Der beste Weg, CO2-Emissionen zu reduzieren, besteht darin, die umweltbelastende Industrie mindestens viermal so viel für die Menge dieser Emissionen zahlen zu lassen wie heute. Das sagt der ehemalige Energieminister der USA, Nobelpreisträger und Physiker Steven Chu.
Der Preis für CO2-Emissionen liegt derzeit bei rund 20 Euro pro Tonne. Viel zu niedrig, findet Chu. Ihm zufolge sollten es mindestens 80 Euro sein. Andernfalls gibt es keinen finanziellen Anreiz CO2-Emissionen zu reduzieren. Für Unternehmen ist es nicht von Interesse, CO2 zu reduzieren und für die Weiterverarbeitungsbetriebe ist es nicht attraktiv, es zu einem Produkt zu verarbeiten oder das CO2 zu speichern.
Innovative Start-Ups
Chu äußerte sich auf der Jahreskonferenz The Business Booster des europäischen Investors InnoEnergy für innovative Energie Start-Ups in der vergangenen Woche in Paris zu dem Thema.
Der ehemalige Staatssekretär für Energie der Regierung Obama beantwortete damit die Frage eines der Teilnehmer des Kongresses, Robert Rosa von Climeworks. Es handelt sich dabei um ein Unternehmen, das derzeit CO2 aus der Außenluft gewinnt und unter anderem an Obst- und Gemüsebauer mit Gewächshäusern weiterverkauft aber es auch im Erdboden in Island speichert. Dort kristallisiert es in Kombination mit dem Untergrund aus Basalt und verwandelt sich innerhalb weniger Jahre in eine weiße Gesteinsart.
CO2 sofort aus der Luft nehmen
Rosa wollte von Chu wissen, ob es nicht besser wäre, sich auf eine Technologie zu konzentrieren, die jetzt sofort CO2 aus der Luft gewinnen kann, anstatt auf eine Technologie zu warten, die CO2-frei produzieren kann. Denn solange es diese Technologie nicht gibt, wird sich der enorme CO2-Ausstoß der Industrie fortsetzen. Das Klima leidet darunter, könnte aber auch sofort entlastet werden. Seiner Meinung nach ist das eine bessere Strategie.
Laut Chu, der uns sagte, dass er im Vorstand der Firma Inventys, die CO2 abtrennt und recycelt, saß, ist der aktuelle CO2-Preis noch viel zu niedrig, um im Moment diese Richtung einschlagen zu können. „Solange die Welt den CO2-Preis nicht erhöht, stecken wir fest“, so Chu.
Sogar 100 Euro pro Tonne
Um die Umwandlung von CO2 aus der Außenluft in Stein rentabel zu machen, sagt er, dass sogar ein Preis von 100 Euro pro Tonne erforderlich ist.
Um diesen Preis zu erhöhen, müssen die verschiedenen Handelsblöcke der Welt Vereinbarungen über die Kosten der CO2-Emissionen treffen, sagt Chu. „Mein Traum ist es, dass sich die EU und China gemeinsam an einen Tisch setzen und diesbezüglich Vereinbarungen treffen. Am besten ist es, den CO2-Preis über einen Zeitraum von 10 bis 15 Jahren von 20 auf rund 80 Euro pro Tonne zu erhöhen. Das wird der Industrie genügend Zeit geben, sich darauf vorzubereiten.“
‚Traum von CO2-Abkommen zwischen der EU und China‘
Das bedeutet, dass die Industrie ihre Produktionsprozesse anpassen und weniger CO2 ausstoßen muss oder wegen der zusätzlichen Steuern, die ihr durch ihre CO2-Emissionen entstehen, mit einem höheren Preis pro Produkt rechnen muss. An den Grenzen, an denen Waren eintreffen, ist Chus Idee, die Menge der Energie, die für die Produktion verwendet wird, zu schätzen. Die auf dieser Schätzung basierende zusätzliche Steuer muss an die Gesellschaft zurückfließen.