Polnische Wissenschaftler entwickeln einen einfachen Corona-Screening-Test, der sogar zu Hause verwendet werden kann. Ein solcher Test ist sehr wichtig, wenn bald große Personengruppen auf Flughäfen und großen Bahnhöfen getestet werden sollen.
Zur Zeit gibt es nur zwei Arten von Tests. Der erste ist der sogenannte “Real time PCR-Test”. Bei diesem Test wird das genetische Material des Virus in der Probe, die der untersuchten Person entnommen wurde, nachgewiesen. Dieser RT-PCR-Test hat den Vorteil, dass er sehr zuverlässig ist. Er hat aber auch einige wesentliche Nachteile. Er dauert zu lange, von 3 Stunden bis zu 18 Stunden. Und er muss von geschultem Personal mit spezieller Ausrüstung und in spezialisierten Labors durchgeführt werden. Und natürlich ist er teuer.
Die zweite Art ist der Immunoassay. Bei dieser Art von Tests wird nach Antikörpern gesucht, die der menschliche Körper gegen das Virus produziert. Dieser Test ist viel billiger, viel schneller (die Durchführung eines solchen Tests dauert nur 15 Minuten) und viel einfacher in der Anwendung. Es gibt jedoch einen großen Nachteil: Er ist nicht sehr zuverlässig. Er kann zum Beispiel bei jemandem, der kürzlich eine Grippe hatte, falsch positive Ergebnisse liefern. Oder umgekehrt, er kann bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem falsch negative Ergebnisse liefern. Oder er führt zu falschen Ergebnissen, wenn er zu kurz nach der Erstinfektion durchgeführt wird. Dann hatte der Körper noch nicht genügend Zeit, auf die Virusinfektion zu reagieren.
Neuer Ansatz für den Coronavirustest
Das MedTech Start-up SensDx arbeitet gemeinsam mit Professor Krzysztof Pyrć vom Małopolska Zentrum für Biotechnologie an der Jagiellonen-Universität (Polen) an einem neuen Typ von SARS-CoV-2-Test. Er wird schnell sein, einfach zu handhaben und zuverlässig. “Es sollte der ideale Test für Flughäfen, Grenzen und überall dort sein, wo es große Personengruppen gibt”, so Katarzyna Pala. Sie ist die Direktorin für Unternehmensentwicklung bei SensDx.
Im Gegensatz zum RT-PCR-Test oder Immunoassay wird der neue Test nicht auf menschliche Antikörper oder die RNA des Virus ausgerichtet sein, sondern stattdessen das Protein des Virus nachweisen. Die Wissenschaftler haben soeben einen ersten Meilenstein erreicht. “Wir haben ein Protein ausgewählt, das wir in unseren Tests verwenden werden. Es handelt sich um ein Protein, das ein Kapsid des Virus bildet (die Proteinhülle eines Virus – Anm. d. Red.) Es ist ein so genanntes konservatives Protein, das nicht mutiert. Gleichzeitig ist es jedoch einzigartig und nur für dieses Virus typisch. Es ermöglicht uns, das Coronavirus bereits im sehr frühen Stadium der Infektion zu erkennen, bevor ein Patient irgendwelche Symptome zeigt”, erklärt Katarzyna Pala.
Patentierte Technologie für medizinische Sensoren
Vor einigen Jahren hatte SensDx diese Technologie der hochempfindlichen medizinischen Sensoren erfunden und patentiert, die auch zu Hause verwendet werden können. Ihr diagnostisches Instrument bestehen aus zwei Teilen. Der erste Teil ist ein elektronisches Lesegerät. Der zweite Teil besteht aus Elektroden, die mit einer speziellen biologischen Schicht versehen wurden und Oberflächenmarker von Viren oder Bakterien erkennen. Dies ist das Herzstück der Technologie. Dank dieses Tests ist es möglich, zu erkennen, welche Viren oder Bakterien eine Infektion bei einem Patienten verursachen. Mit dem Influenza-Test von SensDx liegen die Ergebnisse innerhalb von 3-5 Minuten vor, und ihre Zuverlässigkeit ist vergleichbar mit dem RT-PCR-Test. Dieselbe Technologie wird auch bei den neuen COVID-19-Tests eingesetzt.
Gegenwärtig arbeiten die Wissenschaftler am nächsten Schritt, nämlich an der Auswahl des Biofilms. Einfach ausgedrückt, handelt es sich um eine Mischung verschiedener Moleküle, die an vorselektierte Proteine des SARS-CoV-2-Virus gebunden werden. “Es funktioniert wie ein Schlüssel und ein Schloss. Das Protein ist das Schloss. Jetzt suchen wir nach einem Schlüssel, der zu diesem Schloss passt”, fügt Katarzyna Pala hinzu. Wenn der Biofilm fertig ist, muss das Unternehmen ihn noch einmal testen, um zu überprüfen, dass er nicht auf andere Proteine oder Viren reagiert. Wenn dieser Versuch erfolgreich ist, wird der Biofilm auf die Elektroden aufgebracht und der Prototyp getestet. Zuerst im Labor des Unternehmens, dann in einer “sicheren Umgebung”, erklärt Katarzyna Pala.
Das Start-up erwartet, dass der Prototyp bis Ende Mai fertig ist und im Juni validiert wird.