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Schiffsverkehr in europäischen Gewässern und auf Binnenflüssen soll bis 2050 emissionsfrei sein. Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine radikale Umgestaltung des Antriebes notwendig. Heizöl und Diesel Wenn alles gut geht, werden wir Schiffe im Jahre 2050 weder hören noch riechen. Kürzlich fand während der Europäischen Innovationstage ein Beratungstreffen von Experten der europäischen Schifffahrtsindustrie mit Beamten der Europäischen Kommission statt. Doch die Frage, wie die Schiffbauer und Eigner die Emissionsfreiheit erreichen wollen, konnte dabei nicht beantwortet werden.

Sensoren machen Schiffe autonomer

Ziel des Treffens war es, die Beamten in Bezug auf das Investitionsprogramm Horizon Europe zu beraten. Klimaziele spielen dabei eine wichtige Rolle. Thema von Paolo Gugliades, F&E-Direktor des italienischen Schiffbauers Fincantieri – bekannt für den Bau von Mega-Yachten, Kreuzfahrtschiffen und Militärschiffen -, war vielmehr die Erhöhung von Sensoren auf Schiffen, so dass diese autonomer werden. Der Vorteil: Dadurch erhält der Steuermann Zugriff auf mehr Daten als bisher. Was ihm wiederum bei der Entscheidungsfindung hilft. Zumal er somit unabhängiger von Informationen des Festlandes wird. Ein Vorteil, der zur Sicherheit beitragen soll. Nicht unwichtig für einen Sektor, in dem Unfälle manchmal zu negativer Aufmerksamkeit führen.

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Gute Nachrichten für die Schifffahrt. Aber im Moment hat das wenig mit grünem Bootsverkehr zu tun, wie es scheint. Zumindest wird erwartet, dass der Einsatz künstlicher Intelligenz und die Digitalisierung der Schifffahrt zu umwelteffizienten Schiffen führen können, betonte Sinikka Hartonen, Vorsitzende des Reederverbandes in Finnland. Demnach könnte ein Schiff immerhin so umweltfreundlich wie möglich unterwegs sein.

Welche grüne Technologie gewinnt?

Laut F&E-Manager Henk Prins vom Forschungsinstitut MARIN in Wageningen könnten bereits im Jahr 2030 Binnenschiffe sowie kleine Küstenschiffe emissionsfrei fahren. Wie genau, das ist jedoch nicht ganz klar. Denn das Problem ist, dass nicht vorhersehbar ist, welche grüne Technologie die Schiffe der Zukunft dominieren wird. Ist es Wasserstoff? Oder CO2 an Bord zu sammeln und in den Hafen zu bringen? Sonst noch etwas? Man darf gespannt sein. Da Schiffe eine lange Lebensdauer von über 30 Jahren haben, ist die Entscheidung nicht einfach. Denn wenn der Investor im Moment einen Kauf tätigen möchte, stellt sich ihm genau jetzt die Frage, was er kaufen muss, um langfristig wettbewerbsfähig zu sein.

Um eine vorzeitige Abschreibung umweltverschmutzender Schiffe zu vermeiden, könnten diese nachgerüstet werden. Natürlich wird es auch neue, grüne Schiffe geben. Aber die bestehenden Schiffe können mit der neuen, grünen Technologie ausgestattet werden. So könnten sie zu gegebener Zeit ebenfalls emissionsfrei fahren.

Bären unterwegs

Faig Abbasov, verantwortlich für das Schiffsportfolio der NGO Transport & Environment kommentierte die Innovationskraft der verschiedenen Schifffahrtsexperten gegenüber den Brüsseler Beamten. Laut ihm gebe es ein Problem für den Frachtverkehr, wenn die EU Vorschriften erlasse, die weltweit keine Gültigkeit haben. Denn es gibt Länder, die mit schmutzigen Brennstoffen über die Ozeane fahren können. Und das ist wahrscheinlich viel billiger. Diese werden dann ihre sauberen Konkurrenten in Gewässern außerhalb Europas überdauern. Die Lösung sollte also vom UN-Gremium IMO kommen, das die Regeln für den internationalen Versand festlegt. Aber auch dort sieht Abassow Bären unterwegs. Was wäre nämlich, wenn ein Land in der UNO nicht mit den Klimazielen von Paris zusammenarbeitet? Dann kann das gesamte System lahmgelegt werden. Somit wird es nicht möglich sein, die strengeren Umweltvorschriften für den weltweiten Frachtverkehr umzusetzen.