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Skinive ist eine KI basierte App, die Nutzern die Selbstkontrolle ihrer Hautgesundheit ermöglicht. Die Algorithmen sind in Fotos von verdächtigen Flecken, wie Muttermale oder Ausschläge geschult. Nutzer laden ein Foto von dem betroffenen Hautbereich hoch und bekommen sofort eine Diagnose. Skinive erkennt Anzeichen zahlreicher Hautkrankheiten wie Vorstufen von Hautkrebs, Papillomavirus und Rosacea.

Die Anfänge des Start-ups Skinive gehen in das Jahr 2018 im weißrussischen Belarus zurück. Seither lernt das KI-System zur Selbstkontrolle der Hautgesundheit kontinuierlich von den Erfahrungen von Ärzten und zahlreichen Bildern und Beschreibungen von Hautkrankheiten. Vor kurzem wurde das weißrussische Unternehmen Finalist des Rockstart AI Accelerator Programms in den Niederlanden.

Innovation Origins sprach mit Kirill Atstarov, dem Gründer von Skinive, über Herausforderungen und belohnende Momente, die er mit seinem Start-up erlebt hat und über seinen Weg von Belarus auf den Weltmarkt.

Wie entstand die Idee zu Skinive – was hat es begonnen?

Wir wollten ein KI-basiertes Produkt zur Selbstkontrolle der Gesundheit entwickeln und dachten zunächst an die Diagnose und Prognosemodellierung einiger gängiger Krankheiten. Das hätte allerdings die Verwendung von Röntgen- und Ultraschallbildern erfordert – und damit Pilotprojekte mit medizinischen Einrichtungen. Das wäre in Weißrussland schwer zu realisieren gewesen. Deshalb beschränkten wir uns auf die Untersuchung der Hautgesundheit und ein Tool, das wir direkt zum Endverbraucher bringen konnten – dank der Tatsache, dass heute fast jeder ein Smartphone hat. Wir begannen mit der Diagnostik von Hautkrebs, mussten aber bald erkennen, dass der Markt bereits genug von dieser Art KI-Anwendungen hatte. Also erweiterten wir das Spektrum der Hautkrankheiten, die unsere Algorithmen erkennen können.

Welche Art von Problemen löst du?

Unser Produkt soll viele Menschen gesund erhalten. Unserer App bietet ihnen die Möglichkeit der Selbstkontrolle und der Sofortdiagnose. Wenn das Ergebnis auf einen potenziell gefährlichen Hautzustand hinweist, wissen sie, dass sie einen Arzt aufsuchen müssen. In Zukunft wird es auch möglich sein, die Diagnose von einem Arzt in der App bestätigen zu lassen – in Form eines telemedizinischen Dienstes. Das ist eine zweite Meinung, die besonders bei Hautallergien angebracht sein kann.

Was war die größte Hürde, die du überwinden musstest?

Am Anfang ernteten wir viel Kritik. Besonders die Ärzte in Belarus begegneten unserer Technologie mit Skepsis. Manche verstanden nicht, wie KI-basierte Diagnostik funktioniert und sprachen sogar von Gesundheitsbetrug. Erst als ich für das Rockstart-Programm in die Niederlande kam, traf ich in Nijmegen auf Ärzte, die auf Diagnostik mit dem Einsatz neuronaler Netze und KI spezialisiert sind. Das war eine angenehme Überraschung.

Was ist der Unterschied zwischen Skinive und anderen Apps zur Selbstkontrolle der Gesundheit?

Die meisten Apps zur Selbstkontrolle der Hautgesundheit konzentrieren sich auf die Diagnose von Hautkrebs. Mit unseren KI-Algorithmen können wir nicht nur Hautkrebs, sondern noch etwa dreißig weitere Hauterkrankungen erkennen und diagnostizieren. Hautkrebs ist zweifellos eine gefährliche Hautkrankheit, aber nicht die häufigste. Die meisten Menschen leiden an Akne oder Virusinfektionen – und diesen Menschen wollen wir helfen.

Skinive at work © Skinive

 

Wirst du von der Regierung von Belarus unterstützt?

Die belarussische Regierung ist auf die Aktivitäten von Skinive und ähnlichen Start-ups bereits aufmerksam geworden. Anfang Oktober fand in Minks ein runder Tisch mit dem Gesundheitsminister und der Verwaltung des Hi-Tech-Park statt, dem größten weißrussischen Technologiezentrum. Dort wurde über neue Wege der Zusammenarbeit zwischen Fachärzten und Softwareunternehmen wie Skinive diskutiert. Das Ergebnis war ein Programm, das die Zusammenarbeit zwischen Informationstechnologie und Gesundheitswesen einfacher macht. Das ist ein wichtiger Schritt für die Branche. Bisher konnten Ärzte nur als Privatpersonen und in ihrer Freizeit mit IT-Unternehmen zusammenarbeiten – nicht als Mitarbeiter eines Krankenhauses.

Welche Leistungen haben dich besonders stolz gemacht?

Besonders stolz sind wir auf das erste Leben, das wir mit unserer App gerettet haben! Während EMERGE, einer internationalen IT-Konferenz in Minsk, haben wir den Besuchern unsere App präsentiert. Sie durften unsere Anwendung ausprobieren und verdächtige Muttermale, Flecken und Ausschläge kontrollieren. Eine der teilnehmenden Personen erhielt bei einem Muttermal in ihrem Gesicht die Diagnose potenziell gefährlich. Wir halfen dieser Person einen Termin bei einem Dermatologen und Onkologen in Minsk zu vereinbaren. Dieser bestätigte die Diagnose. Es war ein Frühstadium von Hautkrebs und das Muttermal wurde operativ entfernt. Das brachte uns viel Medienöffentlichkeit. Dadurch stieg Die Zahl der Skinive-Nutzer und das belarussische Gesundheitsministerium bot uns Unterstützung an. Das war unser Durchbruch.

Was können wir uns von dir in naher Zukunft erwarten?

Wir werden in das Silicon Valley von Belarus vordringen und uns im Hi-Tech-Park in Minsk einmieten. Den erfolgreichen Abschluss des Rockstart KI-Track werden wir nutzen, um mit Hilfe des Accelerator eine Skinive-Niederlassung in den Niederlanden zu gründen und unsere Aktivitäten auf den europäischen Markt auszudehnen.

Im Bereich der Softwareentwicklung planen wir eine Smartphone-App für Ärzte und alle Menschen, die mehr über ihre Haut erfahren wollen.

Was ist das höchste Ziel von Skinive?

Wir wollen eine Technologie schaffen, die es Menschen ermöglicht, verschiedene Hauterkrankungen im Frühstadium zu erkennen – ihnen ein persönliches Instrument zur Überwachung ihrer Hautgesundheit zur Verfügung stellen.

Danke für das Gespräch.

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