Alexander Eissing, Gründer des Technologie- und Food-Unternehmens Livello will gesunde Ernährung in die Büros bringen. Das Smarte daran: Weder Unternehmen noch Mitarbeiter müssen dafür etwas tun. Wie das gelingt, erklärt er im Interview mit Innovation Origins.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Livello zu gründen?
Ich habe ein paar Jahre in New York gearbeitet und hatte direkt vor der Haustüre ein großes Essenangebot. Da war für jeden Geschmack etwas dabei und auch viel Gesundes. Als ich 2015 zurück nach Deutschland kam, fiel mir schnell auf, dass das hier nicht so ist. Außer belegte Brötchen, Döner- und Pommes-Imbissbuden gibt es nicht viel. Wenn sich Mitarbeiter mittags gesundheitsbewusst ernähren wollen, ist das schwierig. Zwar haben wir hier eine tolle Lebensqualität, aber gesunde Convenience-Produkte sind selten. Im Büro erst recht.
Waren Sie bereits vor der Gründung von Livello bereits im Food-Bereich tätig?
Ich bringe einen Tech-Background mit und bin in der Food-Branche groß geworden, denn unser Familienunternehmen ist auch im Catering tätig. Gutes, gesundes Essen war da schon immer wichtig. Ich wollte meine Leidenschaft für Food und Tech verbinden und kam auf die Idee, eine gesundheitsbewusste Ernährung in Büros zu bringen mit einem IoT-Kühlschrank. Viele Mitarbeiter müssen in Ermangelung an Möglichkeiten, gerade, wenn die Offices in Industriegebieten angesiedelt sind, auf Fast Food-Angebote zurückgreifen. Zudem bieten über 80 Prozent der Unternehmen in Deutschland ihren Mitarbeitern keine Verpflegungslösungen an. Durch Umfragen haben wir herausgefunden, dass 96 Prozent der Mitarbeiter sich gerne gesünder ernähren wollen und sich ein modernes Verpflegungskonzept wünschen. Genau diesen Bedarf deckt Livello ab.
Wie sieht Ihr Konzept konkret aus?
Die Idee hinter Livello ist, Mitarbeitern in Pausenzeiten den Zugang zu guter Ernährung zu ermöglichen, ohne, dass sie dafür etwas tun müssen. Sie brauchen keine selbstzubereiteten Gerichte von zu Hause mitnehmen, sondern können aus einem frischen Speisen-Sortiment direkt im Büro wählen. Dazu stellen wir in den Büros unserer Kunden sensorbasierte Kühlschränke auf, die von uns und unseren Partnerunternehmen bestückt, gereinigt und gewartet werden. Das heißt, wir sind mindestens zwei Mal pro Wochen bei unseren Kunden und sorgen dafür, dass ein Ganztags-Sortiment vorhanden ist.
Sie sprechen von sensorbasierten Kühlschränken. Handelt es sich dabei um die bereits vor Jahren propagierte Vision des Kühlschranks, der eigenständig Lebensmittel nachbestellt?
Im Consumer-Segment hat sich das Konzept eines Kühlschranks, der selbständig neue Lebensmittel bestellt, wenn diese aus sind, noch nicht durchgesetzt. Im Business-Segment sieht das anders aus, denn wir können entscheiden, was in den Kühlschrank platziert wird, so dass unser System alles richtig erkennt. Der Kühlschrank sendet uns dann automatisch eine Info, welche Produkte knapp oder aus sind. Wir setzen hierbei auf Live-Inventory, Forcasting und Machine Learning, so dass wir immer genau wissen, was, wann, in welcher Menge benötigt wird.
Dementsprechend sind unsere Mitarbeiter immer mit den richtigen Produkten bei unseren Kunden. Das ist sehr wichtig, denn wir müssen alle Produkte frisch verkaufen und unser Ziel ist es, die Abläuferquoten auf null zu reduzieren. Ebenso penibel sorgen wir für die Einhaltung der Kühlkette, Hygienevorschriften sowie für die Sauberkeit in den Geräten, die einmal pro Woche grundgereinigt werden.
Welches Lebensmittelportfolio bieten Sie Geschäftskunden an?
Aktuell beläuft sich unser Angebot auf etwa 400 Produkte. Das umfasst Sushi, Wraps, Salate, Suppen, Smoothies und vieles mehr. Wir bieten vegane und vegetarische Speisen ebenso an wie laktosefreie, aber auch fleischbasierte Gerichte.
Wer produziert die Lebensmittel?
Wir arbeiten mit etwa 30 Partnern zusammen. Das reicht vom lokal ansässigen Landwirt über Food-Start-ups bis hin zu weiteren Dienstleistern. Auch bei der Auslieferung setzen wir auf Partner. Unsere Logistiker sind jeden Tag pro Jahr aktiv. So können wir eine regelmäßige Belieferung gewährleisten.
Wie funktioniert bei Livello die Auslieferung?
Da wir bis mittags die Kühlschränke bestücken müssen, startet bei uns die Auslieferung sehr früh, um vier Uhr. Bis sechs Uhr werden alle Lebensmittel angeliefert und zwischen sechs und sieben Uhr kommissioniert, also auf die Lieferwägen verteilt. Um sieben Uhr beginnen die Mitarbeiter mit der Auslieferung. Momentan liefern wir im Raum NRW. Eine Expansion in weitere Städte planen wir aktuell.
Was kostet es Unternehmen, wenn sie Ihren Service nutzen?
Das hängt von der Größe des Unternehmens, Menge an eingesetzten Kühlschränken, Umsätze, Lieferfrequenz aber auch davon ab, ob ein Essenszuschuss bereitgestellt wird. Durchschnittlich aber liegt die Servicegebühr bei etwa 400 Euro pro Monat. Hinzu kommen die konsumierten Lebensmittel, die von Mitarbeitern gezahlt werden.
Welche nächsten Schritte planen Sie mit Livello?
Wir planen dieses Jahr stark zu expandieren mit unserem Catering-Geschäft. Zudem entwickeln wir neue Technologien für den Einzelhandel, aber auch Micro-Markets für die Hotellerie und Shop-in-Shop-Lösungen.
Wie wird sich Ihrer Meinung nach der Food-Markt in den kommenden Jahren entwickeln?
Wir sehen ganz klar den Trend hin zu mehr gesunden und frischen Convenience-Lebensmittel für die Zwischenverpflegung und das immer stärker werdende Snacking-Verhalten. Immer mehr Menschen wollen ihre Speisen nicht selbst zubereiten, meistens aus Zeitmangel, sich aber trotzdem gesund ernähren und bei Mahlzeiten spontan entscheiden. Vor allem, wenn es um die Mittagspause im Büro geht.
Fotos: Livello
Auf dem Foto oben ist das Livello-Team zu sehen. Der Mann mit den Tomaten vor den Augen ist Gründer und Geschäftsführer Alexander Eissing.
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