Die Coronapandemie hat weltweit zu Innovationen bei Start-ups geführt. Das zeigte sich beim Swiss Market Entry Bootcamp in Zürich und den Startup-Days in Bern, an denen Vertreter von 40 Startup-Unternehmen aus 20 Ländern teilnahmen, je nach Herkunftsland vor Ort oder online. Die Unternehmen kamen aus den USA, Kanada, Brasilien, der Türkei und zahlreichen europäischen Staaten. Deutschland und Frankreich waren mit acht beziehungsweise sieben Unternehmen am stärksten vertreten.
Laut Informationen der Veranstalter stehen bei acht Start-ups digitale Gesundheitslösungen im Mittelpunkt, bei sieben ist es digitale Unterstützung für den Bildungsbereich. Zehn konzentrieren sich auf Mobilität und SmartCity, neun Unternehmen kommen aus dem Bereich FinTech und InsurTech und sechs aus dem Bereich Food and Retail.
Transformationsprozess von großer Tragweite
„Sie alle eint der Gedanke, den Strukturwandel und Umbau der Wirtschaft, den das Coronavirus beschleunigt, wenn nicht gar ausgelöst hat, in allen Branchen durch digitale Ideen zu unterstützen und dadurch den Veränderungsprozess kreativ zu gestalten“, betonen die Veranstalter. Um beim Bootcamp vertreten zu sein, mussten die Unternehmen eine Bewerbungsphase erfolgreich durchlaufen. Dabei mussten sie unter anderem nachweisen, dass sie eine externe Finanzierungsrunde bereits abgeschlossen hatten und einen Nachweis „eines überzeugenden Geschäftsmodells“ bringen.
„Der Coronavirus hat in fast allen Arbeits- und Lebensbereichen einen Transformationsprozess von großer Tragweite angestoßen: reisen, arbeiten, lernen, aber auch einkaufen, Gesundheitsberatung und Freizeit: Für all das mussten digitale Lösungen gefunden werden, die sich nicht nur in der Krise, sondern dauerhaft bewähren sollten“, erklärt Matthias Zwingli, Leiter Internationales und Startups bei digitalswitzerland. „Wir haben erfolgreiche Startups in der ganzen Welt dazu aufgerufen, ihre Ideen hier in Zürich vorzustellen.“
Das Bootcamp sei für Schweizer Unternehmen eine „hervorragende Gelegenheit, sich neue Ideen und kreative Innovationen aus der ganzen Welt ins Land zu holen“, betonte Katka Letzing, Co-Founder & CEO von Kickstart Innovation. Umgekehrt stelle die Schweiz für ausländische Startups einen attraktiven Markt und Standort dar, „um sich qualitativ weiterzuentwickeln und sich mit bestehenden Unternehmen zu vernetzen.“
Gini: Dokumente in Echtzeit auslesen
Das Münchener Fintech-Unternehmen Gini ist eines der Start-ups, das in Zürich mit seinem Geschäftsmodell überzeugen konnte. Es bietet intelligente Datenextraktion von Dokumenten an – zum Beispiel für Versicherungsunternehmen oder Anwaltskanzleien. Diese müssten sich darauf verlassen können, dass die speziellen Datenauszüge korrekt sind, könnten sich so aber den mühsamen Prozess der manuellen Überprüfung ersparen. „Gini kann Dokumente in Echtzeit auslesen. Mühsamer Papierkram gehört damit der Vergangenheit an“, sagt Gründer und Geschäftsführer Holger Teske.
HealthyHealth: Digitale Gesundheitsprofile für die Diagnostik
HealthyHealth hat seinen Sitz in London und nutzt digitale Daten zur Berechnung des Diagnoserisikos für mehr als 800 Erkrankungen. Dadurch kann sich der Antragsteller Stundenlanges Ausfüllen langer Fragebögen oder Arztbesuche ersparen. „Mit der schnellen Entwicklung und Verbreitung von Smartphones und Fitnesstrackern führt HealthyHealth die damit verbundene gerätegestützte Revolution der Gesundheitsverfolgung an. Sobald ein Benutzer über sein Smartphone oder seine Wearables Zugang zu seinen persönlichen Daten gewährt, können wir sein einzigartiges Gesundheitsrisikoprofil in nur wenigen Minuten berechnen“, sagt Co-Founder und COO Etienne Bourdon.
Processim Labs: Spielerisches Lernen mit dem Smartphone
Das EdTech-Unternehmen Processim Labs aus Costa Rica ermöglicht Schülern mit seinen Lernspielen, mit ihrem Smartphone auf „spielerische, unterhaltsame und dynamische Weise zu lernen, ihre Entscheidungsfähigkeit zu üben und kritisches Denken zu trainieren“. Covid-19 habe Schüler und Studenten weltweit gezwungen von zu Hause aus zu lernen, erklärt Javier Chan, Gründer und Geschäftsführer von Processim Labs. „Vielen fehlt dafür das technische Equipment. Wir ermöglichen interaktives Lernen mit dem Smartphone, das Spaß macht.“
Schweiz die Nummer eins
Die Schweiz ist aktuell weltweit die Nummer eins bei digitaler Innovation vor den USA, Schweden, Großbritannien und den Niederlanden. Diese Position möchten die Eidgenossen durch internationale Vernetzung weiter ausbauen. Das diesjährige Swiss Market Entry Bootcamp ist nach dem großen Erfolg der Auftaktveranstaltung im Jahr 2018das dritte seiner Art.
Initiiert wurde es von digitalswitzerland mit Unterstützung von Kickstart Innovation und ermöglicht Start-ups aus anderen Ländern einen Einblick in das Ökosystem des Schweizer Unternehmertums. Darüber hinaus sind auch andere Akteure des Ökosystems beteiligt wie beispielsweise Startup Invest, Day One, Climate-KIC, F10 oder Impact Hub Switzerland.
Als Ziel des Events haben sich die Veranstalter gesetzt, „ausländische Tech-Pionieren mit Finanzierungspartnern, Akzeleratoren und Inkubatoren sowie etablierten Schweizer Unternehmen zu vernetzen, die ihrerseits auf der Suche nach kreativen Lösungen zur Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse sind“. Zu diesen Partnerunternehmen gehören APG, Coop, Chain IQ, CSS, Migros, EY, IBM, PwC, PostFinance, Sanitas, Smile Insurance, Swisscom, Swiss Post, Swisslife, UBS und andere.