Inflatables – meist aufblasbare Stand-Up-Paddling Boards (SUP) – eroberten in den letzten Jahren den Wassersportmarkt. Doch die Zeiten ändern sich – jetzt sind Hardboards im Trend. Denn eingefleischte Boardsportler wissen: Kein SUP-Inflatable kann der Performance eines Hardboards das Wasser reichen. Bis jetzt. Denn das deutsche Start-up Tripstix GmbH patentierte kürzlich die VacuuAir-Technologie. Diese Technologie ‒ die in etwa mit den Eigenschaften eines Kaffee-Vakuumpäckchens vergleichbar ist ‒, kombiniert die Vorteile des praktischen Inflatables mit den kompromisslosen Fahreigenschaften eines Hardboards. Wir sprachen mit Dr.-Ing. Stefan Klare, dem Erfinder und Gründer des jungen Unternehmens.
Wie kamst Du auf die Idee zur Gründung von Tripstix?
Die Idee, eine komfortable Reiselösung für Surfboards zu finden, ist aus der eigenen Not als Land-Locked-Surfer entstanden. Ich wohne in München. Von hier ist der nächste Ozean, auf dem man Wellenreiten kann, mindestens sieben Autostunden entfernt. Beim Reisen ist ein Hardboard immer mit Kosten und Aufwand verbunden. Das hat mich genervt. Weshalb ich nach einer Lösung für dieses Problem gesucht habe.
Wo sind die speziellen Einsatzbereiche des Boards?
Da unsere Board sich insbesondere durch eine präzisen und dünnen Shape, also die Form, auszeichnen, was wiederum beim Surfen in der Welle immens wichtig ist, liegt der Hauptanwendungsbereich unserer Boards im Wellenreiten. Die Sparte SUP-Surfing ist noch relativ unbekannt. Es gibt aber immer mehr Paddler, die auf diesen Zug aufspringen.
Was macht das Board im Vergleich zu anderen SUPs besonders?
Wie schon gesagt, sind die Shapes unserer Boards denen von Hardboards nachempfunden. Unsere Boards sind viel dünner als herkömmliche, aufblasbare SUPs. Die Kunst ist es aber wiederum, eine hohe Biegesteifigkeit trotz des dünnen Designs zu erlangen. Dies ist uns gelungen. Eine hohe Biegesteifigkeit wird üblicherweise durch ein dickes Design erreicht. Weshalb viele herkömmliche Boards eine Dicke von 6“, das sind 15 cm, aufweisen – zum Surfen ist das denkbar ungeeignet!
Was war die größte Hürde, die du anfangs überwinden musstest?
Unser Produkt ist technologisch äußerst anspruchsvoll. Und die Entwicklung bis zur Serienreife hat dementsprechend lang gedauert ‒ was wiederum viel Geld verschlungen hat. Da ich aber nicht mit Investoren zusammenarbeiten und so meine maximale Unabhängigkeit bewahren will, war die Entwicklung über diesen recht langen Zeitraum die größte Hürde.
Gab es einen Moment, an dem du aufgeben wolltest?
Nein, aufgeben wollte ich eigentlich nie. Ich bin ein Kämpfer der sich durchbeißt. Ich habe schon hin und wieder gedacht, dass ein klassischer nine-to-five-Job etwas Ruhe in mein Leben bringen würde. Allerdings weiß ich, dass ich im Angestelltenverhältnis eingehen würde – verschwendete Lebenszeit!
Was war für dich in Bezug auf die Gründung der beste Moment, was hat dich besonders stolz gemacht?
Besonders stolz macht es mich, dass ich über all die Jahre unabhängig geblieben bin und ohne ein großes Team dieses anspruchsvolle Produkt entwickelt habe. Ich kenne einige Start-ups, die durch Investitionen schneller gewachsen sind und bei denen die Gründer einiges mehr als ich verdienen.
“Allerdings sind diese Gründer auch nicht wirklich zufrieden, da sie Ihre Unabhängigkeit an die Investoren verloren haben. – Da kann man sich, wie ich finde, gleich anstellen lassen und sich den Stress mit der Gründung sparen.”
Worauf dürfen wir uns in den nächsten Jahren freuen, sprich: Was können wir in den kommenden Jahren von dir erwarten?
Ich habe viele Pläne und Ideen. Im Vordergrund stehen neue Boardshapes und die Weiterentwicklung unserer Technologie. Meine Vision ist es, Hardboards obsolet zu machen. Die Technologie, die hier zum großen Teil verwendet wird, hat sich seit über 30 Jahren nicht wesentlich weiterentwickelt. Außerdem möchte ich die Firma insofern erweitern, dass wir auch Auftragsarbeiten für Firmen aus ganz anderen Geschäftsfeldern als den Wassersport anbieten können. Das Know-how, was bisher bei uns vorhanden ist, ist jetzt schon deutlich mehr, als bei den üblichen Verdächtigen der Branche.
Was treibt dich jeden Morgen an?
Ich bin Ingenieur aus Leidenschaft. Meine eigenen Ideen in die Realität zu überführen ist das Größte für mich.
“Montage sind für mich gute Tage, auf die ich mich freue!”
Wie ist deine Vision: Wo siehst du dein Unternehmen in 5 Jahren und was ist dein ultimatives Ziel?
Mein ultimatives Ziel ist es, höchste Qualität mit einer nachhaltigen Wertschöpfungskette anbieten zu können. Was momentan in unserer Gesellschaft passiert, finde ich erschreckend und so kann es nicht weiter gehen. Der europäische Markt wird mit Billigprodukten aus Fernost überschwemmt, welche nach kürzester Zeit wieder in den Müll wandern. Die Konsumenten sind verwöhnt von den billigen Preisen und Nachhaltigkeit ist ein Kaufargument, das ganz am Schluss kommt. Wir produzieren momentan zwar auch noch in Asien, das will ich aber so schnell wie möglich ändern. Eine kleine Produktion in Deutschland ist sogar angedacht. Da unsere Produkte einzigartig sind, können wir einen höheren Preis in Kauf nehmen. Ich hoffe, dass die Menschen irgendwann kapieren, dass man hin und wieder etwas mehr Geld ausgeben sollte!
“Ich will Produkte anbieten, die ein Leben lang halten, auch wenn das aus unternehmerischer Sicht vielleicht nicht ganz so sinnvoll ist, da geht es mir ums Prinzip!”