Die Computer Entertainment Show (CES), das jährliche Hochaufgebot für Nerds und Start-ups, ist vorbei. Seit einigen Jahren ist die French Tech in Las Vegas stark vertreten. Als Emmanuel Macron noch Wirtschaftsminister war, war er regelmäßig vor Ort. In diesem Jahr waren rund 300 französische Unternehmen anwesend, deutlich weniger als 2019, aber der Schwerpunkt lag in diesem Jahr mehr auf Qualität als auf Quantität. Das zeigte sich auch bei den Innovationspreisen, die die CES jedes Jahr vergibt. Frankreich gewann die meisten Auszeichnungen von allen europäischen Ländern.
So gewann Pixminds, ein Unternehmen aus den französischen Alpen, das sich auf die Interaktion zwischen Mensch und Maschine spezialisiert hat, vier Auszeichnungen für verschiedene Produkte für Gamer, darunter eine Tastatur, eine spezielle Maus und ein außergewöhnliches, klimapositives Headset (Emissionen: -5 Gramm CO2) aus Algen. Schon im vergangenen Jahr wurde das Unternehmen auf der CES ausgezeichnet. Der Erfolg in Las Vegas macht es Pixminds viel leichter, eine Finanzierung zu finden: In den knapp fünf Wochen kamen durch eine Kickstarter-Kampagne 600.000 Euro zusammen.
Haptische Lösungen
Ein weiterer Star der CES war HAP2U, spezialisiert auf haptische und taktile Lösungen. Das Unternehmen erhielt eine Auszeichnung für eine neue Technologie für Smartphones, die es dem Nutzer ermöglicht, Produkte und Objekte auf dem Bildschirm des Telefons mit Hilfe von piezoelektrischen Sensoren zu “berühren” und zu “fühlen”.
Ein weiteres französisches Unternehmen, das dieses Jahr auf der CES auffiel, war Myfood, ein Hersteller von ‘intelligenten’ Pflanzgefäßen und kleinen Gewächshäusern, die es Privatpersonen ermöglichen, mit wenig Aufwand eigenes Gemüse anzubauen.
Apropos Gemüse: Die erste Smart-Kartoffel der Welt hat für Aufsehen gesorgt. Es war ein Gag des Franzosen Nicolas Baldeck, Gründer des Start-ups BPZ Labs. Er war schon mehrmals auf der CES und dieses Jahr beschloss er, sich über all die Gadgets auf der CES lustig zu machen. Er mietete einen Stand, drehte ein Video und präsentierte die SmartPotato. Über ein Interface, genannt Neuraspud, kann man in einer App lesen, was die Kartoffel denkt. Der Witz kostete Baldeck 5.000 Euro, sorgte aber für viel Publicity. Der Stand war einer der belebtesten auf der CES. Doch es war mehr als nur ein Witz: “Es ist eine künstlerische Performance, um die Menschen zum Nachdenken über den aktuellen Trend ‘smart everything’ anzuregen”, so Baldeck in einer Pressemitteilung.
Schließlich erhielt BeFC, ein Startup aus Grenoble, eine Auszeichnung für eine ökologische Batterie aus Papier, die durch Enzyme funktioniert. Die Mini-Batterie kann Lithium-Ionen-Batterien in elektronischen Kleingeräten ersetzen. Diese bioenzymatische Brennstoffzelle ist noch nicht auf dem Markt, aber BeFC will die Bio-Batterien in zwei Jahren produzieren.
Risikokapital verdreifacht
Französische Start-ups sind angesagt und nicht nur auf der CES. Auch das Interesse der Investoren wächst. Im Jahr 2019 wurden 4,8 Mrd. USD an Risikokapital aufgenommen, was einer Verdreifachung gegenüber 2015 entspricht. Es gibt jetzt auch ein französisches Pendant zur CES: Vivatech. Die nächste findet im Juni in Paris statt und ist nach vier Ausgaben bereits jetzt ein unübersehbares Ereignis im europäischen Technologiesektor.