Teure Spritpreise, Fahrverbote in Innenstädten, Mangel an Parkplätzen und volle Straßen, von all dem lassen sich Autofahrer nicht davon abhalten, auf vier Rädern durch die Gegend zu fahren. Das Auto ist in Deutschland noch immer das beliebteste Fortbewegungsmittel. Auch, wenn jeder weiß, dass Zufußgehen und Radfahren die energiesparendsten Mobilitätsformen sind und sich zudem positiv auf die Gesundheit auswirken.
Wer allerdings in Großstädten mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs ist, der weiß auch, dass das aufgrund schlechter oder fehlender Infrastruktur oft keinen Spaß macht und auch nicht ganz ungefährlich ist. Es gibt keine oder zu enge Fuß- und Radwege, keine ausreichenden Möglichkeiten, das Fahrrad abzustellen. Der motorisierte Verkehr ist ganz klar im Vorteil.
Was macht Zufußgehen und Radfahren im urbanen Raum aber attraktiv, stressfrei und sicher? Und was müssen die Städte tun, damit sich wieder mehr Menschen auf ihren zwei Beinen oder auf zwei Rädern fortbewegen? Diese Frage hat sich auch das Forschungsteam der intelligenten Verkehrsplanung von Prof. Dr.-Ing. Harald Kipke am Nuremberg Campus of Technology (NCT) gestellt. Gemeinsam mit Prof. Ingrid Burgstaller von der Fakultät Architektur der Technische Hochschule Nürnberg forschen sie am neuen Projekt „ViReVuRa – Mit Virtual Reality zur Fußgänger- und Radverkehrsförderung“.
VR als „ideales Werkzeug“
Die Wissenschaftler analysieren mithilfe von Virtual Reality (VR) in Verbindung mit einem Fußgänger- und Fahrradsimulator verschiedene Einflussfaktoren, wie zum Beispiel unterschiedliche Verkehrsführungen, Verkehrsstärken oder Stadtraumgestaltungen. Um Zufußgehen und Radfahren wieder attraktiver zu gestalten, möchten sie den Städten auf diese Weise Hilfestellungen geben, den urbanen Raum ansprechender zu gestalten.
Dazu entwerfen sie mehrere Varianten eines Straßenzuges aus der Praxis und implementieren diese in eine virtuelle Umgebung. „VR ist für unser Projekt ein ideal geeignetes Werkzeug“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Harald Kipke. „Wir können identische und nahezu frei definierbare städtische Räume mit adaptiven Verkehrsszenarien simulieren und so analysieren, welche Voraussetzungen das Zufußgehen und das Fahrradfahren wieder attraktiver machen.“
Die Stiftung „Innovation und Zukunft“ von Manfred und Barbara Schmitz aus Nürnberg fördert das Projekt mit 50.000 Euro.
Titelbild: Über den Telepresence-Roboter kann man sich in die Labore hinzuschalten und bei den Entwicklungsschritten des Projektes live mit dabei sein. © Daniela Ullmann / TH Nürnberg