Ein neuer Stallboden könnte schon bald klimaschädliche Ammoniak-Emissionen in den Kuhställen um mehr als 45 Prozent minimieren. Denn: Bis 2030 müssen die Emissionen in der Landwirtschaft um 30 Prozent gesenkt werden.
Das Gut Dummerstorf im Landkreis Rostock gehört zu den wenigen Milchviehbetrieben bundesweit, in denen emissionsmindernde Bodenbeläge und der Einsatz eines neuartigen Entmistungssystems getestet werden. Regie führt Dr. Jörg Burgstaler von der Universität Rostock. Lucas Pieper, Betriebsleiter des Gutes Dummerstorf, der an der Universität Rostock Agrarwissenschaften studierte, verspricht sich viel von dem Forschungsprojekt der Universität Rostock.
Tierwohl
„Es soll nicht nur dem Umweltschutz, sondern auch dem Tierwohl dienen“, sagt der 31-Jährige. „Die Kühe haben es durch den neuen Boden trockener und viel mehr Trittsicherheit. Das verbessert auch die Klauengesundheit“.
Diese innovative Weiterentwicklung ist an der Professur für Agrartechnologie -und Verfahrenstechnik im so genannten Energie Campus gebündelt worden. Hier entwickelt die Professur unter Leitung von Jörg Burgstaler in Zusammenarbeit mit Dr. Denny Wiedow gemeinsam mit kleineren Unternehmen aus Mecklenburg-Vorpommern Lösungen, die der Umwelt, also dem Klimaschutz dienen, betont Dr. Jörg Burgstaler.
Geruchsempfinden
„Wir wollen dem Zielkonflikt zwischen Umwelt- und Tierschutz gerecht werden“. Durch den von ihm maßgeblich weiterentwickelten Fußboden sorgen neben den Quer- und Längsrillen weitere patentrechtlich geschützte Elemente dafür, dass der Harn der Kühe schnell abtransportiert und weniger Ammoniak in die Umgebungsluft abgegeben wird. Das Geruchsempfinden signalisiere bereits, dass im Stall weniger Ammoniak in der Luft sei. Wieviel, das untersuchen Studierende im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Arbeit zunächst an dem noch nicht modifizierten Stallboden.
Franziska Maria Wieneke schreibt ihre Masterarbeit zu diesem Thema: „Meine Leidenschaft liegt in der Landwirtschaft bei den Kühen“, sagt die Studentin, die im vierten Mastersemester Nutztierwissenschaften studiert. „Es ist ein praxisnahes und brandaktuelles Thema, das für die Landwirtschaft interessant ist.“
Akribisch messen
Gegenwärtig ist sie eine von mehreren jungen Forschern der Professur, die die Umgebungsluft im Stall akribisch messen. In der zukünftigen Ausgestaltung soll die Messtechnik aktiv über ein Regelungsschema eingreifen „Das ist wie ein Ampelsystem“, erklärt Jörg Burgstaler. Bei Grün seien die Emissionen niedrig, ansteigend signalisiert Gelb und bei zu hohen Emissionen zeigt die Ampel Rot an. Daraufhin wird aktiv in das Emissionsgeschehen eingegriffen.
Durch den Einsatz von Gasmesssensoren kann die aktive Ammoniakemissionsbelastung im Stall sowie in Bodennähe erfasst werden. Auf Basis definierter Grenzwerte in Kombination mit emissionsbestimmenden Faktoren werden durch Messung der Temperatur und Verdunstungsrate die flüssigen Ammoniak-Hemmstoffe über den Stallfußboden in die Urinablaufrinnen appliziert. Die Steuerung und Kontrolle soll zukünftig über eine App-Anwendung erfolgen.
Foto: Master-Studentin Franziska Maria Wieneke im Kuhstall des Gutes Dummerstorf.
Auch interessant: Das Null-Emissions-Projekt der EU – nicht ohne unkonventionellen Klimaschutz?