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In der Nutztierzüchtung basiert die traditionelle Fütterung hauptsächlich auf Maissilage und Kraftfutter aus Sojaextraktionsschrot, Rapsextraktionsschrot und Getreideschlempe aus Weizen und Gerste. Teilweise wird auch Fischmehl verfüttert. All diese Stoffe sollen die Tiere mit ausreichend Proteinen versorgen und so eine kontrollierte Aufzucht gewährleisten. Wolfgang Westermeier, Thomas Kühn und Andre Klöckner, Absolventen der Technischen Universität München (TUM), haben mit ihrem Start-up FarmInsect nun eine Technologie entwickelt, durch die das traditionelle Proteinfutter ersetz werden kann.

Mit dem von FarmInsect entwickelten Prinzip können Reststoffe aus der Region, wie Ernte- oder Schälreste eines landwirtschaftlichen Betriebs oder Reststoffe der regionalen Lebensmittelindustrie – zum Beispiel Biertreber oder Altbrot – an Insektenlarven verfüttert werden, um sie zu mästen. Das spart sowohl bis zu 50% CO2 als auch Kosten. Die Verfütterung von lebenden Insekten ist für Hühner, Schweine und Fische gesetzlich erlaubt, ebenso wie die Verwendung von Insektenmehl in der Aquakultur. Eine Zulassung für die Geflügel- und Schweinemast wird für 2021 erwartet.

„Unser dezentrales Verfahren zur Insektenproduktion bietet die Möglichkeit, dass die Larven lebend verfüttert werden können, weil keine langen Transportwege anfallen“, sagt Co-Gründer und Agrarwissenschaftler Wolfgang Westermeier. „Dies stimuliert die Tiere, ihren natürlichen Trieb zu picken und zu wühlen besser auszuleben und fördert so das Tierwohl.“

Regionale Stoffe für Verfütterung vor Ort

FarmInsect liefere Anlagen zur Insektenzucht, die modular in die Infrastruktur jedes Tierzucht-Betriebs integriert werden können, erklären die Erfinder. „Das Schwierigste ist es, aus Eiern Junglarven zu machen“, meint FarmInsect-Geschäftsführer und Co-Gründer Thomas Kühn. Das Unternehmen züchtet in einer eigenen Anlage die Junglarven der „besonders anspruchslosen und robusten“ Schwarzen Soldatenfliege. Diese werden dann, je nach Bedarf, an Betriebe ausgeliefert.

Die FarmInsect-Kreislaufwirtschaft © FarmInsect

Die Junglarven wachsen laut Angaben von FarmInsect in einer Woche in der Klimakammer zu 1,5 Zentimeter großen Larven heran und erhöhen ihr Gewicht um den Faktor 1.000. Zur Herstellung des Insekten-Futtermittels muss lediglich ein Mischtopf mit Biomasse gefüllt werden und die Klimakammer mit jungen Larven be- und mit ausgewachsenen Larven entladen werden. Die Larven können dann direkt verfüttert werden. Aktuell hauptsächlich an Fische, in Zukunft aber wohl auch an Hühner oder Schweine.

Eigene IT-Plattform zur Rückverfolgung der Herkunft

Bei der Verwendung von regionalen Reststoffen als Futtermittel müssten die strengen Regeln des Futtermittelrechts beachtet werden, betont Mitgründer Andre Klöckner, der für die technische Entwicklung und Programmierung verantwortlich ist. Eine besondere Herausforderung sei dabei die lückenlose Rückverfolgung ihrer Herkunft. „Um diese zu dokumentieren haben wir eine IT-Plattform entwickelt.“

Seit April 2020 wird FarmInsect vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium und der Europäischen Union (EU) im Rahmen des Programms „Europäische Innovationspartnerschaften“ gefördert. Im Sommer 2020 wurde das Start-up als eines der vielversprechendsten Food- und Agritech-Start-ups in Europa in das EIT Food Accelerator Network der EU aufgenommen. 

In wenigen Wochen wird FarmInscet eine Pilotanlage bei einem der größten Aquakultur-Betriebe in Bayern in Betrieb nehmen.

Titelbild: Die TUM-Absolventen Wolfgang Westermeier, Thomas Kühn und Andre Klöckner haben das Start-up FarmInsect gegründet. © FarmInsect