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About EcoSafe

  • Founders: Arnold Dohr, Alexander Pretsch
  • Founded in: 2022
  • Employees: 0
  • Money raised: Projekt befindet sich in proof-of-concept Phase
  • Ultimate goal: Gewinnung bienenverträglicher Pflanzenschutzmittel aus insektenpathogenen Pilzen
Warum wir über dieses Thema schreiben:

Das Start-up entwickelt eine Alternative zu chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln, die oft toxische Nebeneffekte haben. Zudem eröffnen sich noch weitere Perspektiven für die Anwendung dieser Wirkstoffe gegen Schädlinge im Veterinär- und Humanbereich. 

Der Biologe Dr. Arnold Dohr arbeitete 30 Jahre lang in der Pharma-Industrie im Zulassungsbereich – ein gut bezahlter Job, den er eigentlich in der Pension auf selbstständiger Basis im Consulting weiterverfolgen wollte. Aber es sollte anders kommen: Ein Patentanwalt ermutigte ihn, ein Forschungsprojekt fortzuführen, das er zu Beginn seiner beruflichen Karriere begonnen hatte. Damals arbeitete er in einem Biotechnologie-Labor und er und seine Kollegen waren selbst überrascht, als ein Wirkstoff gegen die Varroamilbe wirkte, aber für Bienen verträglich war. Sogenannte insektenpathogene Pilzarten werden bereits seit Jahrzehnten als biologisches Mittel zur Bekämpfung verschiedener Schädlinge in der Landwirtschaft eingesetzt. Allerdings nutzt man dabei Sporenpräparate. Die Lösung, die Arnold Dohr in seinem Start-up EcoSafe entwickelt hat, basiert jedoch auf spezifischen Stoffwechselprozessen von Pilzen. 

In dieser Folge der Serie Start-up-of-the-Day  spricht der Gründer über seine Innovation und die Herausforderungen des Gründens:

Wie ist das Start-up entstanden? 

Vor dreißig Jahren war das Umweltbewusstsein bei Weitem noch nicht so ausgeprägt wie heute und das Umfeld für biologische Forschung entsprechend schwierig. Deshalb wechselte ich in die Industrie, wo ich für die Zulassung von biotechnologischen Arzneimitteln in Europa und weltweit zuständig war. Nach meiner Pensionierung war das Problem der Varroamilbe nach wie vor aktuell und es war naheliegend, die Forschung am Projekt wieder aufzunehmen. Um einen Antrag auf Förderung stellen zu können, mussten wir eine Studie mit neuen Daten liefern. Nach einem Jahr war es uns gelungen, den Prozess noch weiter zu optimieren und wir konnten die Forschung erfolgreich abschließen. Da die Substanz auf die Varroamilbe wirkt, aber nicht auf die Biene, lag es auf der Hand, dass sie auch noch gegen andere Schädlinge wirken könnte und deshalb wollten wir weiterforschen. 

Als wir die Förderungszusage hatten, haben wir gleich gegründet und ein Team gebildet. Mein Co-Gründer ist der Dozent und Experte für medizinische Chemie und Wirkstoffoptimierung, Dr. Alexander Pretsch, der bereits die Oxford Antibiotic Group gegründet hat. Mit seinem CSO, Dr. Miroslav Genov, konnten wir zudem einen Experten gewinnen, der schon die chemische Synthese und die medizinische Chemie für verschiedene Entwicklungsprogramme für Arzneimittel erfolgreich geleitet hat. Gemeinsam machen wir jetzt weitere Untersuchungen, um neue Perspektiven für Pflanzenschutzmittel zu eröffnen, die für Bienen verträglich sind und Schädlinge eliminieren.

Welches Problem löst ihr und warum ist das wichtig? 

Hochwirksame chemisch-synthetische Wirkstoffe geraten aufgrund ihrer toxischen Nebeneffekte immer mehr in die Kritik. Ihre Anwendung wird von den Behörden zunehmend eingeschränkt oder sogar verboten. Zuletzt hat sich das Problem noch weiter verschärft: Selbst Notfallzulassungen für eine saisonale Anwendung werden immer schwieriger. Dadurch fehlen den Landwirten oft wirksame und erschwingliche Alternativen zum Schutz ihrer Kulturen und das stellt sie vor große Probleme. 

