By Official U.S. Navy Page - https://www.flickr.com/photos/usnavy/49841009918/, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=89972812
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Menschen, die schwer an COVID-19 erkranken, müssen häufig künstlich beatmet werden. Auch über längere Zeiträume. Der Weg zurück ins Leben ist danach oft steinig. Sie müssen wieder laufen lernen, sprechen, schlucken und in erster Linie selbständig atmen. Letzteres kann, insbesondere nach längerer künstlicher Beatmung, zum Problem werden. An der Klinik für Innere Medizin B an der Universitätsmedizin Greifswald wird im Rahmen einer internationalen multizentrischen Studie derzeit eine spezielle Zwerchfellstimulationstherapie zur Behandlung von COVID-19-Patienten eingesetzt. Mit Erfolg.

„Die erste Patientin, die in dieser Studie behandelt wurde, war zufällig eine Frau, die COVID-19 überlebte, aber nicht in der Lage war, von der maschinellen Beatmung entwöhnt zu werden“, sagt Prof. Dr. Ralf Ewert, der Leiter des Bereichs Pneumologie, Infektiologie und Weaningzentrum an der Unimedizin Greifswald. „Mit dem neuen Verfahren konnten wir diese über 65 Jahre alte Patientin, die bereits 38 Tage beatmet worden war, zeitnah in eine eigenständige Atmung zurückbegleiten. Insgesamt haben wir nun vier Patienten in die Studie aufgenommen und freuen uns, unsere Ergebnisse für diese vielversprechende Technologie beisteuern zu können.“

Durch Stärkung des Zwerchfells zurück ins Leben

Das Lungpacer® System des kanadischen Medizintechnikunternehmens Lungpacer Medical Inc. stimuliert und stärkt das Zwerchfell während der mechanischen Beatmung. So kann der Patient mit Unterstützung dieser neuartigen Technologie vom Beatmungsgerät entwöhnt werden. Die Unimedizin Greifswald sei das erste Krankenhaus in Deutschland, das an der sogenannten RESCUE-3-Studie teilnimmt, um das neue Verfahren auf seine Wirksamkeit zu überprüfen, betonen die Mediziner. Aktuell ist das System in Deutschland nur im Rahmen von Studien verfügbar.

Künstliche Beatmung ist bei schwer erkrankten zwar oft lebensrettend, auf der anderen Seite kann sie auch schädlich sein. Ganz besonders, wenn sie über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden muss. Beatmungsgeräte pressen die Luft mit Überdruck in die Lungen. Das hat zur Folge, dass der Hauptatemmuskel, das Zwerchfell, nichts zu tun hat. Diese aus Muskeln und Sehnen bestehende Platte, die den Brustraum vom Bauchraum trennt, verliert somit schnell an Kraft. Wie jeder Muskel, der längere Zeit nicht beansprucht wird. Ärzte nennen das eine „beatmungsinduzierte Zwerchfellfunktionsstörung“.

Um einer derartigen Störung vorzubeugen, kann das Lungpacer-System problemlos in die Routineversorgung von Patienten mit invasiver mechanischer Beatmung integriert werden. „Das System verwendet einen LIVE-Katheter, ähnlich wie die zentralen Venenkatheter, die bei den meisten beatmeten Patienten eingesetzt werden. Dieser Katheter kann sowohl Flüssigkeit und Medikamente abgeben, als auch das Zwerchfell und die Zwerchfellnerven stimulieren, um den Muskel zur Unterstützung der Entwöhnung zu trainieren“, beschreiben die Wissenschaftler die Funktionsweise des Systems. „Die Lungpacer-Steuereinheit ist eine mobile, tragbare Einheit, die mit dem Katheter und dem Zwischenkabel verwendet wird, um eine vorübergehende Zwerchfellneurostimulation bereitzustellen.“

RESCUE-3-Studie

Die RESCUE-3-Studie wurde bereits 2019, vor der Corona-Pandemie, gestartet. Sie ist eine „randomisierte, kontrollierte, offene, multizentrische adaptive klinische Studie zur Untersuchung der sicheren und wirksamen Leistung des Lungpacer-Membran-Stimulationstherapiesystems bei Patienten, die sich nicht von der mechanischen Beatmung entwöhnen lassen“. Die Studienteilnehmer waren alle länger als vier Tage mechanisch beatmet worden und haben es in zwei oder mehr Entwöhnungsversuchen nicht geschafft, wieder selbständig zu atmen. Insgesamt wird die Studie mit bis zu 376 Probanden an bis zu 80 Standorten in den USA und der EU durchgeführt.

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