Forelle (eastern brook trout) (c) Skeeze/Pixabay
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Durch die Intensivierung der Fleischproduktion ergibt sich ein enormer Bedarf an eiweißhaltigem Tierfutter. Aber Eiweiß ist ein knapper und wertvoller Rohstoff – und die traditionelle Produktion von pflanzlichem Eiweiß umweltschädigend. Hingegen würde Tierfutter aus Insekten eine artgerechte und umweltverträgliche Nutztierhaltung ermöglichen.

Traditionell wird eiweißreiches Tierfutter aus Soja und Fischmehl hergestellt. Rohstoffe, die eine erhebliche Umweltbelastung darstellen und den Anforderungen an eine biologische Tierzucht nicht gerecht werden. Die österreichische Nutztierhaltung bezieht jährlich circa 250 Tausend Tonnen Soja und Fischmehl aus Südamerika. Die Produktion von Fliegenlarven könnte den Import von Eiweißquellen aus dem außereuropäischen Ausland ersetzen. Kürzere Transportwege und die Schonung der natürlichen Ressourcen würden den Ausstoß klimaschädlicher Gase vermindern.

Natürliche Nahrung

Die Nutzung von Insekten als Futtermittel ist naheliegend. Ein Eiweißmangel hat einen negativen Effekt auf die Gesundheit der Tiere. Hühner, Schweine und Fische ernähren sich auch in ihrem natürlichen Umfeld zumindest teilweise von Insekten. Insekten machen sechzig Prozent der natürlichen Ernährung von Forellen aus. Legehennen und Masthühner fressen neben Körnern und Gräsern auch Insekten. Wenn Schweine im Boden wühlen, suchen sie nicht zuletzt nach Eiweißlieferanten wie etwa Würmern.

Sonderfall Fischzucht

In der Fischzucht spricht zudem der Mangel an hochwertigem Biofutter für insektenbasierte Futtermitteln. Dieser stellt eine erhebliche Barriere in der Umstellung auf die biologische Zucht dar, so das Startup Ecofly, das auf die Zucht von landwirtschaftlich nutzbaren Insektenlarven spezialisiert ist. Fischmehl ist als mariner Rohstoff nicht nachhaltig. Deshalb beschränkt man sich bei der Produktion von Bio-Forellenfutter auf Fischmehl, das aus Verarbeitungsabfällen gewonnen wird. Zudem führt der hohe Anteil an pflanzlichem Eiweiß zu einer schlechteren Verwertbarkeit und in weiterer Folge zu chronischer Darmentzündung, so Ecofly.

Intensive Forschung

Ecofly ist nicht allein auf dem Markt: Es gibt weltweit circa zwanzig Unternehmen, die sich auf insektenbasierte Tierfuttermittel spezialisiert haben. In Europa arbeiten die Unternehmen Protix (Niederlande), Ynsect (Frankreich) und Hermetia (Deutschland) daran. Ecofly hat den Fokus auf ein Segment gesetzt, das bisher unberücksichtigt blieb: eine Proteinquelle für Aufzucht und Mast von Raubfischen.

Hermetia Illucens

Insekten sind in der Lage, Futtermittel mit niederer Proteinwertigkeit in hochwertiges Eiweiß zu verwandeln. Das in den Subtropen vorkommende Insekt Hermetia Illucens (schwarze Soldatenfliege) etwa, ernährt sich von abgestorbenen Pflanzen und besteht kurz vor der Verpuppung zu dreißig Prozent aus Eiweiß. In diesem Stadium könnten die Larven geerntet und verarbeitet oder lebend als Futtermittel verwendet werden. Dieses Konzept der Eiweiß-Rückgewinnung möchte das Startup Ecofly für eine kreislauforientierte Landwirtschaft forcieren.

