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Die Wirtschaftlichkeit von Windkraftanlagen ist für alle Beteiligte am Markt der Erneuerbaren ein genauso spannendes wie aufwändiges Thema. Nefino tritt an, eine erste und trotzdem weitgehend verlässliche Einschätzung mit wenigen Klicks zu liefern. Wie und zu den Hintergründen Jan-Hendrik Piel, Chief Information Officer von Nefino.

Was war die Motivation für die Gründung von Nefino? 

Weiterbetreiben, repowern – das heißt: ersetzen oder abreißen? Diese Frage stellt sich früher oder später bei jeder Windenergieanlage. In den nächsten Jahren fallen allein in Deutschland tausende Windenergieanlagen aus der Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) heraus. Ende 2020 sind das mehr als 5.000 Anlagen gleichzeitig. Weitere etwa 8.000 Anlagen folgen bis Ende 2025. Insgesamt ist weltweit im nächsten Jahrzehnt mehr als jede zweite Windenergieanlage vom Verlust der jeweiligen nationalen Förderung betroffen. Wie es im Anschluss mit diesen Windenergieanlagen weitergeht, ist derzeit völlig offen. Wenn für den Großteil tatsächlich nur die dauerhafte Stilllegung des Anlagenbetriebs bliebe, würde die Energiewende zu versiegen drohen. Mit unserer Software helfen wir betroffenen Marktakteuren, wirtschaftliche und risikotragfähige Alternativen zur Stilllegung zu finden und dadurch statt des drohenden Rückbaus den langfristigen Ausbau der installierten Windenergieleistung zu sichern. 

Warum ist Nefino wichtig? 

Unabhängig davon ob eine neue Windenergieanlage geplant, eine operative veräußert oder eine alte in die optimale Nachnutzung überführt werden soll, ist die jeweilige Bewertung stets von diversen räumlichen, technischen und ökonomischen Faktoren abhängig. Bislang ist die notwendige ganzheitliche Betrachtung aller Faktoren mit sehr hohem zeitlichen und monetären Aufwand verbunden. Wir bieten hier eine äußerst handliche und praxisorientierte Analytik, mit der wirklich jede Windenergieanlage schnell und einfach bewertet werden kann. Die hohe Skalierbarkeit unserer Softwarelösung lässt die Analyse einer Vielzahl von Windenergieanlagen in nur wenigen Sekunden zu, sodass nicht nur der einzelne Anlageneigner profitiert, sondern vor allem auch Marktakteure mit übergeordneter Perspektive in die Lage versetzt werden, Flächen-, Investitions-, Weiterbetriebs- oder auch Repoweringpotenziale innerhalb ganzer Windflotten zu identifizieren. 

Welche Technologie steckt hinter Nefino? 

Die Grundlage liefert die Modell- und Datenbasis der Nefino Location Intelligence (LI) Software. Sie verarbeitet Geo, Wind-, Turbinen- und Finanzdaten in einem integrierten System aus Windsimulationen, Flächenpotenzialanalysen, Lebensdauerbewertungen und Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen. Damit ist es beispielsweise möglich, anhand von Geodaten metergenaue Abstände zu Siedlungen und Straßen zu berechnen, um herauszufinden, an welchem Standort ein Neubau oder ein Repowering überhaupt erlaubt ist. Zudem kann die Software mithilfe von Windsimulationen zeigen, wie viel Strom sich an einem konkreten Standort mit einer bestimmten Windenergieanlage vermutlich erzeugen lässt. In Kombination mit den Lebensdauerbewertungen und Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen prüft sie Renditeerwartungen und Risiken. Auf dieser Grundlage bewerten Eigentümer nicht nur fortlaufend ihre eigenen Windenergieanlagen, sondern Projektierer und Hersteller suchen mithilfe des Geoinformationssystems beispielsweise nach neuen Potenzialflächen und Energieversorger und Banken identifizieren neue Investitions- und Finanzierungsmöglichkeiten. 

Was macht Nefino anders als die Konkurrenz?

Verdient sie noch ihr Geld? – Windkraftanlagen im Wirtschaftlichkeits-Check.

Im Detail gibt es viele dieser Informationen und Funktionalitäten schon am Markt. Allerdings hat das bislang noch keiner so integriert digital zusammengeführt wie wir. Das heißt: Statt mehrerer zeit- und kostenaufwendiger Gutachten zu den jeweiligen Teilaspekten einer Bewertung liefern wir mit einigen Klicks eine erste, aber äußerst präzise Einschätzung, die alle Aspekte vereint. Damit bieten wir unseren Kunden eine sehr grundlegende Entscheidungshilfe im Pre-Screening neuer Geschäftschancen, sodass die teuren Gutachten anschließend auch nur für die Windenergieanlagen und Flächen benötigt werden, die auch tatsächlich ein hohes Potenzial aufweisen. 

