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Laut einer Statistik des Bundesverbandes Sekundärrohstoffe und Entsorgung (BSVE) landen jedes Jahr alleine 10,01 Tonnen Altkleider und Neuware, die nie getragen wurde, im Müll. Der größte Teil davon wird verbrannt oder zu minderwertigen Vliesstoffen verarbeitet, da es keine Möglichkeit gibt, die Stoffe hochwertig wieder zu verarbeiten. Die Mischtextilien können nicht einfach wieder getrennt werden, oder nur mit aufwändigen, chemischen und daher wenig umweltfreundlichen Prozeduren.

Dank eines neuen, mechanischen Verfahrens, an dem der Engineering- und Entwicklungsdienstleister imat-uve gemeinsam mit einem deutsch-niederländischen Projektkonsortium arbeitet, könnte sich das nun ändern. Die so gewonnen Recycling-Garne und -Webstoffe sollen vor allem in der Automobilindustrie, aber auch in Branchen wie Architektur, Heimtextil und Bekleidung Anwendung finden.

Hochwertige Recycling-Garne

In dem neuen Verfahren werden Mischfasern sehr fein aufgerissen und durch neue Technologien der Spinnereivorbereitung in ein besonders weiches gleichmäßiges Kardenband verarbeitet, das sich ideal zum Verspinnen eignet. Die entstehenden hochwertigen Garne (Nm15 und Nm28) könnten je nach Beimischung von Polyester für verschiedene Ansprüche weiterverarbeitet werden, erklärt das Unternehmen. „In den Versuchen des Projekts wurden mittlerweile 12 Garn-Qualitäten in unterschiedlichen Mischverhältnissen gesponnen. Alle Ansätze beim Spinnen, sowohl im Technikum als auch auf industriellen Spinnmaschinen, führten zu sehr guten Ergebnissen“, heißt es in der Presseerklärung. „Die Rohware zur Herstellung der Garne besteht aus sortierter gebrauchter Arbeitskleidung (aus 60 Prozent Polyester und 40 Prozent Baumwolle) und Altkleidern (aus unbekannten Fasermischungen) sowie aus Roh-Polyester.“

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Man habe sogar Garn aus 100 Prozent Mischfasern ohne Komplikationen industriell weben können, freuen sich die Erfinder. „Es gab keine Fadenbrüche und kaum Faserabrieb beim Weben.“ Bereits bei früheren Versuchen mit habe man Standardprüfungen für die Automobilindustrie, „in der hohe Anforderungen an die Strapazierfähigkeit und an den Komfort der Textilien gelten“, bereits sehr gut bestanden. Bei imat-uve geht man nun davon aus, dass künftige Testresultate für die aktuellen Gewebe noch vielversprechender ausfallen werden.

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Bei weiteren Webversuchen in diesem Jahr sollen Garne aus 100 Prozent Mischfasern nicht nur als Schuss- sondern auch als Kettfäden verarbeitet werden. „Ein mit Open-End-Technologie gesponnenes Garn in der Feinheit Nm28/2 wird in den nächsten Versuchsreihen als kettfähige Variante zum Einsatz kommen.“ Außerdem sei Mischfaser-Recycling auch für anspruchsvolle Designs interessant, da eine Durchmischung von Materialien und Farben in der Rohware zu attraktiven Farbgebungen des Garns und Gewebes führe. „Durch gezieltes Vorsortieren der Altkleider sind außerdem spezielle Farbkompositionen möglich.“

Push für die Textilwirtschaft in der Grenzregion Deutschland-Niederlande

Das Gemeinschaftsprojekt der Partner imat-uve, C2C ExpoLab, FBBasic, Stichting Texperium und Trützschler soll für eine Reduzierung des CO2-Footprints von Textilien und einer Stärkung der Textilindustrie im Rhein-Maas-Gebiet sorgen. Darüber hinaus soll die Prozess- und Produktinnovation genutzt werden, „um die Textilindustrie in der Grenzregion Deutschland-Niederlande als Innovationsführer im Bereich Mischfaserrecycling und textiler Kreislaufwirtschaft zu etablieren“.

Das Projekt wird im Rahmen des INTERREGProgramms Deutschland-Niederlande durch die Europäische Union unterstützt und vom nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministerium (MWIDE NRW), dem niederländischen Ministerie van Economische Zaken en Klimaat(EZK) sowie den Provinzen Limburg und Overijssel mitfinanziert.