Produktive Zucht

Ecofly hat die Forschung an der landwirtschaftlichen Nutzung der Hermetia Illucens vor drei Jahren aufgenommen. Die Larven werden mit Nebenprodukten aus der Lebensmittelindustrie gefüttert. Das hat den Vorteil, dass keine zusätzlichen Wärmequellen für die Zucht der Larven benötigt werden. Außerdem kann ein stabiler Prozess gewährleistet und Schadstoffe ausgeschlossen werden. Die Flächennutzung ist ausgesprochen effizient: Auf einem Quadratmeter kann bis zu einer Tonne Protein pro Jahr erzeugt werden.

Protein, Öl und Dünger

Aus den Forschungsarbeiten sind drei Produkte hervorgegangen: Protein, Öl und Dünger. Protein und Öl werden durch die Entfettung der getrockneten Larven gewonnen. Der Dünger geht aus den Rückstanden der Larvenzucht hervor.

  • Das Öl eignet sich in seiner Zusammensetzung als nachhaltiger Palmölersatz in Kosmetik und Lebensmittel sowie als Energielieferant in Futtermitteln für Nutz- und Haustiere.
  • Das Protein eignet sich für Futtermittel in der Aquakultur und als Proteinquelle für Haustiere mit Protein-Unverträglichkeiten. Es hat keine antinutritiven Eigenschaften und kaum allergenes Potenzial. Weitere Eigenschaften sind eine hohe biologische Wertigkeit und hervorragende Verdaulichkeit.
  • Der Dünger ist im Acker- und Gartenbau nutzbar. Nachhaltig produziert, stellt dieser eine biologische Nährstoffquelle für eine Vielzahl von Pflanzen dar. Die Insektenlarven schließen die enthaltenen Nährstoffe enzymatisch auf und werden so für die Pflanzen verfügbar.

Erwiesener Nutzen

Der Nutzen der Larvenzucht wurde in zahlreichen wissenschaftlichen Studien belegt. Bei der Abfallverwertung durch Hermetia Illucens-Larven wurden Protein-Konversionsraten von bis zu neunzig Prozent beobachtet. Auch ein mit Fischmehl vergleichbarer Effekt auf Wachstum und Gesundheit der Tiere wurde belegt. In den CO2-Emissionen liegt Fischmehl mit 1400 Kilogramm CO2 pro Tonne klar hinter dem Insektenmehl, das bei 500 Kilogramm CO2 pro Tonne liegt.

Gesetzliche Hürden

Für den Einsatz in einem größeren Maßstab sind noch einige Hürden zu nehmen. Mit der Verordnung (EG) 893/2017 wurde die Fütterung von bestimmten Insektenarten in der Aquakultur erlaubt. Der Begriff des Nutzinsekts wurde eingeführt und klare Richtlinien für die Produktion von Insektenprotein auf europäischer Ebene festgelegt. In Österreich ist die Fütterung von lebenden Insekten verboten. Man befürchtet mikrobiologische Gefährdungen durch den Eintrag lebender Insekten in Nutztierställen. Auch die Fütterung von Insektenprotein an Hühner oder Schweine ist derzeit noch verboten. Eine Änderung dieser Regelungen ist mit 2020 in Aussicht.

Die Zucht von Insekten wirft auch ethische Fragen auf. Klare Richtlinien für die Haltung und Tötung von gezüchteten Insekten sind notwendig, um eine Akzeptanz in der Gesellschaft zu erreichen.

Das Team Ecofly

Die Gründer des Startup Ecofly sind Simon Weinberger, Michael Forster und Bernhard Protiwensky. CEO Weinberger ist Chemiker und Fischermeister und bringt seine Expertise für Aquakultur ein. CTO Forster absolvierte das Studium für Kulturtechnik und Wasserwirtschaft und trägt mit seinem Wissen aus Technik und Landwirtschaft bei. CFO Protiwensky ist Maschinenbauer und mehrfacher Gründer. Von ihm kommt das Wissen über Düngemittelproduktion. Außerdem trägt er zur technischen Umsetzung bei.

 

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