Ein interdisziplinäres Wissenschaftlerteam aus sechs verschiedenen Fraunhofer Instituten hat sich mit der Frage beschäftigt, wie sich individuelle Luxusmobilität für die Welt im Jahr 2040 gestalten lässt. In einer Welt, in der Kreislaufwirtschaft und deutlich längere Produktlebensdauer im Mittelpunkt stehen werden. Andererseits gehen Forscher aber auch davon aus, dass diese Welt ebenso vom Wunsch nach individuellen, sich schnell verändernden Lebensstilen bestimmt sein wird. Ein visionäres Fahrzeugkonzept, die „Vision PI“, soll zwischen diesen beiden Punkten eine Brücke schlagen.
Lounge oder Ruhekapsel
Das Fahrzeugkonzept kann je nach Einsatz flexibel und individuell gestaltet werden. Die Fahrgastzelle ist dabei „nach der Logik eines Schalenprinzips modular aufgebaut”, wobei der Innenraum an die individuellen Bedürfnisse der Reisenden angepasst werden kann. So kann die Kapsel zum Beispiel tagsüber kommunikative Lounge dienen. Nachts kann sie dagegen zur Ruhekapsel werden, in der man sich auf langen Strecken erholen kann.
Die eingesetzten Materialien bestünden aus nachwachsenden Rohstoffen oder seien auf optimale Wiederverwertbarkeit ausgelegt, betonen die Erfinder. Außerdem könne das gesamte Modul an verschiedene Mobilitätsträger wie an eine Fahrzeugplattform, ein Flugtaxi oder an eine Hyperloop-Lösung angekoppelt werden. Gleichzeitig könne es ebenso zur interaktiven VR-Lounge umgestaltet werden, „die grenzenloses virtuelles Reisen um die ganze Welt ermöglicht“. Dadurch könne es zu einem „innovativen Bestandteil neuer Mobilitäts- und Gebäudegestaltungen beitragen”.
Modular, individualisierbar und kontextadaptiv
„Die Grundlage für unser Mobilitätskonzept bildet die autonome, leichte und personalisierte AllCell, die mit diversen Plattformen kompatibel ist. Die AllCell kann fahren oder fliegen, wobei stets der effizienteste Energieträger eingesetzt wird“, erklärt Dr. Torben Seemann. Er ist in seiner Funktion als Leiter von Smart Matrix Production am Fraunhofer IST, eines der Mitgliedsinstitute im Fraunhofer-Projektzentrum Wolfsburg, maßgeblich an der Entwicklung des Mobilitätskonzepts beteiligt.
„Unser Konzept ist die Luxusvariante des individuellen Reisens. Exterieur, Interieur sowie Informations- und Kommunikationstechnik sind modular, individualisierbar und kontextadaptiv. Das Interieur der AllCell kann leicht modernisiert werden und ist immer auf dem neuesten Stand der Technik“, sagt Sebastian Stegmüller, Abteilungsleiter Mobility Innovation am Fraunhofer IAO.
Eine weitere Besonderheit sei die nachhaltige Fahrzeugstruktur, die in langlebige, wiederverwendbare Bauteile sowie kurzlebige Verschleißteile bzw. designrelevante Bauteile aufgeteilt wird. „Die langlebigen Bauteile werden nach End-of-Life aufbereitet und in neuen Fahrzeugen wiederverwendet. Die kurzlebigen Bauteile werden hinsichtlich eines nahezu 100-prozentigen Materialrecyclings designt“, so Dr. Philipp Rosenberg, Gruppenleiter Strukturleichtbau am Fraunhofer ICT.
An dem Projekt beteiligt waren Forscher des Fraunhofer-Instituts für Chemische Technologie ICT, des Fraunhofer-Instituts für Schicht- und Oberflächentechnik IST, des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, des Fraunhofer-Instituts für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM, des Fraunhofer-Instituts für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU sowie des Fraunhofer-Instituts für Holzforschung, Wilhelm-Klauditz-Institut WKI.