Was war das größte Hindernis auf dem Weg zur Gründung? 

Wir hatten tatsächlich am Anfang Schwierigkeiten, Kontakte zu den maßgeblichen Entscheidern im Markt herzustellen. Auf der einen Seite sind das die möglichen Anwender, auf der anderen Seite diejenigen, die dann auch die Gelder bewilligen sollen. Wir wollten die möglichen Anwender unserer Software möglichst von Anfang an mit im Boot haben. Wir wollten schlicht sichergehen, nicht am Markt und am Bedarf vorbei zu entwickeln. Geholfen hat uns dabei die Zusammenarbeit mit windturbine.com, eine Plattform, die viele maßgebliche Akteure in diesem Markt zusammenbringt, und natürlich unser Gesellschafter Martin Westbomke. Martin hat uns nicht nur über die unterschiedlichen Forschungsprojekte hinweg begleitet, die wir im Rahmen unserer Arbeit für die Universität Hannover durchgeführt haben. Er ist gleichzeitig auch Vorsitzender der Industrievereinigung für Repowering, Demontage und Recycling von Windenergieanlagen (RDR Wind). In dieser Funktion ist er bestens vernetzt und hat wichtige Kontakte für uns angebahnt.  

Gab es einen Moment, in dem Nefino beinahe gar nicht gestartet wäre? 

Einen kritischen Moment hatten wir vor zwei Jahren auf der Husum Wind, einer der größten Windenenergie-Messen in Europa. Wir haben uns angeschaut, was die Konkurrenz so anbietet. Da wurde uns schlagartig klar, dass da noch ein ziemlich großer Berg an Arbeit auf uns wartet. Das eigentliche Sparring mit den potentiellen Partnern bzw. Kunden aus der Industrie kam danach. Erst dann haben wir verstanden, dass es zwar recht ausgefeilte Einzellösungen gibt. Dass aber der Bedarf an einem schnellen und pragmatischen Pre-Screening sehr groß ist. 

Was war der erfreulichste Moment? 

Zwei Jahre später auf derselben Messe. Wir waren uns natürlich schon vorher darüber im Klaren, dass unsere Idee eine echte Chance hat. Sonst hätten wir nicht die gesamte Arbeit in die Entwicklung gesteckt und nicht die GmbH gegründet. Aber der Erfolg jetzt auf der diesjährigen Messe hat unsere Erwartungen komplett übertroffen. Wir haben praktisch mit allen möglichen Interessengruppen in diesem Markt Gespräche geführt. Das Feedback war sehr, sehr positiv. 

In der Zeit davor hatten wir immer das Problem, dass wir zwar ein ziemlich konkretes Bild von unserer Lösung im Kopf hatten. Aber wir konnten es immer nur in Teilen zeigen. Der Rest hätte aus Sicht potenzieller Kunden oft einfach auch eine leere Behauptung sein können. In diesem Jahr kamen Betreiber und Projektierer an unseren Stand und fragten nach konkreten operativen Windenergieanlagen und wir konnten tatsächlich mit einigen Klicks konkrete Zahlen liefern. Zahlen, die aus Sicht der Fachleute plausibel waren. Das hat die Leute überzeugt.  

Wie sieht die Zukunft von Nefino aus? 

Stand heute können wir praktisch jeden Windpark in Deutschland analysieren. Aber ganz grundsätzlich gesprochen ist unser Modell global anwendbar. Mittelfristig ist also die klare Perspektive, weitere Länder abzudecken. Auf dem Weg dahin wollen wir mit softwarenahen Beratungsleistungen unser Geld verdienen. Das heißt Projektierern, Windparkbetreibern oder Herstellern ein Tool an die Hand geben, mit dem sie zum Beispiel auf ihren Bestand an Windturbinen zugreifen und eigene Analysen fahren können; das Ganze, wenn sie wollen, automatisiert. Sie bekommen im Software-as-a-Service-Modell von uns ein kundenspezifisches Frontend und zahlen Lizenzgebühren für Updates und neue Funktionen – und können sich endlich von ihren komplexen Excel-Listen verabschieden. 

An weiteren Start-ups interessiert? Hier geht’s zu unserer Serie.