an iconic Porsche 911 in front of Brandenburger Tor - AI-generated © MidJourney
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Als ich ein Jugendlicher (in den 1970ern) war, hatte mein Onkel einen Porsche 911 Targa. Mein Großvater rief immer zynisch aus „der Playboy kommt“, wenn er alle halbe Jahre mal zu Besuch kam. Für mich und viele in unserer Familie wurde das Auto dennoch zum Traumauto. Mein Vater sagte immer: ein Porsche mache unglücklich. Dabei meinte er nicht, dass das Fahren mit dem Auto unglücklich mache – er meinte seine Hochzeitsreise, die er im damaligen Porsche 356 besagten Onkels viele Jahre früher machen durfte. Dass er ihn nach der Hochzeitsreise wieder abgeben musste, das machte ihn unglücklich.

Über diese Kolumne:

In einer wöchentlichen Kolumne, die abwechselnd von Eveline van Zeeland, Eugene Franken, Katleen Gabriels, PG Kroeger, Carina Weijma, Bernd Maier-Leppla, Willemijn Brouwer und Colinda de Beer geschrieben wird, versucht Innovation Origins herauszufinden, wie die Zukunft aussehen wird. Diese Kolumnisten, die manchmal durch Gastblogger ergänzt werden, arbeiten alle auf ihre Weise an Lösungen für die Probleme unserer Zeit. Bitte lesen Sie hier die bisherige Episoden.

Der Porsche 911 – von der Sportwagen- zur Umweltzerstörungs-Ikone

Das beschreibt sehr gut, wie viele Menschen in aller Welt zur Ikone Porsche 911 stehen. Seit der Eskalation der Klimakrise hat sich das in gewissen Kreisen geändert. Der Porsche 911 ist die Ikone für den besonderen Umweltzerstörer unter den Autobesitzern geworden. Das überrascht, denn eigentlich sind SUVs in diesem Spiel viel effektiver.

Porsche 911 und E-Fuels

Mit dem Aufkommen der E-Fuels hat sich die Abscheu sogar noch vergrößert. Das Feindbild Porsche wird nun im gleichen Atemzug mit den synthetischen Kraftstoffen genannt, die faktisch CO2-neutral wären. „Wären“, wenn sie mit erneuerbaren Energien hergestellt würden. 

Der Haken: der Energieaufwand in Deutschland wäre mit Erneuerbaren nicht zu stemmen und die Kosten für einen Liter E-Fuel wären gleichsam „astronomisch“. Was die Öko-Bewegung dazu veranlasst eine ganz eigene Rechnung aufzumachen: E-Fuels, so ihre Überzeugung, seien für Pkw schlicht eine Verschwendung. Man benötige sie viel mehr für die Schifffahrt und den Flugverkehr.

Das ist richtig. Wenn man davon ausgeht, dass die Energie in Europa, womöglich noch in windarmen Gegenden wie dem Voralpenland produziert werden. Die aufgewendete Energie fehlt logischerweise dann zudem für die Haushalte und die Industrie. Denn: durchschnittlich liefert ein Windkraftwerk in Deutschland onshore gerade mal 2.000 Stunden Energie im Jahr (von 8.760 Stunden).

Nur rund 400 Fahrzeuge könnten dabei von einer Windkraftanlage von 5 MW theoretischer Leistung dann jährlich 14.000 km weit kommen. Im Vergleich dazu wären bereits 3.500 rein elektrische Fahrzeuge über dieselbe Distanz zu bringen. 

Damit, so argumentieren die E-Fuels-Gegner, ist die E-Fuels-Idee eigentlich ad absurdum geführt. Könnte gut sein.

E-Fuels nicht in Deutschland

Porsche baut in Chile zusammen mit Siemens Energy am Haru Oni-Projekt, wo E-Fuels im windreichen Patagonien aus grünem Wasserstoff hergestellt werden sollen. Freilich in vergleichsweise homöpathischen Dosen. Dennoch: eine 5 MW Windturbine hat dort mit 6.000 h/a eine dreimal höhere Energieausbeute, als in Deutschland. Theoretisch könnten dann also 1.200 Fahrzeuge mit den dort hergestellten E-Fuels fahren. Da sieht die Rechnung dann bereits ganz anders aus. Und was die Kosten angeht, hat gerade der Energiekonzern Saudi-Aramco einen Literpreis con 80 ct vor Steuern kolportiert – in Saudi Arabien, so die Info, koste die kWh nur 0,01 €.

Trotzdem hat die Autoindustrie insgeheim bereits entschieden. Dieser Meinung ist jedenfalls der Chef des Autozulieferers Valeo, Christophe Périllat, der in einem Interview in der deutschen Tageszeitung „Welt“ unmissverständlich klar gestellt hat: „Es besteht kein Zweifel, dass sich Elektroautos durchsetzen werden!“

Ideologisch aufgeheizte Diskussion

Aber tatsächlich geht’s nicht um Porsche und Co oder gar E-Fuels. Tatsächlich geht es um die sehr ideologische Ablehnung des Individualverkehrs. Porsche ist da das Symbol für den egoistischen Konsumenten, dem das Klima egal ist. Wer Porsche fährt ist zudem ein Kapitalist und/oder hat seinen/ihren Wagen definitiv mit dubiosen Methoden bezahlt.

Aber es gibt Hoffnung für die 911er-Fans dieser Welt (wenn sie denn klimaschützend unterwegs sein wollen). Gerade hat das Unternehmen Electrogenic einen Elektro-Drop-In-Kit für alte 911er vorgestellt, der die Ikone „zukunftssicher“ machen soll. Mit einer 64 kWh-Batterie und bis zu 360 PS. Das wäre doch ein Vorschlag zur Güte, oder nicht?

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Kleiner Exkurs zur Einordnung:

Während einer Liegezeit von zehn Stunden verbraucht ein mittleres Kreuzfahrschiff rund 50 Tonnen Diesel für die Stromproduktion. Das entspricht dem Tagesverbrauch von 25.000 Dieselautos, die im Durchschnitt rund 30 Kilometer zurücklegen. 

Ein Kreuzfahrschiff wie die AIDA benötigt bei einer Maschinenauslastung von 85% in etwa 140 Tonnen Kraftstoff pro Tag. 

Ich bin mir nicht sicher, ob diese Mengen den Befürwortern von E-Fuels und auch der Öko-Bewegung („Nur für Schifffahrt“) klar sind, zumal der Weltschiffsverkehr gigantische Mengen von Kraftstoff pro Tag verbraucht. Der Weltschiffsverkehr ist laut Wikipedia 2021 für den Ausstoß von 1 Mrd. Tonnen CO2 verantwortlich gewesen. Das sind rund 2,6% der globalen Gesamtemissionen. Zum Vergleich: Deutschland emittierte im Jahr 2021 678 Mio. Tonnen CO2.

Mithin müssten also allein für die Schifffahrt E-Fuels in einer Menge hergestellt werden, die einem Vielfachen des Gesamt-Pkw-Verbrauchs Deutschlands entspricht. Am 1. Januar waren 371.200 Pkw der Marke Porsche in Deutschland zugelassen (aber 5 Mio. SUVs). Vom Porsche 911 wurden 2021 weniger als 8.000 Einheiten zugelassen – bei einem Fahrzeugbestand von rund 50 Mio. Pkw.