Nach LTE, dem letzten Schrei auf dem Mobilfunksektor, arbeiten Wissenschaftler bereits an der fünften Generation des Mobilfunks, 5G. „Bei der fünften Generation sprechen aber wir gar nicht mehr von einem reinen Mobilfunksystem, sondern von einem universellen Kommunikationssystem enn dieses System ist darauf ausgelegt, das darauf ausgelegt ist, dass auch bestimmte Dinge miteinander vernetzt werden können wie z.B. Industrie 4.0“, erklärt Thomas Schierbaum vom IRT.
Das gemeinsame Forschungszentrum der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz arbeitet mit Hochdruck daran, diese drahtlosen Kommunikationstechnologien für den Broadcast-Sektor weiterzuentwickeln. „Wir haben bereits im letzten Jahr mit mehreren Partnern wie der EBU (European Broadcasting Union), der RAI aus Italien und der BBC aus Großbritannien in die Standardisierung von 5G Rundfunk-Anforderungen eingebracht“, sagt Schierbaum. „Wir sehen 5G als den zukünftigen Netzstandard, über den sich sehr gut Medien wie lineares Fernsehen übertragen lassen. Man kann es aber auch verknüpfen mit nichtlinearen Angeboten in einem Netz.“ Um das zu ermöglichen, müssen allerdings bestimmte Kriterien wie beispielsweise ein Broadcast Modus eingeführt werden.
Im Gegensatz zum herkömmlichen Mobilfunk, bei dem ein Gerät immer mit einem Sendemasten verbunden sein muss, erfolgt die Rundfunkübertragung an hunderte oder tausende Geräte in einer Senderzelle“, so Thomas Schierbaum. „Wir sind nun dabei, den Standard so zu setzen, dass Rundfunkübertragungen auf alle Geräte möglich sind. Das heißt, man kann ein Smartphone, ein Tablet oder ein Fernsehgerät mit diesem Netzstandard betreiben und die Anzahl der Geräte in diesem Netz ist nach oben offen.“ Ein weiteres, wichtiges Kriterium ist, dass der Empfang ohne SIM-Karte funktioniert, da der öffentliche Zugang zum Rundfunk möglich sein muss.
Erste 5G-Tests laufen
Das IRT hat gemeinsam mit dem BR und Nokia ein eMBMS-Single-Frequency-Netzwerk am Laufen, das eine Kombination von Unicast- und Broadcast-Features nutzt, die beide in 5G enthalten sein werden, um TV-Übertragungen liefern zu können. Somit kann das gleiche Signal gleichzeitig auf stationären TV-Geräten als auch auf mobilen Endgeräten empfangen werden. „Wir testen diese Funktionalitäten jetzt Stück für Stück in einem sehr großen Sendernetz, bei dem ein Sender in Freimann steht, einer in Ismaning und einer auf dem Funkhaus. Das sind 400 Quadratkilometer, auf denen wir Rundfunksignale testen.“
Für den Fernsehzuschauer ist 5G im Moment noch Zukunftsmusik, denn aktuell kann nur die Forschung die Signale mit Spezialgeräten empfangen, die es lediglich als Prototypen gibt. Bis die Technik soweit ist, dass sie flächendeckend eingesetzt werden kann, dauert es noch einige Jahre. „Zur Zeit bauen wir auf den Sender Wendelstein einen Großversuch auf, der im Frühjahr nächsten Jahres in Betrieb gehen soll. Dann ist man in der Lage, von einem Fernsehturm mit hoher Sendeleistung ein großes Gebiet zu versorgen.“ Schierbaum schätzt, dass es 2025 soweit sein könnte. „Wir sind da vielleicht manchmal auch ein bisschen forsch und sagen technisch geht es dann“, gibt er zu, denn mindestens genauso wichtig werden die Regulierung und die Geschäftsmodelle sein. „Es lässt sich momentan noch gar nicht sagen, ob der Rundfunk dieses Netz aufbauen wird, ob das von einem Dritten betrieben wird, ob Mobilfunkanbieter beispielsweise Kapazitäten zur Verfügung stellen. All das ist noch zu klären.“
Aktuell wird 5G im Rahmen der European Championships in Glasgow und Berlin an Teststandorten in München und im Aostatal erprobt. Der Test zeigt die Möglichkeiten, lineare und nichtlineare Inhalte auf stationären und mobilen Geräten zu kombinieren.
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