Forschern an der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien gelang der Durchbruch in der Fütterung von Hefezellen mit CO2. Diese Errungenschaft ermöglicht neue biotechnologische Verfahren, die das Treibhausgas CO2 binden und in Chemikalien und Biokunststoffe einzubauen sind.
Hefe ist als Triebmittel für Teig und für das Brauen von Bier bekannt. Dabei bewirkt Hefe die Umwandlung von Zucker in Alkohol und Kohlendioxid. In der Biotechnologie sieht man in Hefen die Möglichkeit für eine erdölfreie Chemieindustrie. Dabei finden Hefen Anwendung in der Herstellung von Biochemikalien und Treibstoffen. Auch hierbei wird der Rohstoff Zucker eingesetzt, um die Hefen zu nähren.
- Der Vorteil dieser Technologie liegt in einer deutlich besseren CO2-Bilanz.
- Der Nachteil liegt in der Konkurrenz zur Nahrungsproduktion.
Die agrarischen Anbauflächen weltweit sind begrenzt und sollten im Sinne der Ernährungssicherheit dem Anbau von Nahrung gewidmet sein.
Hefe, die mit CO2 genährt wird
Forscher weltweit arbeiteten an der Lösung dieses Konflikts. Einem Team Institut für Biotechnologie an der BOKU Wien gelang jetzt der Durchbruch. Sie schaffen es, die Ernährungsweise der Hefezellen von organischen Stoffen – wie Zucker – auf den anorganischen Stoff Kohlendioxid umzuprogrammieren. Das ist vergleichbar mit dem Verhalten von Pflanzen, die sich ebenso von Kohlendioxid ernähren.
Der Versuch basiert auf der Hefe Pichia pastoris, die häufig in der Biotechnologie eingesetzt wird. In dieser Hefe wurden Gene aus Bakterien und Pflanzen kombiniert.
Verwertung der Technologie
Der Durchbruch ermöglicht nun die Entwicklung eines biotechnologischen Verfahrens, welches das Treibhausgas CO2 bindet. Die Technologie ist in Chemikalien und Biokunststoffe einzubauen. Das Forschungsteam unter der Leitung von Diethard Mattanovich arbeitet bereits an der Verwertung der Technologie. Forschungspartner ist das Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib).
Thomas Gaßler, der Dissertant, der mit diesem Projekt seine Dissertation schrieb, arbeitet gemeinsam mit Michael Egermeier in einem Spin-off-Fellowship. Gemeinsam entwickeln sie aus der Hefe ein ressourcenschonendes Herstellungsverfahren für hochwertige Tierfuttermittel. Ziel ist es eine alternative Eiweißquelle zu herkömmlichen Sojaprodukten zu schaffen. Die Nutzung von Soja für Tierfutter ist in mehrfacher Hinsicht bedenklich. Schwerwiegende Gründe sind der Klimawandel und die globale Ernährungs-Sicherheit.
Mehr über das Projekt Carbofeed lesen Sie hier: Hefen als alternative Eiweißquelle für Tierfutter
Die Arbeit wurde im Forschungsjournal Nature Biotechnology veröffentlicht.
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