Semilla will Sanitärabwasser nutzbar machen. Vor allem dank der Präsenz auf Festivals mit mobilen Wasseraufbereitungsanlagen macht das Unternehmen mit der Geschichte auf sich aufmerksam, dass sogar Urin Trinkwasser liefern kann. Aber im Moment konzentriert man sich auf Spülwasser für Toiletten oder Dünger als eine Form des Recyclings.
Wie innovativ und vielversprechend sein Unternehmen ist, erklärt Peter Scheer, CEO der Netzwerkorganisation.
Was war der Grund für die Gründung von Semilla?
An der Has University of Applied Sciences in Den Bosch sahen wir Aufnahmen von Menschen, die von der Welt abgeschnitten waren und verzweifelt versuchten, sich aus einer Notsituation zu retten. Wir wollten etwas dagegen unternehmen. Ich habe für die Europäische Weltraumbehörde gearbeitet und kam auf die Idee, Selbstversorgungstechniken zu übernehmen, die bei Weltraummissionen eingesetzt werden. Damit man diese in Flüchtlingslagern anwenden kann.
Was sind Ihre Hauptaktivitäten?
Im Allgemeinen kann man es als dezentrale Abwasserreinigung bezeichnen. Die Semilla-Module bilden ein geschlossenes Abwassersystem, das mit Hilfe fortschrittlicher Luft- und Raumfahrttechnologie Sanitärabwässer in sauberes Wasser und Nährstoffe für die Lebensmittelproduktion umwandelt. Das gebrauchte Wasser wird unter anderem durch feinmaschige Filterung und UV-Strahlung recycelt.
Wir bieten Lösungen für temporäre, semi-permanente sowie permanente Situationen. Das heißt, für Festivals, in Notfallsituationen oder für Gebäude.
Was unterscheidet Semilla von anderen Unternehmen?
Wir sind sehr pragmatisch und auf die Anwendbarkeit fokussiert. Semilla arbeitet wasserneutral, ohne Abwassersysteme und managt die gesamte Kette vom Abwasser bis zum Recycling. Während andere nur einen Teil dieses Prozesses abdecken.
Wie waren die Reaktionen bisher?
Sehr vielversprechend. Die Leute fragen sich, ob das, was wir tun, machbar ist, sie finden es ungewöhnlich. Aber sowohl Privatpersonen als auch die Regierung erkennen dadurch, dass wir jetzt auf dem falschen Weg sind. Dass wir sparsamer mit dem Wasser umgehen müssen. Sogar die Wasserverbände zeigen Interesse, denn eine lokale Lösung würde die wichtigsten Kläranlagen entlasten.
Was war bisher ein Hindernis?
So gut, wie es auf Festivals mit Tests und Dauereinsatz läift, sind unsere Lösungen für die Nothilfe immer noch sehr schwierig anzuwenden. Das hat mit der Organisation der Hilfe zu tun. Es ist nicht einfach festzustellen, wer für was verantwortlich ist. Wer ist der Auftragnehmer, wer finanziert sie? In den Flüchtlingslagern hat man es vielleicht mit fünf verschiedenen Parteien zu tun.
Was ist für nächstes Jahr geplant?
Eine ganze Menge. Zum Beispiel werden wir auf Festivals 90% des Abwassers für die Toilettenspülung und 10% als Dünger wiederverwenden. Oder vielleicht arbeiten wir an einem Projekt im Osten der Niederlande, das darauf abzielt, ohne Kanalisation wasserneutral zu arbeiten…
Wo wird Semilla in fünf Jahren stehen?
Wir werden dazu beitragen, dass es in Entwicklungsländern gutes, sauberes Wasser gibt, im Einklang mit dem sechsten Ziel der nachhaltigen Entwicklung, aber auch mit dem zweiten Ziel: Hunger. Wir werden unser geschlossenes Wassersystem – den geschlossenen Kreislauf – auch in entlegenen Gebieten aufbauen, so dass sich jeweils 10.000 bis 20.000 Menschen selbst versorgen können.
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