Wer gerne mit dem Elektroboot über einen See schippert, musste sich bislang auf eine gemächliche Bootstour einstellen. Das Allgäuer Bootsbauer Say hat nun das Tempo erhöht und erreicht mit seinem ultraleichten elektrobetriebenen Boot eine Höchstgeschwindigkeit von 87 km/h.
Hinter der Entwicklung des Highspeed-Boots steckt der Carbon-Spezialist Karl Wagner. Seitdem er als 14-Jähriger in der Garage seiner Eltern anfing mit Materialien zu experimentieren, hat er schnell seine Leidenschaft für Leichtbau und damit für Carbon entdeckt. Gerade die Kombination aus extremer Festigkeit und minimalem Gewicht hat ihn besonders fasziniert. Hinzu kam seine Leidenschaft für hohe Geschwindigkeiten. Da war es fast nur logisch, dass Wagner den Weg zum Firmenchef einschlug und Carbotech gründete.
Von der Formel 1 aufs Wasser
Das Unternehmen hat sich im Carbon-Leichtbau schnell einen Namen gemacht. Vielleicht ist es deswegen nicht verwunderlich, dass Wagner und seine Mitarbeiter Formel 1-Teams, Le Mans-Rennställe und Rennfahrern im Motorradsport zu vielen Siegen verholfen haben. Auch in der Luft- und Raumfahrt setzten sie innovative Projekte um – immer mit dem Ziel die maximale Performance aus der Carbon-Faser herauszuholen. Nun hat er das Wissen zu Wasser gebracht und dafür 2015 den Bootsbauer Say übernommen.
Schwimmender Sportwagen
Da Carbon-Fasern ein geringes Gewicht, aber die Zugfestigkeit von Stahl besitzen, sind sie nicht nur leicht. Die Yachten bieten laut Say bei gleicher Antriebsleistung eine stärkere Beschleunigung. Dadurch wird auch mit einem Elektroantrieb eine Höchstgeschwindigkeit von 87 km/h möglich. Das entspricht etwa 50 Knoten, bei einer Leistung von 360 kW.
Say zufolge zeichnen sich die Boote durch eine extreme Wendigkeit aus, ohne dass der Bootsführer dabei die Kontrolle über die Yacht verlieren würde. Ein weiterer positiver Effekt: Durch das geringe Gewicht, sinkt der Verbrauch.
Für die Entwicklung der Boote setzt Wagners Team auf hochentwickelte Softwarelösungen aus der Automobilindustrie. Sie wurden exakt auf den Bootsbau angepasst. Das fängt beim Rumpf an und wird bis ins Detail übertragen. Mit Hilfe von virtuellen Modellen berechnen und bauen die Mitarbeiter das Boot im Computer dreidimensional. Daraus entstehen dann die Planunterlagen für die Produktion. Der Antrieb für das Highspeed-Elektroboot kommt übrigens von österreichischen Unternehmen Kreisel Electric.
Highspeed auf dem See
Da auf den meisten Seen in Deutschland und Österreich motorisierte Boote mit Verbrennungsmotor – bis auf eine begrenzte Anzahl auf beispielsweise dem Starnberger- oder Ammersee in der Nähe von München – ohnehin verboten sind, kommt Say nun mit Booten mit Rennsport-DNA daher. Ein cleverer Schachzug, sich im Bootsmarkt zu etablieren: Denn die meisten E-Boote für Seen sind wesentlich langsamer und die schnellen werden von Verbrennungsmotoren angetrieben. Können also nur auf dem Meer fahren. Das Boot des Allgäuer Bootsbauers kann auf dem See wie auf dem Meer gleichermaßen gefahren werden. Allerdings ist mit einem Nettoverkaufspreis von ab 349.000 Euro auch klar auf welche Klientel Say für seine Boote abzielt.
Foto: Say