Wenn man um den High Tech Campus von Eindhoven herumgeht, kann man die Energie spüren, so John Jorritsma, der Bürgermeister der Stadt. Er schien in der Halle des kostenlosen Informationstages High Tech Next in Eindhoven einer der wenigen Laien auf dem Gebiet der Technik zu sein. Aber das machte ihn nicht weniger enthusiastisch.
Jorritsma ist sich bewusst, dass sich ASML, der weltweit größte Produzent von Maschinen zur Herstellung von Mikrochips, im benachbarten Veldhoven befindet. ASML gehört zum Elektronikriesen Philips, der das Wirtschaftswachstum in der Region um Eindhoven stark vorangetrieben hat.
Das Wachstum ist höher als anderswo
“Ich bin im letzten Jahr nach China, Südafrika und Prag gereist. Dort sprechen sie über das Wunder von Eindhoven”, sagt Jorritsma. Aber was genau ist dieses Wunder?
In erster Linie ist es das Wirtschaftswachstum, sagte er. In der Region Eindhoven ist es viel höher als in den übrigen Niederlanden. Eine Umfrage des Brainport Eindhoven zeigt, dass es 2018 3,3 Prozent waren, verglichen mit 2,6 Prozent in den übrigen Niederlanden. Industrie und KMU erbrachten gemeinsam mit 8,5 Milliarden Euro im Jahr 2017 die höchste regionale Wertschöpfung in den Niederlanden. Zum Vergleich: In diesem Jahr waren es 6,9 Milliarden Euro in Rotterdam und 4,5 Milliarden Euro in Amsterdam.
Ein Viertel der Investitionen für Forschung und Entwicklung
Zweitens, so Jorritsma, ist Eindhoven die innovativste Stadt Europas. Dieses Ranking leitet er aus einem Bericht der Europäischen Kommission ab, der im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde. Dies gilt zumindest für europäische Städte mit einer ähnlichen Einwohnerzahl (226.740 im Jahr 2017). Fast ein Viertel aller privaten Investitionen in Forschung und Entwicklung in den Niederlanden werden in Eindhoven getätigt. Das ist natürlich bemerkenswert, denn Eindhoven ist eine relativ kleine Stadt mit einem sehr hohen Anteil an auf High-Tech spezialisierten Unternehmen wie Philips, ASML und dem Halbleiterhersteller NXP. Insgesamt 12.000 hoch qualifizierte Fachkräfte arbeiten in der Region, sagt Jorritsma.
Aber um dieses Wunder am Leben zu erhalten, muss die Strategie des High-Tech-Campus überarbeitet werden, so der Direktor für Business Development, Cees Admiraal, bei der Eröffnung der Veranstaltung. Vor zwei Jahren hatte er das unangenehme Gefühl, dass die “Digitalisierung” nicht konsequent in die Entwicklungsstrategie des High Tech Campus aufgenommen wurde. Das soll jetzt geändert werden.
Sprung in der technologischen Entwicklung
Die Entwicklung digitaler Produkte wie KI und digitale Plattformen ist Voraussetzung dafür, auch in Zukunft eine führende Innovationsregion zu sein. Das wurde ihm klar, nachdem er die Ursache für das stärkste Wachstum der technologischen Entwicklung in Eindhoven in der Vergangenheit untersucht hatte. Es fand statt, nachdem die Technologie der Mechanik auf die Technologie der Mechatronik umgestellt wurde, eine Kombination verschiedener technischer Disziplinen wie Maschinenbau, Mess- und Regeltechnik und Elektronik. Nun kommt die Digitalisierung dazu.
KI und digitale Plattformen sind die Zukunft
Im weiteren Verlauf des Tages machte die Präsentation von Clara Otero, der Direktorin von System Innovation beim Halbleiterhersteller NXP, weiter deutlich, worauf er sich bezog. Otero stellte dar, wie KI-gesteuerte Elektroniksysteme das Auto der Zukunft prägen werden. Die Kombination von KI, digitalen Plattformen und Elektronik führt zu einem enormen gesellschaftlichen Wandel. Es ist daher logisch, dass der High Tech Campus an einer eigenen Strategie für diesen Wandel arbeitet.
Die Zukunftsstrategie des High Tech Campus spiegelt sich im Entstehen verschiedener Labore wider, wie z.B. des 5G-Labors, das die Telekommunikationsunternehmen VodafoneZiggo und Ericsson dort im Januar eröffnen werden. Außerdem wird es ein Innen- und Außenlabor für das Wohnumfeld geben.
Werden wir dem Klimaschutz gerecht?
Ziel ist es, neben der Digitalisierung bis 2030 der nachhaltigste High Tech Campus der Welt zu werden. “Die Menschen sind wegen des Klimas auf die Straße gegangen”, sagt Marketingleiter Paul van Son vom High Tech Campus. “Deshalb muss Nachhaltigkeit auch Teil unserer Zukunftsstrategie sein.”