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Lignin heißt das Material, das demnächst in verschiedensten Bereichen Erdöl ersetzen soll. Es wird aus allen Pflanzen, die wir Menschen nicht essen, also zum Beispiel aus Holz und Stroh, gewonnen. Und: Es eignet sich perfekt, um biobasierte und bioabbaubare Mikroplastikpartikel herzustellen, die in der Kosmetikindustrie aber auch für Tesafilm und weitere Einsatzbereiche Verwendung finden. Das Hamburger Start-up LignoPure, als Ausgründung aus dem TVT-Institut der TUHH, möchte mit diesem tollen Material die Welt ein Stückchen besser machen.

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Wie kamen Sie auf die Idee zur Gründung des Start-ups?

Wienke Reynolds, Co-Founder und CTO Lignopure: Die Forschung am Lignin als Produkt läuft am TVT-Institut der TUHH schon länger. Joana, ebenfalls Co-Founderin und CEO bei Lignopure, sah dank ihres Life Science Hintergrundes schon von Anfang an das Potenzial von Lignin. Joana Gil arbeitete einige Jahre für ein mexikanisches Unternehmen im Bereich Pharma & Kosmetik. Von ihr kam auch die Idee, das Material mit seiner besonders feinen Partikelform und natürlichen Qualität in diesen anspruchsvollen Branchen einzusetzen. Sie war auch die treibende Kraft der Ausgründungsaktivitäten.

 Wo sehen Sie die Einsatzbereiche von Lignin und warum ist es von Bedeutung?

Lignin ist wie eine Chemikalie zu verstehen, die wir als B2B-Business den B2C-Kunden ‒ zum Beispiel ein Kosmetikhersteller, dessen Produkte wir dann in der Drogerie kaufen können ‒, anbieten. Es gibt vielseitige Anwendungsmöglichkeiten, bei denen das Lignin als einziger beziehungsweise hauptsächlicher Bestandteil in Frage kommt: Zum Beispiel als Speiseöladsorber oder Arzneiträger aber auch als biobasierter Bestandteil eines tesa Öko-tapes, als Dämmstoff oder Mikropartikel in der Kosmetik.

Was macht Lignin im Vergleich zu anderen Produkten besonders?

Wir sind mit unserem Lignin für den Bereich Life Sciences First-Mover, das heißt: es gibt aktuell kein vergleichbares Lignin am Markt. Neu ist – zum Beispiel im Vergleich zu Lignin aus der Papierindustrie –, dass das Lignin absolut untoxisch, geruchsarm, temperaturstabil und sehr fein ist. Erst dies ermöglicht überhaupt den Einsatz in unseren alltäglichen Produkten.

Was war die größte Hürde, die Sie überwinden mussten?

Wir “kämpfen” natürlich immer noch… – aber das ist als Start-up normal! Vor allem mit der Suche nach Kunden, strategischen Partnern und Investoren…

Gab es einen Moment, an dem Sie aufgeben wollten?

Bisher zum Glück noch nicht! Wir bekommen viele Anfragen aus der Industrie und viel Unterstützung von der TUHH und unseren Partnern. Das motiviert uns sehr und wir haben noch viele Ideen!

Und umgekehrt: Was war für Sie in Bezug auf die Gründung der beste Moment? Was hat Sie besonders stolz gemacht?

Stolz sind wir zum Beispiel auf den Hamburger Start-up-Award, den wir Anfang Mai gewonnen haben und auf die Teilnahme am YES!DELFT Programm 2019. Und auch auf den ersten tesa-Prototypen, den wir im Rahmen des Forschungsclusters Bioraffinerie2021 entwickelten und an welchem die TUHH maßgeblich beteiligt war.

Worauf dürfen wir uns in den nächsten Jahren freuen, sprich: Was können wir in den kommenden Jahren von Ihnen erwarten?

Zunächst einmal sind die Ausgründung und der Markteintritt geplant. Potenzial sehen wir mit unserem Lignin einerseits als Feinchemikalie für Life Sciences und auch für den Bereich Materialwissenschaften. So haben wir beispielsweise schon Interessenkundgebungen verschiedener Firmen aus den Bereichen Chemie, Kosmetik/Pharma und Biomaterialien vorliegen.

Auch möchten wir unser Innovationspotenzial nutzen, um gemeinsam mit Firmen aus der Biomasseverwertung und unseren Kunden Lignin-basierte Produkte zu entwickeln. Viele von diesen Unternehmen wissen nämlich entweder nichts mit ihrem Lignin-haltigen Biomasse-Reststrom anzufangen. Oder sie möchten gern Lignin einsetzen, benötigen dabei aber die Unterstützung eines Experten.

Wie ist Ihre Vision: Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in 5 Jahren und was ist Ihr ultimatives Ziel?

Wir wollen nicht nur unsere täglichen Produkte mit unserem Lignin ein bisschen grüner – oder brauner (lacht) – machen. Wir wollen auch den Mut haben, die vielseitige Forschung, die es in diesem Bereich an den deutschen Hochschulen gibt, endlich an den Markt zu bringen.

Unsere Vision ist:

Wir möchten erreichen, dass Lignin als zweithäufigstes Biopolymer der Welt endlich seinen festen Platz in unseren täglichen Produkten erhält – wir machen es salonfähig!

Hintergrund:

Gründer:

  • Joana Gil, Co-Founder und CEO, Promotion im Bereich Lignin Partikel- und Produktformulierung
  • Wienke Reynolds, Co-Founder und CTO Lignopure, Promotion im Bereich Lignocellulose-Aufschluss
  • Daniela Arango, CBDO, Masterstudentin Biotechnologie und Bioverfahrenstechnik an TUHH und NIT
  • Stefan Boersting, PPD, Masterstudent Biotechnologie und Bioverfahrenstechnik an TUHH

    Team Lignopure ©Lignopure

Gründungsjahr:

Die Gründungsaktivitäten laufen seit Sommer 2018. Eine Eintragung als UG/GmbH ist zum Ende des Sommers geplant.

Finanzierung:

Bisher nur durch Bootstrapping. Die Finanzierung der Ausgründung und der IP-Übernahme sind aktuell unsere größten Baustellen.

Anzahl Mitarbeiter: 4

Vision: Lignin als zweithäufigstes Biopolymer der Welt salonfähig zu machen

Dieser Film gibt einen weiteren Einblick in Lignopure.