(c) Kipster
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Die Hühner des in Limburg ansässigen Eierproduzenten Kipster haben ein sehr gutes Leben. Und auch die Umwelt profitiert davon. Die Eier, die u.a. den Weg von den Bauernhöfen in Oirlo und Beuningen zur Einzelhandelskette Lidl finden, sind CO2-neutral. „Die nachhaltigsten Eier der Welt”, sagt Gründer Ruud Zanders, der sein ganzes Leben in der Geflügelzucht gearbeitet hat, stolz. Doch er will noch einen Schritt weiter gehen: „Mein Endziel ist es, dass wir keine Tiere mehr kommerziell in unserem Lebensmittelsystem einsetzen.“

Wie sind Sie auf die Idee für Ihr Start-up gekommen?

Vor ein paar Jahren zeigte ich einer Gruppe von Afrikanern, die mehr über die Geflügelhaltung wissen wollten, die Niederlanden. Ich habe ihnen alles Mögliche gezeigt, von einem Betrieb mit Legebatterie-Hühnern über Freilandhühner bis hin zu ökologischen, nachhaltigen Geflügelfarmen. Ich erklärte ihnen, wie wir versuchen, alles so weit wie möglich zu optimieren. Einschließlich des Futters. Dann sagten sie: ‚Ruud, wenn wir so gutes Getreide und Mais hätten, würden wir das selbst essen!‘

Darüber hatten wir hier nie nachgedacht. Ein Kilo Getreide kann bis zu 10 Menschen ernähren. Wenn man es aber für ein Huhn verwendet, dann ernährt es nur 4 Personen. Die Niederländer sind die besten Landwirte der Welt. Aber Sie fragen sich vielleicht, ob das System überhaupt gut ist. Ich habe dann angefangen, darüber nachzudenken, ob man es nicht anders machen könnte. Dann kamen wir zusammen mit meinen Partnern auf die Idee des heutigen Kipster.

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Was unterscheidet Ihr Unternehmen von anderen in Ihrer Branche?

Wir sind das einzige kommerzielle Geflügelunternehmen der Welt, in dem die Hühner ausschließlich mit Resten aus der Nahrungskette gefüttert werden. Wir begannen ursprünglich damit, die Rolle der Tiere im Lebensmittelsystem zu hinterfragen. Die Universität Wageningen hat darüber geforscht. Wir haben eine Menge daraus gelernt.

Die Grundidee ist, dass fruchtbarer Boden für den Anbau von Feldfrüchten genutzt werden sollte. Dann bleibt etwas Land übrig, das nur als Weide geeignet ist. In diesem Fall kann man darauf eine Kuh oder eine Ziege halten. Aber man kann Schweine und Hühner mit Essensresten füttern. Das ist etwas, das wir im wohlhabenden Westen aus den Augen verloren haben. Das ist überhaupt nichts Neues. Die Menschheit macht das schon seit Jahrhunderten.

Abfälle und Reste

Das Futter für unsere Hühner kommt aus Großbäckereien. Missglückte Ware, Brot- und Gebäckreste. So etwas in der Art. Diese Speisereste kommen in eine Futtermühle, wo sie auf ihren Nährwert hin analysiert werden. Daraus wird dann das Futter hergestellt, das wir unseren Hühnern geben. Dieses wird mit Restprodukten vom Land ergänzt. Das Verhältnis beträgt etwa 70 % aus Bäckereien und der Lebensmittelindustrie und 30 % aus landwirtschaftlichen Produkten. Abgesehen von einigen Vitaminen und ähnlichen Zusatzstoffen wird nichts anderes hinzugefügt.

Unser ultimatives Ziel ist es, dass es überhaupt keinen Abfall mehr gibt und dass wir alles, was wir produzieren, in Form von Nahrungsmitteln verzehren. Eine Gesellschaft ohne kommerzielle Nutzung von Tieren. Man kann viele schmackhafte Dinge herstellen, ohne auf Tiere angewiesen zu sein. Schließlich kann man auch ohne Eier einen leckeren Kuchen backen.

Höchstwahrscheinlich wird es immer Tiere im Nahrungsmittelsystem geben. Aber dann muss man sie tierfreundlich und umweltfreundlich behandeln. Das tun wir, so gut wir können. Und jeder darf sich ohne Voranmeldung selbst davon überzeugen. Jetzt natürlich nicht, wegen Corona. Aber wenn das vorbei ist, dann ist jeder herzlich eingeladen, unseren Hof wieder zu besuchen.

Was war das Haupthindernis, das Sie überwinden mussten?

Nun, die Hindernisse, auf die wir stießen, waren gar nicht so groß. Das Schwierigste war, alles richtig zu koordinieren. Das war unter anderem meine Aufgabe. Und wir mussten einige Leute davon überzeugen, Ihre Skepsis zu überwinden.

Worauf sind Sie am meisten stolz?

Wir sind wirklich stolz darauf, dass alles geklappt hat. Wir haben jetzt einen gut geführten Bauernhof in Oirlo. Anfang dieses Jahres haben wir einen zweiten Hof in Beuningen eröffnet. Jetzt wollen wir auch in anderen Ländern Unternehmen gründen. Wir sind in Belgien, Frankreich und den Vereinigten Staaten aktiv. Wir tun dies auf der Grundlage eines Franchise-Konzepts. Dafür suchen wir Partner vor Ort. Wir stellen in erster Linie das Know-how zur Verfügung, die geschäftliche Seite liegt bei den Partnern im jeweiligen Land.

Wo wird das Unternehmen in fünf Jahren stehen?

Ich hoffe, dass wir innerhalb von fünf Jahren zu einer internationalen Eiermarke geworden sind, wobei die Eier natürlich regional produziert werden. Noch wichtiger ist, dass wir so unsere Vision einer Welt mit einem nachhaltigen Ernährungssystem vermitteln können, in der unsere Eier nachhaltig, CO-2-neutral und tierfreundlich produziert werden.

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