Die COVID-19 Krise stellt die Abgrenzung von Privatleben und Arbeit vor neue Herausforderungen; besonders in Familien mit Kindern: Der Wohnraum ist Homeoffice und Klassenzimmer zugleich. Eltern reiben sich zwischen der Verfügbarkeit für Kinder und Arbeitgeber auf.
Im Homeoffice stellt sich immer die Frage nach der Abgrenzung von Privatleben und Arbeit, weiß Martina Hartner-Tiefenthaler vom Institut für Managementwissenschaften an der TU Wien. Sie empfiehlt räumliche und zeitliche Abgrenzung. So kann es zum Beispiel ein Schreibtisch sein, den man ausschließlich für den Beruf nutzt oder die Einhaltung klarer Arbeitszeiten. Unterbrechungen aus dem Privatleben sollten dann weitgehend minimiert werden.
Abgrenzung von Privatleben und Arbeit
Wenn sich die ganze Familie ständig im Wohnraum aufhält, kann es allerdings rasch zu Konflikten kommen. Die Eltern müssen tagsüber für die Kinder da sein und die Arbeitszeit verschiebt sich in die Nachtstunden. Gleichzeitig erwartet sich der Arbeitgeber vielleicht ganztägige Erreichbarkeit.
Es kann aber auch um Ressourcen gehen, wie etwa einen ruhigen Raum oder einen Computer – wenn nicht jedes Familienmitglied einen besitzt. Die Expertin empfiehlt, Bedürfnisse auszusprechen und klare Regeln zu vereinbaren – sowohl mit dem Arbeitgeber als auch mit der Familie. Sonst kann das zum Stressfaktor werden.
Aus ihrer Forschungspraxis weiß sie, dass auch psychologisch durchdachte Übungen helfen können, die Abgrenzung zwischen Arbeit und Privatleben zu meistern. Diese Übungen setzte sie bereits in einer Handy App um, die im Projekt Arbeit 4.0 entstand. Es handelt sich um Entspannungsübungen und um Ideen, die bei der Abgrenzung von Privatleben und Arbeit unterstützen können.
Erforschung arbeitspsychologischer Probleme
Die App richtet sich nicht nur an Personen im Homeoffice, sondern allgemein an Menschen, die ihre Work-Life-Balance verbessern wollen. Der Übungspool umfasst etwa 60 Übungen, die leicht in den Alltag zu integrieren sind. Die App schlägt wöchentlich neue Übungen vor. Um möglichst passende Übungsvorschläge zu bekommen, füllt man nach der Installation der App einen Fragebogen aus. Übungen, die man gut findet, kann man in einem eigenen Bereich der App abspeichern – die anderen kann man verwerfen.
Jetzt möchte Hartner-Tiefenthaler diese App in der COVID-19 Krise nutzen, um weitere arbeitspsychologische Probleme zu erforschen. Sie stellt die App smartWorkLife im Appstore zum Download zur Verfügung. Jeder kann sie nutzen, um die Abgrenzung von Privatleben und Arbeit zu verbessern – und gleichzeitig zur Studie beitragen. Die Forscherin hofft, dass die App von möglichst vielen Menschen genutzt wird. Die Studie startet am 19. April 2020.
Hartner-Tiefenthal entwickelte die App zur Abgrenzung von Privatleben und Arbeit gemeinsam mit der Forschungsgruppe Industrial Software der TU Wien im Projektfonds Arbeit 4.0. Unterstützung erhielt sie von der Arbeiterkammer (AK) Niederösterreich.
Auch interessant:
Arbeitswelten der Zukunft: Unternehmen denken um
Innovationscampus prägt neue Lebens- und Arbeitswelten