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Jede Woche sprechen wir mit dem Spezialisten für Elektromobilität und Innovation Origins-Kolumnisten Auke Hoekstra darüber, was ihm Neues aufgefallen oder begegnet ist, welche Innovationen unseren Planeten nachhaltiger machen.

Das hat vermutlich niemand verpasst: Die Präsentation des Tesla Cybertruck. Die Meinungen sind geteilt: von hässlich bis brillant. Auf jeden Fall hat Tesla viele Vorbestellungen erhalten. Elon Musk hat den letzten Stand auf Twitter veröffentlicht: mehr als zweihunderttausend Bestellungen.

Auf Twitter hat Auke viel über das neue Modell von Tesla gelesen. Er plädiert für ein Verbot dieser Art von “martialischen Fahrzeugen” in Städten.

Den ganzen Thread können Sie hier lesen.

Was stört dich an dem neuen Design eigentlich so sehr?

“Hast du gesehen, wie groß er ist? Vielleicht ist er für den Einsatz als Mondfahrzeug geeignet. Oder für Menschen, die jeden Moment einen Angriff auf ihr Leben erwarten. Aber niemand braucht wirklich ein so großes Fahrzeug, oder? Es geht auch um das Signal, das man als Fahrer aussendet. Es wirkt sehr aggressiv, wie: ‘Wir werden dich gleich mal von der Straße schubsen’. Das will doch niemand in der Stadt haben. Als ob sich die Fahrer über alle anderen stellen. Das kann es doch nicht sein.”

“Auf der anderen Seite kann ich die Aufregung verstehen, ich bin auch ein kleiner Junge, der schönes Spielzeug liebt. Ein Masserati zum Beispiel ist eine verdammt coole Sache. In Bezug auf das Aussehen des Tesla-Cypertrucks kann ich sagen, dass die Menschen dies als futuristisch und positiv wahrnehmen. Diese Reaktionen lassen mich schon nachdenken. Aber ich sehe da einfach eine Art LKW.”

“Solange es keine Möglichkeiten gibt, um diese Blechburgen aus der Stadt zu verbannen, bin ich immer noch froh, dass es zumindest elektrische Alternativen gibt.” Auke Hoekstra

Was fällt dir noch auf?

“Es geht hauptsächlich um das Signal, das du aussendest. Inwieweit kann man hier noch von einem nachhaltigen Auto sprechen? Es nimmt viel Platz ein, Materialverbrauch um die Räder herum ist groß und es ist überhaupt nicht aerodynamisch. Tesla verwendet eine Konstruktion aus Edelstahl, das ist super schwer. Auf Wikipedia steht – und gehen wir mal davon aus, dass das stimm – dass dieses Modell etwa 3.000 kg wiegt. Das führt zu einem schnelleren Verschleiß der Reifen und bedeutet auch, dass hier eine riesige Batterie drin sein muss….”

Auf der anderen Seite der Telefonverbindung ist plötzlich ein Murmeln und das Tippen auf einer Tastatur zu hören: Auke ist mit der Mathematik beschäftigt. “… es heißt, dass man mit einem voll geladenen Akku mindestens 800 Kilometer fahren kann. Nehmen wir an, dass das wahr ist, dann schätze ich, dass mindestens eine 200 kWh Batterie enthalten sein muss, vielleicht sogar eine noch größere.”

“Selbst wenn man mit völlig grünem Strom fahren würde, bräuchte man immer noch eine große Menge an Rohstoffen, um eine so große Batterie herzustellen. Das hat mit Nachhaltigkeit nichts zu tun.”

Auf Twitter hast du die Reaktion bekommen, du sollest dich nicht so aufregen: Dieses Auto ist überhaupt nicht für urbane Umgebungen, wie die niederländischen Großstädte gedacht. Ändert das deine Meinung?

“Ich leugne keineswegs, dass zum Beispiel in den USA, wo man diesen Trend schon viel länger sieht, viel größere Autos gefahren werden. Öl ist billig und es gibt gewisse Steuervorteile für größere Autos. Aber auch hier sieht man immer mehr von diesen SUV’s. Diese Autos haben einen Vorteil: Sicherheit für den Fahrer. Man ist geschützt und bekommt nichts von der Verletzlichkeit von Fußgängern und Radfahrern mit.”

“Es stört mich, dass das Design dieser Festungen auf Rädern diese Verwundbarkeit nicht berücksichtigt. Es wird eine ganze Menge Forschung für Außen-Airbags oder Stoßstangen betrieben, die mehr Sicherheit bieten sollen. Aber das kann nicht alles sein, diesem Problem müsste viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.”

Kann Tesla das ändern?

Auke fängt an zu lachen, im Hintergrund gibt es ein Video:

“Diese Behauptung, dass das Glas unzerbrechlich ist, sucht noch ihren Beweis.”

Aber nach Aukes Worten folgt der Automobilhersteller mit solchen Behauptungen einem Trend. Nämlich dem eines unverwüstlichen Geländewagens. “Um zu beweisen, dass das Modell nicht nachgibt, schlagen sie mit einem großen Vorschlaghammer auf die Seite. Du kannst dir vorstellen, was mit einer Person passiert, wenn sie von einem solchen Auto angefahren wird. Das endet nicht gut.”

“Die Verbraucher tragen auch in dieser Hinsicht eine Verantwortung: Wenn man so etwas kauft, sagt man seinen Mitmenschen: ‘Du hast Pech, hier fahre ich.’ Was haben so große Autos in der Stadt zu suchen? Studien zeigen, dass diese Art von Fahrzeugen gefährlich sind. Vielleicht sollten wir die Leute, die Rambo in der Stadt spielen wollen, viel stärker haftbar machen.”

Kannst du auch etwas Positives an diesem neuen Modell entdecken?

“Vielleicht ist dies Art Elekto-Auto notwendig, um die Leute aus ihrem fossilen Pickup-LKW zu holen. Aber solange es keine Möglichkeiten gibt, um diese Blechburgen aus der Stadt zu verbannen, bin ich immer noch froh, dass es zumindest elektrische Alternativen gibt.”