Was uns motiviert, ist das Ziel, durch die von EcoSafe erforschten Wirkstoffe einen möglichen Ausweg aus dieser Situation zu finden. Wir haben es geschafft, insektenpathogene Pilze durch eine spezielle Fermentierungsmethode zur Bildung biologisch aktiver Sekundärmetaboliten anzuregen. Daraus werden wir eine Alternative zu chemisch-synthetischen Mitteln zur Bekämpfung von Schädlingen entwickeln, die wirksam und leistbar ist. Zudem eröffnen sich noch weitere Perspektiven für die Anwendung dieser Wirkstoffe gegen Schädlinge im Veterinär- und Humanbereich. 

Was war das größte Hindernis, das ihr überwinden musstet?

Das Schwierigste war das Bestehen des Bewerbungsprozesses zur Erlangung der Fördermittel des Austria Wirtschaftsservice (aws). Der Bewerbungsprozess bedeutete ein Jahr sehr harte Arbeit. Nur etwa 20 Prozent der eingereichten Projekte waren erfolgreich. Es war wirklich sehr schwer, eine Förderzusage zu erhalten. Ans Aufgeben habe ich dabei aber nie gedacht.

Was waren die bisher schönsten Momente?

Der wohl schönste Moment war die Beobachtung der selektiven Wirkung der aktiven Kulturmedien an Bienen und Varroamilben. Wir sind stolz darauf, dass diese starke Wirkung gegenüber Varroamilben bei wirklich ausgezeichneter Bienenverträglichkeit mittlerweile von einem unabhängigen Forschungsinstitut bestätigt wurde und eine vielversprechende Wirksamkeit auch gegenüber anderen Schädlingen, wie etwa Blattläusen, Spinnmilben, Reiswanzen und Borkenkäfern gezeigt werden konnte.

Wie sind die Bedingungen an eurem Standort?

Für die Anfangsphase ist der Standort am ecoplus Forschungszentrum des Landes Niederösterreich in Tulln an der Donau ganz ideal. Hier finden sich auch gute Rahmenbedingungen für einen späteren Produktionsstandort. 

Das heißt, das Produkt könnte lokal produziert werden?

Ja, die Forschung soll in Österreich sein – und nach Möglichkeit auch die Produktion. Wenn in größerem Stil produziert werden soll, dann könnte dies auf europäischer Ebene erfolgen. Zum Beispiel könnte das ein Großkonzern übernehmen, der die erforderlichen Produktionskapazitäten und Vertriebsmöglichkeiten bereits hat. 

Wie könnte die Produktion erfolgen?

Wir regen insektenpathogene Pilze durch eine spezielle Fermentierungsmethode dazu an, biologisch aktive Sekundärmetaboliten zu bilden. Um in die großtechnische Produktion gehen zu können, müssen wir es schaffen, die Fermentierung zu skalieren. Es braucht noch Untersuchungen, um herauszufinden, ob das möglich ist. Parallel dazu, wird an der Isolierung und Identifizierung der aktiven Wirkstoffe geforscht, um zu sehen, ob sie chemisch-synthetisch hergestellt werden können. Das wäre auch eine Option, in die großtechnische Produktion zu gehen. 

Wie könnte der Wirkstoff zur Bekämpfung der Schädlinge angewendet werden?

Derzeit denken wir an Gefriertrocknung, so dass ein Pulver entsteht, das dann vor Ort aufgelöst und angewendet werden kann. Ob das dann tatsächlich funktioniert, ist eine Frage der Formulierung – und Formulierungsarbeit ist ziemlich langwierig. Wobei die Möglichkeiten nicht zuletzt von den Eigenschaften der aktiven Stoffe abhängen. 

Wo möchtet ihr mit eurem Unternehmen in fünf Jahren sein?

In fünf Jahren sehen wir uns mitten im Zulassungsprozess. Wenn wir diesen erfolgreich durchlaufen haben, dann können wir den Landwirten bienen- und umweltverträgliche Mittel in die Hand geben. Diese ermöglichen es ihnen, gesunde Nahrungsmittel herzustellen und gleichzeitig zum Schutz des Ökosystems beizutragen.

Was macht eure Art Schädlinge in der Landwirtschaft zu bekämpfen, besser/anders als existierende Methoden?

Die von insektenpathogenen Pilzen in unseren Kulturen gebildeten Stoffwechselprodukte, zeigen eine hohe Wirksamkeit gegenüber verschiedenen Insekten und Milben, die als Krankheitserreger bei Pflanzen, Tieren und Menschen auftreten, ohne dabei aber Bienen und Warmblütern zu schaden. 

Danke für das Gespräch.

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