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Was für ein Jahr. Die beiden großen „Cs“  (Corona- und Chipkrise) hatten beinahe alles im Griff und ein Ende der Automobil-Krise in Deutschland ist nicht abzusehen.

Unlängst meldete die große deutsche Tageszeitung „Welt“ unter Berufung auf das CAR Institut unter Professor Ferdinand Dudenhöffer, dass die Automobilproduktion in Deutschland im Jahr 2021 auf das Niveau des Jahres 1974 gesunken sei. Bereits 2017 begann ein beispielloser Abschwung von 5,656 Mio. im „Autoland“ produzierten Fahrzeugen auf jetzt 2,850 Mio. Einheiten.

FunFact: die einzelnen OEMs haben 2021 kaum weniger Fahrzeuge produziert, nur eben nicht in Deutschland. Eigentlich hätte dies zu gigantischen sozialen Verwerfungen führen müssen, aber „dank“ Corona haben die Deutschen (und nicht nur die) derzeit andere Sorgen. Diese Blindheit für andere Probleme könnte sich als Riesenhypothek für die nächsten Jahre erweisen.

Niedergang des Produktionsstandorts Deutschland?

Was der Rückgang aber unmißverständlich dokumentiert, ist ein Niedergang des Standorts Deutschland. Der hat übrigens ziemlich viel mit einer Reihe von Fehlentscheidungen zu tun, die immer offensichtlicher werden.

Da sind natürlich die extrem hohen Energiepreise, die den Standort immer unattraktiver machen. Die Verteuerung trifft die gesamte Industrie in Deutschland derzeit hart. Dank der deutschen Energiepolitik, die tatsächlich weltweit einzigartig ist, dürfte sich da auch in Zukunft nicht ändern. Im Gegenteil.

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In den letzten Wochen zeigte sich ein Riesendefizit in der CO2-armen Energieproduktion. Das ist natürlich dem zögerlichen Ausbau der regenerativen Energieerzeuger wie Wind und Solar geschuldet, aber noch viel mehr der Tatsache, dass in den Wintermonaten der Wind so gar nicht blasen mag und die Sonne, wenn überhaupt, nur für kurze Zeit zur Verfügung steht. Da hätte auch die 10fache Anzahl der regenerativen Erzeuger nichts geändert. 10×0 bleibt 0.

Steigender Energiebedarf

Gleichzeitig wächst der Energiebedarf durch neue, wieder nicht zu Ende gedachte Gesetze, die unter anderem vorschreiben, dass Neubauten keine Öl- oder Gasheizungen mehr haben sollen. Die Wärmepumpe ist die derzeit favorisierte Heizart der Ampel und der EU, die braucht allerdings viel Strom. Natürlich geistern auch der „grüne Wasserstoff“ weiter durch die Hallen der Politiker. Der würde allerdings die prekäre CO2-freie Energiesituation erst mal weiter verschärfen.

Damit nicht genug: auch die Elektromobilität ist in Deutschland im Jahr 2021 geradezu explodiert. Das CAM (Center of Automotive Management) unter Prof. Stefan Bratzel rechnet bis zum Ende des Jahres mit einem weiter steigenden Marktanteil der reinen Stromer. Der lag im Monat November bei 20,3% aller zugelassenen Fahrzeuge und könnte im Monat Dezember gar 23 Prozent oder mehr betragen.

Ladeinfrastruktur

Dann werden allein im Jahr 2021 mehr als 345.000 weitere Elektroautos hinzugekommen sein, mehr als in den Jahren 2018 bis 2020 zusammen genommen. Trotzdem bleibt der Gesamtmarktanteil noch unter 2 Prozent, denn die Million ist noch nicht überschritten.

Da ist also noch viel Luft nach oben. Mehr Elektrofahrzeuge brauchen ebenfalls mehr Strom. Und Ladeinfrastruktur. Hier verändert sich das Verhältnis derzeit rapide zuungunsten der Stromer-Piloten. Immer mehr Elektroautos müssen mit weniger Ladesäulen auskommen.

Kontraproduktive CO2-Energiepolitik

Zu guter Letzt gehen Ende 2021 weitere Atomkraftwerke wegen des Atomausstiegs vom Netz, die bislang ohne CO2-Emissionen Strom geliefert hatten. Sie werden ersetzt durch (noch zu bauende) Gaskraftwerke, die, und das ist der blanke Hohn, von der EU als “grüne“ Technologie eingestuft werden könnten, während Atomkraftwerke dieses Attribut nach Willen der Ampel nicht bekommen sollen.

Die Realität jedoch führt die deutsche Energiepolitik ad absurdum. Frankreichs Atomkraftwerke sorgen für durchschnittlich 50–60 g CO2 pro Kilowattstunde, während in Deutschland die 450 g-Marke permanent gerissen wird. Nun ist in Frankreich der CO2-Anteil derzeit auf über 100 g gestiegen, weil mehrere Atomkraftwerke zu Wartungszwecken abgeschaltet wurden. Der fehlende Strom kommt unter anderem, Sie ahnen es, aus deutschen Kohlekraftwerken.

Enttäuschendes Jahr

Was dürfen wir für 2022 erwarten? Wird sich alles zum Guten wenden in Deutschland? 

Das ist stark zu bezweifeln, denn ideologische Sachzwänge und eine dysfunktionale Bürokratie werden kaum eine schnelle Wende zum Guten zustande bringen.

Durch die Abschaltung der letzten AKWs dürften der CO2-Anteil aber auch die Kosten pro Kilowattstunde auch 2022 weiter kräftig steigen. Zwar will die Ampel kompensieren, indem sie die EEG-Abgabe kappt, aber bereits die Merkel-Administration konnte einen weiteren Anstieg nicht verhindern – trotz vollmundiger Ankündigungen vor beinahe 2 Jahren.

Keine gute Nachrichten für die Auto- und energieintensiven Industrien. BMW, das wurde gerade öffentlich, verlagert gerade weitere Teile seiner Autoproduktion 2022 nach China …

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Zu dieser Rubrik:

In einer wöchentlichen Kolumne, abwechselnd geschrieben von Eveline van Zeeland, Eugène Franken, Willemijn Brouwers, Katleen Gabriels, Carina Weijma, Bernd Maier-Leppla und Colinda de Beer versucht Innovation Origins herauszufinden, wie die Zukunft aussehen wird. Diese Kolumnisten, manchmal ergänzt durch Gastblogger, arbeiten alle auf ihre Weise an Lösungen für die Probleme unserer Zeit.