In Science-Fiction-Filmen sieht das so einfach aus. Man steigt in ein raketenähnliches Gerät ein oder man schnallt sich ein Fluggeschirr an und los geht’s. Die Realität ist widerspenstiger. Im vorigen Monat fand in San Francisco der internationale Wettbewerb für Ein-Personen-Flugsysteme GoFly statt. Doch keins der teilnehmendes Teams konnte den Hauptpreis von 1 Million Dollar mit nach Hause nehmen. Die Prototypen sind nicht oder kaum geflogen. Deshalb wird der GoFly-Wettbewerb wiederholt.
Teams aus der ganzen Welt arbeiteten lange Zeit an Prototypen für den individuellen Flug. Es geht um Flugapparate, die es uns in Zukunft ermöglichen sollen, selbstständig von Ort zu Ort zu fliegen. Aufgabe im Wettbewerb war es, einen Flug von vierzig Minuten zu absolvieren und das Flugzeug sicher zu landen.
Durch Reddit zu rLoop
Saskia Peters ist Projektleiterin bei rFlight und Holland Innovative. Im Jahr 2015 nahm sie am Elon-Musk-Wettbewerb teil, bei dem die Teams aufgefordert wurden, einen funktionierenden Prototyp für die Hyperloop-Kapsel zu entwerfen. Die Teammitglieder, mit denen sie zusammenarbeitete, lernten sich über die Internetplattform Reddit kennen und gründeten schließlich rLoop. Es handelt sich um eine internationale Partnerschaft, der inzwischen 1300 Techniker aus mehr als sechzig Ländern angehören. “Bei rLoop werden neue Technologien entwickelt, darunter der Prototyp für den GoFly-Wettbewerb. Die Teammitglieder können aufgrund ihrer persönlichen Neigung und ihrer Fachkenntnisse entscheiden, ob sie etwas zu laufenden Projekten beitragen wollen”, sagt Peters.
Boeing startete 2017 den GoFly-Wettbewerb, um die Möglichkeiten des Privatflugs zu erkunden. Peters: “Dies geschah in drei Phasen: Präsentation eines Konzepts, Ausarbeitung eines detaillierten Entwurfs und der abschließende Flugwettbewerb in San Francisco. Dort sollten die Teams ihre bemannten Prototypen vierzig Minuten lang fliegen, mit einer Zwischenlandung auf halber Strecke. Die Maschinen mussten eine Reihe von technischen Anforderungen erfüllen und geeignet sein, von jemandem mit einem normalen Führerschein gesteuert zu werden. Leider hat das nicht geklappt, weil die Mannschaften in Bezug auf Technik und Sicherheit noch nicht so weit sind”.
Die verschiedenen Prototypen sehen beeindruckend aus. Doch fragt man sich, welche Testpiloten den Mut finden werden, in diesen Flugmaschinen der Zukunft als erstes Platz zu nehmen. Ein Team wagte bei GoFly einen bemannten Flug. Aufgrund eines technischen Defekts blieb die Maschine in der Luft stehen und der Pilot fiel aus anderthalb Metern Höhe zu Boden. “Zum Glück wurde er nicht verletzt. Ein weiterer Prototyp versuchte, unbemannt zu starten. Aber schon in einigen Zentimetern Höhe erwies sich der Wind als zu stark. Die Technik ist immer noch zu empfindlich. Alle Teams haben noch einen langen Weg vor sich, bis jemand diesen Preis gewinnen kann”, sagte Peters.
Obwohl das Fliegen noch nicht richtig funktioniert, ist GoFly laut Peters eine erfolgreiche Initiative, die der Innovation einen großen Schub gibt. “Die Teams haben durch diesen Wettbewerb viel voneinander gelernt, und es hat sich eine gewisse Verbundenheit zwischen den Teilnehmern entwickelt. Das hat mich enorm inspiriert. Man kann Innovationen fördern, indem man eine Gruppe von Menschen zu etwas herausfordert. Die NASA hatte 1995 einen ähnlichen Wettbewerb organisiert. Ziel war es, ein Raumfahrzeug zu entwickeln, mit dem man mehrmals Flüge von der Erde in die Stratosphäre durchführen kann. Tatsächlich hat dieser Wettbewerb die private Raumfahrt ins Leben gerufen, eine Industrie, die heute zwei Billionen Euro wert ist”.
Holland Innovativ
Die meiste Zeit arbeitet Peters für Holland Innovative (HI). Das ist eine Akademie für Projektmanager und Ingenieure. HI hilft den Unternehmen auch durch die Entsendung von Mitarbeitern. Peters: “Ich arbeite einen Tag in der Woche an rLoop und rFlight. Holland Innovative unterstützt uns bei diesen Projekten. Das ist schön, denn man bekommt sofort kritische Fragen gestellt. Ingenieure sind eigensinnig. Sie sind von ihrer Vorgehensweise überzeugt. In der Vergangenheit hat dies manchmal Probleme bei der Entwicklung von rFlight verursacht. HI kann uns dabei helfen, die Qualitätskontrollprozesse zu verbessern. Dann können Menschen, die aus der Ferne zusammenarbeiten, gemeinsam ein zuverlässiges Endprodukt herstellen. Es gibt eine gegenseitige Befruchtung zwischen HI und rLoop. Man arbeitet sich von zwei Seiten an die Lösung heran”.
Investitionen in Zeiten von Corona
Geld zu bekommen ist derzeit die größte Herausforderung für alle teilnehmenden Teams: “Es gibt durchaus Investoren, deren Augen zu funkeln beginnen, wenn wir unser Konzept vorstellen. Aber im Allgemeinen ist es sehr schwierig, einen Sponsor zu finden, der sagt: ‘Hier ist ein Sack mit Geld, legt los’. Die Corona-Krise erschwert diese Suche noch weiter”.
Was den Wettbewerbs-Preis von einer Million anbelangt, so sagt Peters, dass es nicht um die Dollars geht. Es geht vielmehr darum, neue Technologien erfolgreich auf den Markt zu bringen. “Wie cool wäre es, wenn dies gelingt! Ich glaube fest an eine Zukunft mit selbstfliegenden Geräten. Aber es muss noch viel getan werden. Zum Beispiel für den Aufbau einer geeigneten Infrastruktur. Damit die Menschen nicht kollidieren, wenn zehn Prozent der Bevölkerung individuelle Flugmaschinen benutzen”.
Die Organisatoren von GoFly analysieren nun, was während des Wettbewerbs gut und was weniger gut gelaufen ist. Alle Teams sollten angeben, wie viel Zeit sie für die Vorbereitung ihres Prototyps für die nächste Ausrichtung der Veranstaltung benötigen. Saskia Peters: “Sie wird wahrscheinlich im nächsten Sommer stattfinden. Unser Ziel ist es, dabei zu sein. Bis dahin haben wir alle Hände voll zu tun mit Tests, der Entwicklung von Simulationen und dem Bau unseres Prototyps. Hoffentlich kommt das Projekt nicht zum Stillstand, weil sich die Investoren wegen der Coronar-Pandemie zurückziehen”.
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