weiter auf den Grund zu gehen, führen Wissenschaftler des Instituts für Immunologie unter Leitung von Prof. Dr. med. Thomas Kamradt nun weitere Untersuchungen durch.
Sie suchen bei den Studienteilnehmern, die trotz bestätigter Infektion keine Antikörper gebildet haben, nach spezifischen Abwehrzellen. Diese Untersuchungen sind jedoch umfangreich und dauern noch an. Außerdem planen die Forscher für den kommenden Herbst weitere Untersuchungen in Neustadt.