Mit dem Flugtaxi durch die Luft anstatt mit dem Autotaxi im Stau am Boden? Vom Hauptbahnhof München zum Flughafen im Erdinger Moos in einem Bruchteil der Zeit? Zu einem Bruchteil der Kosten? All das soll mit Hilfe einer Weltneuheit schon bald Wirklichkeit werden: dank des komplett elektrisch angetriebenen VTOL-Jets (Vertical Take-Off and Landing) des Münchener Startups Lilium. Daniel Wiegand und drei seiner Mitstudenten der Technischen Universität München gründeten Lilium vor drei Jahren – und widmeten sich dem Projekt Lufttaxi. Mittlerweile arbeiten 40 Ingenieure daran und man hat sich auch Verstärkung von Gett, Airbus und Tesla geholt.
„Wir machen unglaubliche Fortschritte auf dem Weg zu unserem Traum von der Verwirklichung eines kostengünstigen Hochgeschwindigkeitsjets, der Null Emissionen verursacht und die Art revolutionieren wird, auf die sich die Menschen in und um die Städte der Welt fortbewegen“, erklärt Mitbegründer und Leiter von Design & Calculation, Patrick Nathen.
Den Jungfernflug, bei dem er eine Reihe von komplexen Manövern ausführte, darunter auch seinen charakteristischen Mid-Air-Übergang vom Schwebemodus zum Vorwärtsflug, hat ein zweisitziger Prototyp bereits im vergangenen Jahr hinter sich gebracht. „Den Lilium-Jet am Himmel zu sehen und zu beobachten, wie er anspruchsvolle Manöver mit scheinbarer Leichtigkeit durchführt, zeugt vom Können und dem Durchhaltevermögen unseres erstaunlichen Teams. Wir haben einige der schwierigsten Herausforderungen der Luftfahrt-Ingenieurwissenschaft gelöst, um an diesen Punkt zu gelangen“, sagte Lilium-Mitbegründer und CEO Daniel Wiegand damals. „Das erfolgreiche Testflugprogramm zeigt, dass unser bahnbrechendes technisches Design genau so funktioniert, wie wir es uns vorgestellt haben.” Für den Passagiertransport als Flugtaxi allerdings soll ein fünfsitziger Jet eingesetzt werden, an dem Lilum seitdem arbeitet.
So funktioniert der Lilium-Jet
Der Lilium Jet wird zu 100 % elektrisch angetrieben, verursacht keinerlei schädliche Emissionen und könnte die Probleme schlechter Luftqualität in den Städten langfristig lösen. Dabei soll er bei einer Reichweite von über 300 Kilometern eine Höchstgeschwindigkeit von 300 Stundenkilometern erreichen.
Angetrieben wird der kleine Jet von 36 elektrischen Turbinen, die über zwölf bewegliche Klappen an den Flügeln angebracht sind. Beim Start sind die Klappen des Lilium-Jets nach unten gerichtet, um einen vertikalen Auftrieb zu gewährleisten. Einmal in der Luft, kippen die Klappen in eine horizontale Position und sorgen für Vorwärtsschub. Wie bei einem herkömmlichen Flugzeug kommt dann der gesamte Auftrieb, der erforderlich ist, um den Jet in der Luft zu halten, von der Luft, die über die Tragflächen strömt.
Sollte mal eines der Triebwerke ausfallen, ist das auch kein Problem. Der Jet ist so konzipiert, dass jedes Triebwerk einzeln abgeschirmt ist und so Ausfall einer einzelnen Einheit keine Auswirkungen auf die benachbarten Motoren hat. Weiterflug und eine sichere Landung sind auf alle Fälle garantiert. Außerdem verfügt der Jet über ein System, das verhindert, dass der Pilot Manöver durchführt, die der Flugsicherheit widersprechen.
Billiger als ein Autotaxi
Dank der Fähigkeit zum Senkrechtstart braucht der Jet lediglich einen kleinen Landeplatz und verbraucht laut Lilium auch rund 90% weniger Energie als ein Drohnenflugzeug. Im Flug wird der Stromverbrauch des Jets pro Kilometer mit dem eines Elektroautos vergleichbar sein. Der geringe Energieverbrauch wird sich langfristig auch auf die Kosten für die Passagiere auswirken. Sie werden nur einen Bruchteil dessen betragen, was Taxipassagiere aktuell bezahlen. So soll ein Flug von Manhattan zum New Yorker Flughafen JFK etwa 5 Minuten anstatt 55 Minuten dauern und sechs Dollar kosten im Vergleich zu den bis zu 73 Dollar, die aktuell fällig sind.
Bilder und Video: Lilium