Bei Autos steht seit einiger Zeit immer mehr die Klimafreundlichkeit im Vordergrund. Elektrisch, klar, aber auch möglichst klein, sparsam im Stromverbrauch und mit möglichst großer Reichweite. Dazu passt der Piëch Mark Zero nun aber überhaupt nicht. Der Luxussportwagen protzt mit mehr als 600 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h. Auch das Design erinnert eher an die extrem durstigen Sportwagen der 1960er Jahre. Was dachten sich Anton Piëch und sein Piëch-Automotive-Mitbegründer und Creative Director Rea Stark Rajcic also dabei, ein „Auto zu bauen, das die Faszination eines Sportwagens in das Elektrozeitalter transportieren soll“?
„Unser Ziel ist es, das emotionale Fahrerlebnis mit modernster Technologie zu unterstützen“, sagt Raijcic, der nach dem Besuch der Kunstschule in St. Gallen und einer Ausbildung zum Typografen und Lithografen bei der Neuen Zürcher Zeitung unter anderem bei Panasonic, Sony und Canon in Japan Als Designer arbeitete. „Die Technik soll dem Fahrer helfen, ihn aber nicht ablenken. Und es geht um das richtige Sportwagen-Feeling: fahren, nicht gefahren werden!“ Die Architektur des Fahrzeugs sei natürlich auch für das Autonome Fahren ausgelegt. „Aber das heben wir uns für spätere Modelle auf.“
Was würde Steve McQueen heute fahren?
In erster Linie sei es darum gegangen, „den coolsten Sportwagen zu machen, den es gibt“, betont Chef-Designer László Varga. „Wir haben uns Steve McQueen als Beispiel genommen und uns gefragt, was er wohl heute gerne fahren würde. Und es war uns wichtig, die typischen Formen der Sechziger und Siebziger, also cleane, runde Oberflächen, auf moderne Art zu interpretieren.“
Das Auto sollte aber nicht nur „cool“ sein, sondern auch zeitlos. Und zeitlos heißt simpel. Ohne zu viel Schnickschnack. „Es darf nicht zu aufdringlich sein. Man kann zum Beispiel das Hintergrundbild seines Telefons oder die Art, sich zu kleiden, ständig ändern, damit es nicht langweilig wird. Das Design eines Autos ist hingegen für die Ewigkeit. Deshalb war es unsere Aufgabe, ein Design zu entwerfen, das nicht modisch ist und das man auch noch nach vielen Jahren gerne anschaut“, erklärt Varga. Als Beispiele nennt der Ungar den 250 Ferrari GTO, den Jaguar E-Type, den Shelby Daytona und die Shelby Cobra, die ursprünglich aus dem Rennsport kamen dann auch zu Straßenfahrzeugen wurden.
So habe man sich laut Varga auch beim Design des Hecks an klassischen Sportwagen orientiert. „Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob wir es abgeschnitten hätten – ein sehr harter Schnitt. Heutige Sportwagen haben normalerweise dieses sehr softe, fließende Heck. Aber auch hier haben wir uns wieder an früheren Jahrzehnten orientiert“, sagt er. „Es war nicht leicht, eine klassische Form so zu machen, dass sie in den Augen der Menschen einzigartig wirkt – das kann ich Ihnen sagen. Für uns ist es einfach wichtig, dass die Leute nicht sagen: ‚Der sieht aus wie ein Ferrari oder Alfa Romeo‘, sondern dass sie sofort wissen: ‚Ach, das ist ein Piëch!‘“
Zeitlose Schönheit
Im Laufe des Prozesses haben die Designer viel experimentiert. Unter anderem auch mit den in den 1980er Jahren weit verbreiteten Klappscheinwerfern. Eine Idee, die jedoch fallengelassen wurde. „Die Klappscheinwerfer passten nicht so richtig zur harmonischen runden Form der Fahrzeugfront. Deshalb haben wir uns wieder den klassischen Scheinwerfern zugewandt. Die runden, großen Scheinwerfer in Verbindung mit dem ovalen Grill sind ein typisches Merkmal von Sportwagen aus den Sechzigern.“
Das Ergebnis war am Ende ein Traumauto, das sich jeder der Beteiligten selbst kaufen würde. „Wir haben einen Sportwagen entworfen, den wir uns auch selbst kaufen würden“, bestätigt Anton Piëch. „Und wir haben lange mit vielen Enthusiasten darüber gesprochen, was im Markt fehlt. Wir wollen einen modernen Klassiker anbieten, der keinen Konsumzyklen unterworfen ist. Der Fahrer unseres Sportwagens soll sich über jede Minute freuen, die er in seinem Auto verbringen darf.“
Auch Varga würde den Mark Zero definitiv kaufen. „Es ist ein wunderschöner, dabei zeitloser Sportwagen. Manche Autos sind so überladen an Komplexität und Details, dass man gar nicht genau erkennt, warum der Designer diese Kante und jene Ecke gesetzt hat. Wir dagegen machen ein Auto, das sehr einfach und clean ist. Toni und Rea gaben mir den Auftrag, eine ‚Timeless Beauty‘ zu erschaffen, also eine zeitlose Schönheit. Und ja, ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis.“
Als aggressiv würde Varga das Design des Piëch Mark Zero keinesfalls bezeichnen, sondern eher als „easy-going und sorglos. So nach dem Motto: ‚Hey, ich weiß, dass ich ein cooles und schnelles Auto bin. Aber das muss ich nicht immer und überall unter Beweis stellen.‘“
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